https://www.baunetz.de/wettbewerbe/Zentraler_Gedenkort_Station_Z_mit_Einbindung_des_Industriehofs_in_der_Gedenkstaette_Sachsenhausen_97971.html

Wettbewerbsaufgabe

Konzeptionelle Uberlegungen

Die Gedenkstätte Sachsenhausen hat ein dezentrales Konzept entwickelt, das die Ausstellungen an den authentischen Ort und in die authentischen Gebäude verlagert. Dabei sollen die in den authentischen Gebäuden gezeigten Ausstellungen theoretisch und gestalterisch mit dem Ort verknüpft werden. Die Ausstellungen werden mit einer strukturellen Gliederung der Geschichte Sachsenhausens verzahnt, so daß der Besucher, wenn er nur einen dieser Orte besucht, zwar die gesamte Geschichte Sachsenhausens zwischen 1936 und 1945 kennenlernen kann, jedoch nur unter einem der zentralen historischen Aspekte.

Im Bereich der "Station Z" ist vorgesehen, das Thema "KZ und Lebensvernichtung" darzustellen. Leitfunktion dieser sowie der anderen insgesamt zehn kleineren Ausstellungen hat die Fragestellungen des Besuchers: Wo bin ich hier? Was ist hier geschehen? Am Anfang jeder Ausstellung soll der Besucher mit der konkreten Geschichte des Ortes von 1936 bis hin zur unmittelbar zurückliegenden Zeit konfrontiert werden. Dann soll das an diesem Ort vorgesehene Hauptthema entwickelt werden.

Die hierbei im Vordergrund stehenden authentischen Exponate sollen als historische Relikte unbedingt geschützt werden. Die Gedenkstätte soll zum "offenen Lernort" werden, die aktive Auseinandersetzung mit den Spuren und Zeugnissen der Geschichte und ihrer Gegenwartsbedeutung soll angestrebt werden. Die Ausgestaltung der Gedenkstätte als Ort der Begegnung, des Lernens, des Erinnerns und des würdigen Gedenkens an die Verbrechen und an die Opfer des Nationalsozialismus soll parallel mit dem notwendigen Sanierungsprozeß entwickelt werden.

Die Geschichte des Speziallagers von 1945 -1950 wird historisch aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Trennung der Ausstellungsbereiche Konzentrationslager und Speziallager kann durch das dezentrale Konzept gelöst werden.

Der Industriehof als wichtiger Teil des Konzentrationslagers Sachsenhausen muß in das Gedenkstättenareal einbezogen werden.

Weiterhin sollen vor Ort eigene wissenschaftliche Forschung stattfinden und ein historisches Archiv mündlicher und schriftlicher Zeugnisse aufgebaut werden.


Allgemeine Zielvorstellung

Jährlich besuchen ca. 260.000 Menschen die Gedenkstätte Sachsenhausen. Sie ist ein wichtiger Ort der Erinnerung und des Gedenkens.

Aufgabe und Anliegen der Gedenkstätte sind, an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors zu erinnern, das Wissen über diese einzigartigen Verbrechen iebendig zu halten und eine Auseinandersetzung auch im Hinblick auf die Gegenwart zu fördern.

Heute leben nur noch wenige Zeitzeugen und ehemalige Häftlinge. Die zeitliche Distanz zur NS-Zeit wird von den Menschen der Gegenwart als groß empfunden. Für die Arbeit der Gedenkstätte ergeben sich daraus veränderte, zum Teil neue Anforderungen. In diesem Zusammenhang erhält das Erscheinungsbild des Gedenkstättenareals und die darin befindlichen baulichen Zeugnisse eine besondere Bedeutung.

Nachdem die ehemalige Nationale Mahn- und Gedenkstätte Teil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten geworden ist, hat die Stiftung in Zusammenarbeit mit den Opferverbänden und in Abstimmung mit Sachverständigen ein Gesamtkonzept für die Gedenkstätte Sachsenhausen erarbeitet.

Zusammenfassend lassen sich daraus folgende Anliegen und Einzelaufgaben ableiten:

alle Uberreste und Spuren der NS-Zeit müssen dauerhaft gesichert
werden
die Geschehnisse an diesen Orten und ihre Hintergründe sind zu
dokumentieren
ein würdiges Gedenken an die Opfer ist zu ermöglichen
das kritische Nachdenken über das Vergangene, über die histori-
schen Kontexte und über den Gegenwartsbezug ist zu fördern
die Nachkriegsgeschichte des Ortes ist angemessen zu dokumen-
tieren und zur Diskussion zu stellen.

Gegenwärtig wird der Bereich der "Station Z", der wie kein anderer Ort in der Gedenkstätte an Leid, Tod und Vernichtung erinnert, seiner Bedeutung in keiner Weise gerecht. Daraus resultiert die Forderung nach schneller Veränderung und Verbesserung. Dies betrifft insbesondere die Grundmauern mit den authentischen Krematoriumsöfen, deren äußerst desolater Zustand umgehendes Handeln fordert.

Erklärtes Ziel der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten ist es, alle Uberreste und Spuren des NS-Terrors unbedingt zu sichern. Die Erhaltung und Sanierung der originalen Gebäude und Gebäudereste des Konzentrationslagers als "Garanten der Erinnerung" haben Priorität vor evtl. gestalterischen Eingriffen, die aus übergreifenden Überlegungen abgeleitet werden.