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Messeplatz und Service Center
Ort des Wettbewerbs | Basel/CH |
Preise
1. Preis (42 000 SF) |
Baader / Egli + Rohr / Rotzler, Basel/Baden Mitarbeiter: Wittwer Sonderfachleute: Sonderf.: Pestalozzi & Stäheli. |
2. Preis (37 000 SF) |
Dudler, Berlin/Zürich/Basel Mitarbeiter: Rebmann, Peterson Sonderfachleute: Rothplatz / Lienhard + Cie, Tischer, Maier. |
3. Preis (32 000 SF) |
Atelier Gemeinschaft – Alder, Müller, Woesch, Basel Mitarbeiter: Knuchel Sonderfachleute: Sonderf.: Bachmann |
4. Preis (27 000 SF) |
Morger & Degelo + Marques, Basel/Luzern Mitarbeiter: Strasser, Theiler, Stacher, de Marchi, Felber, Derrer Sonderfachleute: Sonderf.: Rapp, Fahrni & Breitenfeld |
5. Preis (14 000 SF) |
Gmür + Lüscher Gmür mit Feddersen & Klostermann, Zürich Mitarbeiter: Kubli, Milosavljevic, Spirig Sonderfachleute: Sonderf.: Hotz, Metron |
6. Preis (12 000 SF) |
Zwimpfer Partner Architekten – Nissen, Geser, Egli, Basel Sonderfachleute: Sonderfach.: ACS-Partner – Cogliatti. |
1. Ankauf (18 000 SF) |
Krischanitz, Wien Mitarbeiter: Neuwirth, Hanousek Sonderfachleute: Sonderf.: Büro AXIS – Detzlhofer, Gmeiner, Haferl. |
2. Ankauf (10 000 SF) |
von Unruh, Körber, Barton, Fahle, Bielefeld/Freiburg Mitarbeiter: Lücke, Storz Sonderfachleute: Sonderf.: Billinger, Krupp, Losert + Partner, Schedlbauer. |
3. Ankauf (8000 SF) |
Herzog & de Meuron Architekten – Herzog, de Meuron, Binswanger, Gugger, Basel Mitarbeiter: Bögli, Matter, Horisberg, Diniz, Wickli Sonderfachleute: Sonderf.: Jauslin + Stebler,Mory Maier. |
Die Wettbewerbe im BauNetz sind ein Service der Bauwelt-Redaktion.
Kommentar
Als bedeutender Wirtschaftsfaktor und soziales wie städtebauliches Strukturelement ist die Mustermesse Basel integraler Bestandteil des Gemeinwesens. Sie im städtischen Innenraum zu belassen, war 1993 eine richtungsweisende Entscheidung, deren eine Konsequenz nun ist, betagte Konzepte und unzureichende Infrastrukturen aufzumöbeln. Neben Abriß und Neubau der Halle 1 ist das größte Vorhaben, ein Service-Center mit 3000m2 Nutzfläche neu zu errichten. Jahrelang mal hier, mal da in Provisorien untergebracht, derzeit in einem kongenial der Basler Einfachheit huldigenden minimalistischen Stahlcontainer auf dem Messeplatz, wurde der Neubau dieser administrativen Anlaufstelle zum Kern eines Ideenwettbewerbs.
Um für den Wettbewerb unter den ersten zehn Messeplätzen Europas firm zu bleiben, wurden über messespezifische Lösungen hinaus Vorschläge erbeten, wie flankierende Infrastrukturen für Hotels und allgemeine Dienstleistungen in die urbane Textur um den zentralen Messeplatz zu implantieren seien. Im Vorfeld hatten Messe und Stadt gemeinsam eine Vision formuliert, die auf die stadträumlichen Auswirkungen einer solchen Verdichtung reagiert: „Bis zum städtebaulich erträglichen Maß“ konnten (ja, beinahe unumgänglich, mußten) die Zusatznutzungen in die Höhe gewuchtet werden. Nebst einem solchen Impact auf die Gestalt des Messequartiers war die damit einhergehende Zunahme der lokalen Verkehrsimmissionen von der Tram bis zu den Passantenströmen zu bedenken. Auch war die benachbarte Rosentalanlage, die mit dem Abzug von Rummel und Zirkus (mit den nicht länger tolerablen Belastungen für das stattliche Arboretum) miteinzubeziehen in die Neugestaltung des Messeplatzes. Diese von Fahrstraße, Tramlinie und -schleifen zerläpperte, ungestalte Fläche konnte bislang keine angemessen kommunikative Qualität entfalten.
34 Planungsteams waren eingeladen. Darunter internationale Büros wie von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), Grimshaw (London), Krischanitz (Wien), Perrault (Paris) oder Ungers (Berlin). Neun sind mit Preisen oder Ankäufen ausgezeichnet worden, deren erste vier eine „Gruppe höchster Qualität mit ganzheitlichen Lösungsvorschlägen“ formieren. Woraus wohl, da selbst unter diesen kein Entwurf restlos überzeugen konnte, erst die Überarbeitung in einem zweiten Durchgang mit einer Melange dieser Vorschläge zur Lösung führen wird.
