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Spreebogen
Ort des Wettbewerbs | Berlin |
Wettbewerbstyp | Landschaftspl. Realisierungswettbewerb |
Gebäudetyp | Gebäudetyp-Unabhängig |
Preise
1. Preis (105 000 DM) |
C. Müller und J. Wehberg, Berlin Mitarbeiter: A. Morsch, C. Bitzegeio, M. Morsch, C. Petrow, T. Hinze, R. Pahlau, U. Brezcek. |
1. Preis (105 000 DM) |
Weber & Saurer, Solothurn / CH Mitarbeiter: D.M. Arn, D. Gadola, B. Flückiger, F. Beyeler Sonderfachleute: Künstler. Ber.: G. Frentzel, Rüttenen; Fachber.: R. Allemand, Viewline Solothurn; K. Lischner und P. G.Flury |
3. Preis (75 000 DM) |
K. Louafi , Berlin Mitarbeiter: U. Richter, C. Glit-Jensen, D. Eggert, S. Schröder, P. Bairstow, T. Gnoyke, Ö. Kayagusuz Sonderfachleute: Fachber.: N. Huber, H. Braun, L. Eggert, G. Maser. |
4. Preis (55 000 DM) |
Burger + Tischer mit S. Helleckes, Berlin / München Mitarbeiter: U. N. Kirchhoff, U. Kletter, F. Menzel, F. Thomas |
5. Preis (40 000 DM) |
J. Weidinger, Berlin Mitarbeiter: T. Seebacher, E. Pelissier, M. Parrt, S. Klever Sonderfachleute: Künstler. Ber.: T. Hannibal |
Ankauf (26 666 DM) |
A. Bürkle, Berlin Mitarbeiter: T. Hennig, J. Herkner, A. Piede Sonderfachleute: Grafik: J. Skrabania; Fachber.: Prof. Dr. Phil. A. Griese. |
Ankauf (26 666 DM) |
A. Röntz , Berlin Mitarbeiter: M. Kaiser, C. Drees, S. Hanke, A. M. Gross, K. Polifka, E. Kuhn Sonderfachleute: Grafik: S. Koroknay |
Ankauf (26 666 DM) |
WES & Partner: H. Wehberg, W. Betz, W. Schmidtke, G. Eppinger, P. Schatz, Hamburg Mitarbeiter: M. Kaschke, J. Wolgast, M. Strauch, E. Boué, A. Schäfer, R. Kienast, B. Wegener, P. Flüthmann Sonderfachleute: Grafik: W. Grothe |
Die Wettbewerbe im BauNetz sind ein Service der Bauwelt-Redaktion.
Kommentar
Demokratie als PflanzplanAusstellung im ehemaligen Staatsratsgebäude, Berlin,bis 8.Juni (täglich von 9 bis 19 Uhr)Ein Park, ein Forum, ein Platz – größer als der Park –, ein zweiter, kleiner Platz. Im landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerb „Spreebogen“ hatte man allerlei Aufgaben zusammengefaßt, um die Gestalt der rund um Bundestag und Kanzleramt verbleibenden Freiflächen zu finden. Nach europaweiter Ausschreibung (152 Bewerbungen) wurden 32 Büros ausgewählt, die sich sichtlich an der Anforderungsvielfalt dieses Wettbewerbs abmühten. Da galt es, den Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude zu gestalten, der in Berlin emotionale Erinnerungen weckt – vom Bolzplatz über Konzerte bis hin zu Christo, von der historischen Dimension dieses Ortes einmal ganz zu schweigen. Für welche Erlebnisse wird der Platz der Republik als Vorplatz des künftigen Bundestags stehen? Dann gibt es den Ebertplatz östlich des Reichstagsgebäudes, über den einst die Mauer lief und der künftig zur Verbindung vom Bundestag zu den Dorotheenblöcken (Bundestagsverwaltung und -präsidium) wird. Der Ebertplatz wurde spät in den Katalog der Wettbewerbsaufgaben eingebunden, er wird aber voraussichtlich als erste Teilfläche realisiert.Für die dritte Aufgabe, das Forum zwischen dem Kanzleramt und den Büros der Bundestagsabgeordneten im Alsenblock, bleibt zur Realisierung dagegen noch Zeit – bis nach der Deckelung des Tiergartentunnels. Dort soll ein langfristiges Provisorium entstehen, bis eine „zukünftige Generation“ (Staatssekretär Hans Stimmann) zu gestalten weiß, was Axel Schultes und Charlotte Frank zum „zentralen Ort der Republik“ erklärten.Und dann ist da der Spreebogenpark, der pleasure ground des Bundesquartiers, ein öffentlicher Park auf dem Areal zwischen dem „Band des Bundes“ und dem Spreeufer. Im Schatten des Kanzleramtes gelegen, wird er zum Stadteingang für Tausende werden, die Berlin über den Lehrter Bahnhof erreichen. Der Spreebogenpark gab dem Wettbewerb den Namen – und der Wettbewerbsaufgabe die besondere Schwierigkeit. Ist der Park eine Fortsetzung des Tiergartens über den Einschnitt der aneinandergereihten Bundesbauten hinweg? Oder ist er eine eigenständige, vom Charakter des Tiergartens klar unterschiedene Anlage, deren Gestaltung die Lage an der Spree zwischen Kanzleramt und Bahnhof zum Ausdruck bringt? Die Unterschiedlichkeit und die übergroße Komplexität der Aufgaben haben die Teilnehmer offensichtlich überfordert. Insofern verwundert es nicht, daß der erste Preis geteilt wurde, weil unterschiedliche Entwürfe unterschiedlich gute Lösungen für einzelne Teilflächen anbieten. Sieht man allerdings von der Schwierigkeit der Wettbewerbsaufgabe ab und gesteht den Teilnehmern zu, daß sie sich notgedrungen erlaubt haben, einzelne Flächen intensiver zu bearbeiten als andere, ergibt sich dennoch ein Gesamtbild, das nicht zufriedenstellt. Im Querschnitt der Arbeiten wird deutlich, daß viele sich blenden ließen von der „Würde“ der Orte, von Stichworten wie „Demokratie“, „Repräsentation“ und „Republik“. Da wurde der Spreebogen zum „vorparlamentarischen Raum“, der für „das Leben“ stehe und damit für „die ständige Auseinandersetzung um die Verantwortung im Umgang mit der Natur“. „Die Ideale der Demokratie“ sehen einige Verfasser durch „abgesenkte Mitten“ und „Inszenierungsebenen für Jedermann“ dargestellt. Und durch „Technikboxen“ gesteuerte „Lichtreflexe, akustische Programme und Wasserspiele“ sollen – per Lichtschranke an Besucher rückgekoppelt – dem Bürger vermitteln, daß ein direkter Einfluß auf die bunte politische Landschaft zumindest auf dem Platz der Republik gegeben sei. Durchgesetzt haben sich allerdings die Entwürfe, die ihre symbolischen Bezüge zu Raumbildern der Erlebnis-Demokratie nicht übertreiben. Der Platz der Republik im Entwurf von Müller und Wehberg, Berlin, (ein 1.Preis) wird erneut zur Rasenfläche. Die Wirkung des offenen Raumes unterstützen nur wenige Elemente. Im Süden reichen freie Gehölzgruppen aus der Kulisse des Tiergartens an den Platz heran, gegliedert wird die große Fläche durch unterschiedlich dicht zueinander gepflanzte Hecken, die südlich des Forums einen optischen Schwerpunkt bilden. Das Forum selbst wird gepflastert. Im Bereich des Ebert-Platzes arbeiten Müller und Wehberg mit wechselnden farbigen Belägen, ein Betonband markiert den Mauerverlauf. Der Spreebogenpark selbst soll auf Empfehlung der Jury (Vorsitz: Holger Haag, Hannover) nach dem Entwurf von Weber+Saurer, Solothurn/ Schweiz, (ein 1.Preis) realisiert werden. Wie in der Auslobung vorgesehen, bleibt hier der Geländesprung zwischen dem zum Fluß sogar ansteigenden Niveau des Spreebogenareals und dem niedriger liegenden Uferweg erhalten. Die Denkmalpflege hatte auf dieser historischen Struktur beharrt. Allerdings entsteht durch diese Vorgabe in den meisten Entwürfen ein Park, der zur Spree wie zum Lehrter Bahnhof keine Beziehung aufnimmt – angesichts der eigentlich möglichen Blicke zwischen den so wichtigen