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Neue Nuntiatur

Ort des Wettbewerbs Berlin
Wettbewerbstyp Beschränkter, einstufiger Realisierungswettbewerb


Preise
1. Preis (20 000 DM) Baumewerd, Münster
Mitarbeiter: Gruß, Igel, Achterkamp, Bodem
2. Preis (15 000 DM) Schürmann & Partner - Schürmann, Lenzen, Kötter, Köln
Mitarbeiter: Beiner, Bergmann, Erichson, Euler, Euskirchen, Harwardt, Lühr, Weber
3. Preis (10 000 DM) Kulka, Köln
Mitarbeiter: Stamborski, Kastner
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Kommentar
In der vergangenen Woche wurde das Ergebnis des beschränkten Wettbewerbs mit sieben Teilnehmern für den Neubau der Apostolischen Nuntiatur in Berlin präsentiert. In der Reihe der Botschaften nimmt die Nuntiatur eine besondere Rolle ein. Nicht nur, daß der Nuntius der Doyen des Diplomatischen Corps
ist und somit zahlreichen protokollarischen Verpflichtungen nachzukommen hat, die Nuntiatur ist eine Institution mit explizit kirchlichem Charakter. Auch aus diesem Grund wurde für die neue Nuntiatur in Berlin ein Standort in räumlichem Zusammenhang mit einer Kirche und Gemeinde gesucht.
Ihren ersten Sitz bezog die Apostolische Nuntiatur 1925 in der Berliner Rauchstraße. Nach Kriegszerstörung und Abriß in Folge sowie der Übersiedlung der Nuntiatur nach Bonn wurde das Grundstück dem Bistum Berlin übertragen (das wiederum veräußerte es 1981 dem Senat von Berlin) mit der Auflage, daß bei Bedarf dem Heiligen Stuhl wieder ein adäquates Areal zur Verfügung gestellt werde. Da dies mit dem Umzugsbeschluß der Bundesregierung relevant wurde, offerierte das Bistum drei Grundstücke. Die Wahl fiel schließlich auf das Grundstück der St.-Johannes Gemeinde in der Neuköllner Lilienthalstraße am Rande des Volksparks Hasenheide.
Das dreieckige Grundstück wird begrenzt durch Straße, gründerzeitliche Wohnbebauung und durch die St.-Johannes-Basilika – für die Nuntiatur die wichtigste Raumfigur in der Nachbarschaft. So nimmt denn auch der von der Jury (Vorsitz: Karljosef Schattner, Eichstätt) mit dem 1. Preis prämierte Entwurf von Dieter-Georg Baumewerd, Münster, „in Form und Ausrichtung den Bezug zur Johannes-Basilika auf“.
Das Gebäude ist parallel beziehungsweise rechtwinklig zu Kirche und Straße angeordnet. Zwei parallele Kuben, die den Kanzleibereich (Repräsentations- und Arbeitsräume
sowie eine Kapelle) beherbergen, flankieren einen zentralen Flachbau, der die Achse des Kirchenquerhauses aufnimmt. Mit einem weiteren orthogonal dazu und zur Straße hin angeordneten Baukörper wird ein Vorhof, über den die Anlage
erschlossen wird, gebildet. Hier befindet sich die Residenz, wo der Nuntius mit seinen Mitarbeitern in einer klosterähnlichen Gemeinschaft wohnt.
Die durch diese Anordnung geschaffenen, „fast monumentalen“ Raumsituationen und die „schlichte Form“ der Baukörper vermitteln, so hob die Jury lobend hervor, „Würde und Feierlichkeit“.
Allerdings kamen mit der Bestätigung der Juryentscheidung aus Rom auch einige Änderungswünsche. Insgesamt soll das Gebäudeensemble kompakter werden und einzelne Bereiche, wie z. B. die Kapelle und die Räume der Ordensschwestern, die sich um den Betrieb des Hauses kümmern, innerhalb der Baukörper verlegt werden. Und die zu monumental anmutende Treppenanlage im Flachbau soll zurückhaltender gestaltet werden. Denn nach der „geistlichen Richtlinie für den ästhetischen Ausdruck des Gebäudes“ soll der Bau zwar dem dienstlichen Auftrag des Nuntius entsprechen, vor allem aber auch von „Zurückhaltung und angemessener Bescheidenheit“ geprägt sein.
Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury jedoch von dem städtebaulichen Ensemble und bestätigt damit den kirchlichen Charakter der Nuntiatur: „Ohne die Johannes-Basilika würde der Bau keinen Sinn machen – nur das ist seine Stärke.“hoe

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