Bis auf die Drittplazierten, die Atelier Gemeinschaft Alder, Müller, Woesch (Basel), verdichten alle in die Vertikale. Den bislang vom Hotel Admiral belegten Platz neben dem Entree mit dem emblematischen Chronometer zur Rundhofhalle von Hans Hofmann (1954) besetzen sie mit einem Hochhaus. Max Dudler, Berlin/Zürich, (2. Preis) vertikalisiert am konsequentesten, indem er dort einen Zwillingsturm aufstellt, dem diagonal gegenüber am anderen Platzende ein solitäres Höhenpendant antwortet. Mal steinerner Stadtplatz, mal teilbegrünter Hof, wird der jetzt dröge Pflasterstrand von den ersten Preisträgern, Baader/Egli und Rohr/Rotzler (Basel/Baden) in eine Fontainerie überführt: In gleichmäßigem Modulabstand über die Fläche verteilt, strömen aus dem Bodenbelag Wasserfontänen empor, die je nach Nutzungsanforderungen an- und abzustellen sind. Dieser lyrischen Oberflächengestaltung kontrastiert die geometrische Strenge des Grundrisses. Die orthogonal gerichteten Wassermodule sind vom rigiden Rechteck des Messeforums umfaßt, das die Entwerfer erzielen, indem sie das Service-Center vor die bisherige Front der Uhrenfassade postieren. Dieser wird ein schmaler Gebäudestreifen vorgeblendet, der so den bestehenden Rücksprung der Hofmann-Halle aus der Bauflucht korrigiert. Womit „eine etwas muffig gewordene Ansicht“ aktualisiert wird und das Messe-Vestibül eine eindeutige Kontur erhält.
Beinahe ausnahmslos reiben sich die Teilnehmer an der brutalistischen Arkadenfassade der Halle 3. Diese wird rigoros beseitigt von Alder, Müller, Woesch indem sie die Messeerweiterung als Fassadenflügel formulieren und dem Scarface als zeitgenössische Schönheits-Maske einfach überziehen. Zudem überdachen sie mit einem weit auskragenden, transluzenten Schirm wie mit einem Mützenschild zwei Drittel des freien Platzes. Architektonisch bestechend hat diese halb puristische, halb echauffierte Geste einen städtebaulichen Pferdefuß: Realiter und optisch verengt, mutiert der Platz vollends zur respektlos liegengelassenen Restfläche.
Aus dem mit insgesamt 200000 Franken dotierten Ideenfundus, werden die vier Erstplazierten in der nun angesetzten Endausscheidung schöpfen können. Wobei gewiß die besten Impulse aufgenommen werden: die Vertikalisierung, die Transformation der Asphaltwüste in eine Esplanade mit Begegnungsqualtität (auch die Viertplazierten, Morger und Degelo, Basel, verordnen hier Wasserspiele), die Integration des wiedergewonnenen und erweiterten Rosentalparks, sowie eine frappant simple Lösung – auf die anscheinend nur Max Dudler gekommen war –, nämlich die Tramschleife auf einen bislang übersehenen Straßenzwickel hinter der Rundhofhalle zu verbannen.
All dies sind Anregungen, deren Qualität zum wiederholten Mal bescheinigt, daß angemessene Lösungen komplexer architektonischer und städtebaulicher Aufgaben leichter gefunden werden, wenn die Wettbewerbsteilnehmer über fundierte Kenntnisse lokaler und regionaler Spezifika verfügen: Außer dem Wiener Adolf Krischanitz wurden die internationalen Koryphäen ohne Ortsbezug auf die Plätze verwiesen.
Werner Jacob
Als bedeutender Wirtschaftsfaktor und soziales wie städtebauliches Strukturelement ist die Mustermesse Basel integraler Bestandteil des Gemeinwesens. Sie im städtischen Innenraum zu belassen, war 1993 eine richtungsweisende Entscheidung, deren eine Konsequenz nun ist, betagte Konzepte und unzureichende Infrastrukturen aufzumöbeln. Neben Abriß und Neubau der Halle 1 ist das größte Vorhaben, ein Service-Center mit 3000m2 Nutzfläche neu zu errichten. Jahrelang mal hier, mal da in Provisorien untergebracht, derzeit in einem kongenial der Basler Einfachheit huldigenden minimalistischen Stahlcontainer auf dem Messeplatz, wurde der Neubau dieser administrativen Anlaufstelle zum Kern eines Ideenwettbewerbs.