Orten ein grundsätzlicher Fehler. Viel zu wenige Arbeiten haben sich, wie beispielsweise der angekaufte Entwurf von Ariane Röntz, Berlin, an dieser Stelle über die Auslobung hinweggesetzt und den Park zum Fluß abgesenkt. Weber+Saurer dagegen überhöhen das Gelände zur Spree hin, indem sie zwei nach Norden ansteigende Erdskulpturen zum zentralen Element des Parks machen. In der Mehrheit der Entwürfe will der Spreebogenpark Aufmerksamkeit für sich selbst und vertraut nicht auf die Lagegunst. Angesichts dieser Auswahl ist die Entscheidung für das Konzept von Weber+Saurer zumindest konsequent, da dieser Entwurf die Eigenständigkeit des Parks neben Tiergarten, „Band des Bundes“, Spree und Bahnhof am deutlichsten betont. Die Qualität des Raumes als zur Spree offene Fläche wird man allerdings nur noch kurze Zeit, während der Bauphase, erahnen können.Thies Schröder
Demokratie als PflanzplanAusstellung im ehemaligen Staatsratsgebäude, Berlin,bis 8.Juni (täglich von 9 bis 19 Uhr)Ein Park, ein Forum, ein Platz – größer als der Park –, ein zweiter, kleiner Platz. Im landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerb „Spreebogen“ hatte man allerlei Aufgaben zusammengefaßt, um die Gestalt der rund um Bundestag und Kanzleramt verbleibenden Freiflächen zu finden. Nach europaweiter Ausschreibung (152 Bewerbungen) wurden 32 Büros ausgewählt, die sich sichtlich an der Anforderungsvielfalt dieses Wettbewerbs abmühten. Da galt es, den Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude zu gestalten, der in Berlin emotionale Erinnerungen weckt – vom Bolzplatz über Konzerte bis hin zu Christo, von der historischen Dimension dieses Ortes einmal ganz zu schweigen. Für welche Erlebnisse wird der Platz der Republik als Vorplatz des künftigen Bundestags stehen? Dann gibt es den Ebertplatz östlich des Reichstagsgebäudes, über den einst die Mauer lief und der künftig zur Verbindung vom Bundestag zu den Dorotheenblöcken (Bundestagsverwaltung und -präsidium) wird. Der Ebertplatz wurde spät in den Katalog der Wettbewerbsaufgaben eingebunden, er wird aber voraussichtlich als erste Teilfläche realisiert.Für die dritte Aufgabe, das Forum zwischen dem Kanzleramt und den Büros der Bundestagsabgeordneten im Alsenblock, bleibt zur Realisierung dagegen noch Zeit – bis nach der Deckelung des Tiergartentunnels. Dort soll ein langfristiges Provisorium entstehen, bis eine „zukünftige Generation“ (Staatssekretär Hans Stimmann) zu gestalten weiß, was Axel Schultes und Charlotte Frank zum „zentralen Ort der Republik“ erklärten.Und dann ist da der Spreebogenpark, der pleasure ground des Bundesquartiers, ein öffentlicher Park auf dem Areal zwischen dem „Band des Bundes“ und dem Spreeufer. Im Schatten des Kanzleramtes gelegen, wird er zum Stadteingang für Tausende werden, die Berlin über den Lehrter Bahnhof erreichen. Der Spreebogenpark gab dem Wettbewerb den Namen – und der Wettbewerbsaufgabe die besondere Schwierigkeit. Ist der Park eine Fortsetzung des Tiergartens über den Einschnitt der aneinandergereihten Bundesbauten hinweg? Oder ist er eine eigenständige, vom Charakter des Tiergartens klar unterschiedene Anlage, deren Gestaltung die Lage an der Spree zwischen Kanzleramt und Bahnhof zum Ausdruck bringt? Die Unterschiedlichkeit und die übergroße Komplexität der Aufgaben haben die Teilnehmer offensichtlich überfordert. Insofern verwundert