Um für den Wettbewerb unter den ersten zehn Messeplätzen Europas firm zu bleiben, wurden über messespezifische Lösungen hinaus Vorschläge erbeten, wie flankierende Infrastrukturen für Hotels und allgemeine Dienstleistungen in die urbane Textur um den zentralen Messeplatz zu implantieren seien. Im Vorfeld hatten Messe und Stadt gemeinsam eine Vision formuliert, die auf die stadträumlichen Auswirkungen einer solchen Verdichtung reagiert: „Bis zum städtebaulich erträglichen Maß“ konnten (ja, beinahe unumgänglich, mußten) die Zusatznutzungen in die Höhe gewuchtet werden. Nebst einem solchen Impact auf die Gestalt des Messequartiers war die damit einhergehende Zunahme der lokalen Verkehrsimmissionen von der Tram bis zu den Passantenströmen zu bedenken. Auch war die benachbarte Rosentalanlage, die mit dem Abzug von Rummel und Zirkus (mit den nicht länger tolerablen Belastungen für das stattliche Arboretum) miteinzubeziehen in die Neugestaltung des Messeplatzes. Diese von Fahrstraße, Tramlinie und -schleifen zerläpperte, ungestalte Fläche konnte bislang keine angemessen kommunikative Qualität entfalten.
34 Planungsteams waren eingeladen. Darunter internationale Büros wie von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), Grimshaw (London), Krischanitz (Wien), Perrault (Paris) oder Ungers (Berlin). Neun sind mit Preisen oder Ankäufen ausgezeichnet worden, deren erste vier eine „Gruppe höchster Qualität mit ganzheitlichen Lösungsvorschlägen“ formieren. Woraus wohl, da selbst unter diesen kein Entwurf restlos überzeugen konnte, erst die Überarbeitung in einem zweiten Durchgang mit einer Melange dieser Vorschläge zur Lösung führen wird.
Bis auf die Drittplazierten, die Atelier Gemeinschaft Alder, Müller, Woesch (Basel), verdichten alle in die Vertikale. Den bislang vom Hotel Admiral belegten Platz neben dem Entree mit dem emblematischen Chronometer zur Rundhofhalle von Hans Hofmann (1954) besetzen sie mit einem Hochhaus. Max Dudler, Berlin/Zürich, (2. Preis) vertikalisiert am konsequentesten, indem er dort einen Zwillingsturm aufstellt, dem diagonal gegenüber am anderen Platzende ein solitäres Höhenpendant antwortet. Mal steinerner Stadtplatz, mal teilbegrünter Hof, wird der jetzt dröge Pflasterstrand von den ersten Preisträgern, Baader/Egli und Rohr/Rotzler (Basel/Baden) in eine Fontainerie überführt: In gleichmäßigem Modulabstand über die Fläche verteilt, strömen aus dem Bodenbelag Wasserfontänen empor, die je nach Nutzungsanforderungen an- und abzustellen sind. Dieser lyrischen Oberflächengestaltung kontrastiert die geometrische Strenge des Grundrisses. Die orthogonal gerichteten Wassermodule sind vom rigiden Rechteck des Messeforums umfaßt, das die Entwerfer erzielen, indem sie das Service-Center vor die bisherige Front der Uhrenfassade postieren. Dieser wird ein schmaler Gebäudestreifen vorgeblendet, der so den bestehenden Rücksprung der Hofmann-Halle aus der Bauflucht korrigiert. Womit „eine etwas muffig gewordene Ansicht“ aktualisiert wird und das Messe-Vestibül eine eindeutige Kontur erhält.
Beinahe ausnahmslos reiben sich die Teilnehmer an der brutalistischen Arkadenfassade der Halle 3. Diese wird rigoros beseitigt von Alder, Müller, Woesch indem sie die Messeerweiterung als Fassadenflügel formulieren und dem Scarface als zeitgenössische Schönheits-Maske einfach überziehen. Zudem überdachen sie mit einem weit auskragenden, transluzenten Schirm wie mit einem Mützenschild zwei Drittel des freien Platzes. Architektonisch bestechend hat diese halb puristische, halb echauffierte Geste einen städtebaulichen Pferdefuß: Realiter und optisch verengt, mutiert der Platz vollends zur respektlos liegengelassenen Restfläche.
Aus dem mit insgesamt 200000 Franken dotierten Ideenfundus, werden die vier Erstplazierten in der nun angesetzten Endausscheidung schöpfen können. Wobei gewiß die besten Impulse aufgenommen werden: die Vertikalisierung, die Transformation der Asphaltwüste in eine Esplanade mit Begegnungsqualtität (auch die Viertplazierten, Morger und Degelo, Basel, verordnen hier Wasserspiele), die Integration des wiedergewonnenen und erweiterten Rosentalparks, sowie eine frappant simple Lösung – auf die anscheinend nur Max Dudler gekommen war –, nämlich die Tramschleife auf einen bislang übersehenen Straßenzwickel hinter der Rundhofhalle zu verbannen.
All dies sind Anregungen, deren Qualität zum wiederholten Mal bescheinigt, daß angemessene Lösungen komplexer architektonischer und städtebaulicher Aufgaben leichter gefunden werden, wenn die Wettbewerbsteilnehmer über fundierte Kenntnisse lokaler und regionaler Spezifika verfügen: Außer dem Wiener Adolf Krischanitz wurden die internationalen Koryphäen ohne Ortsbezug auf die Plätze verwiesen.
Werner Jacob