es nicht, daß der erste Preis geteilt wurde, weil unterschiedliche Entwürfe unterschiedlich gute Lösungen für einzelne Teilflächen anbieten. Sieht man allerdings von der Schwierigkeit der Wettbewerbsaufgabe ab und gesteht den Teilnehmern zu, daß sie sich notgedrungen erlaubt haben, einzelne Flächen intensiver zu bearbeiten als andere, ergibt sich dennoch ein Gesamtbild, das nicht zufriedenstellt. Im Querschnitt der Arbeiten wird deutlich, daß viele sich blenden ließen von der „Würde“ der Orte, von Stichworten wie „Demokratie“, „Repräsentation“ und „Republik“. Da wurde der Spreebogen zum „vorparlamentarischen Raum“, der für „das Leben“ stehe und damit für „die ständige Auseinandersetzung um die Verantwortung im Umgang mit der Natur“. „Die Ideale der Demokratie“ sehen einige Verfasser durch „abgesenkte Mitten“ und „Inszenierungsebenen für Jedermann“ dargestellt. Und durch „Technikboxen“ gesteuerte „Lichtreflexe, akustische Programme und Wasserspiele“ sollen – per Lichtschranke an Besucher rückgekoppelt – dem Bürger vermitteln, daß ein direkter Einfluß auf die bunte politische Landschaft zumindest auf dem Platz der Republik gegeben sei. Durchgesetzt haben sich allerdings die Entwürfe, die ihre symbolischen Bezüge zu Raumbildern der Erlebnis-Demokratie nicht übertreiben. Der Platz der Republik im Entwurf von Müller und Wehberg, Berlin, (ein 1.Preis) wird erneut zur Rasenfläche. Die Wirkung des offenen Raumes unterstützen nur wenige Elemente. Im Süden reichen freie Gehölzgruppen aus der Kulisse des Tiergartens an den Platz heran, gegliedert wird die große Fläche durch unterschiedlich dicht zueinander gepflanzte Hecken, die südlich des Forums einen optischen Schwerpunkt bilden. Das Forum selbst wird gepflastert. Im Bereich des Ebert-Platzes arbeiten Müller und Wehberg mit wechselnden farbigen Belägen, ein Betonband markiert den Mauerverlauf. Der Spreebogenpark selbst soll auf Empfehlung der Jury (Vorsitz: Holger Haag, Hannover) nach dem Entwurf von Weber+Saurer, Solothurn/ Schweiz, (ein 1.Preis) realisiert werden. Wie in der Auslobung vorgesehen, bleibt hier der Geländesprung zwischen dem zum Fluß sogar ansteigenden Niveau des Spreebogenareals und dem niedriger liegenden Uferweg erhalten. Die Denkmalpflege hatte auf dieser historischen Struktur beharrt. Allerdings entsteht durch diese Vorgabe in den meisten Entwürfen ein Park, der zur Spree wie zum Lehrter Bahnhof keine Beziehung aufnimmt – angesichts der eigentlich möglichen Blicke zwischen den so wichtigen Orten ein grundsätzlicher Fehler. Viel zu wenige Arbeiten haben sich, wie beispielsweise der angekaufte Entwurf von Ariane Röntz, Berlin, an dieser Stelle über die Auslobung hinweggesetzt und den Park zum Fluß abgesenkt. Weber+Saurer dagegen überhöhen das Gelände zur Spree hin, indem sie zwei nach Norden ansteigende Erdskulpturen zum zentralen Element des Parks machen. In der Mehrheit der Entwürfe will der Spreebogenpark Aufmerksamkeit für sich selbst und vertraut nicht auf die Lagegunst. Angesichts dieser Auswahl ist die Entscheidung für das Konzept von Weber+Saurer zumindest konsequent, da dieser Entwurf die Eigenständigkeit des Parks neben Tiergarten, „Band des Bundes“, Spree und Bahnhof am deutlichsten betont. Die Qualität des Raumes als zur Spree offene Fläche wird man allerdings nur noch kurze Zeit, während der Bauphase, erahnen können.Thies Schröder