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Kunsthaus
Ort des Wettbewerbs | Graz/A |
Wettbewerbstyp | Gutachterverfahren, 2 Phasen |
Preise
1. Preis |
Weber & Hofer Weber, Bellorini, Frei, Zürich |
Die Wettbewerbe im BauNetz sind ein Service der Bauwelt-Redaktion.
Kommentar
Im Land der Berge sind Bauten im Felsen eher zum Scheitern verurteilt, als zur Realisierung bestimmt: so geschehen beim Projekt Guggenheim-Museum in Salzburg oder beim Musiktheater im Linzer Schloßberg. Denn trotz der geologischen Hürden und der hohen Kosten tauchen Planungen, Felsen auszuhöhlen und Räume darin zu versenken, immer wieder auf, da faszinierende Raumerlebnisse locken. Dem Auslober des Gutachterverfahrens zum „Kunsthaus Graz“, dem Land Steiermark, müßten die potentiellen Probleme bekannt gewesen sein, als er einen zeitlich gedrängten, zweistufigen, europaweiten Wettbewerb initiierte, mit der erklärten Absicht, das Gebäude bis zur Landesausstellung 2000 fertigzustellen. Dieses Verfahren, das vor einem weit zurückreichenden politischen Hintergrund zu sehen ist, und das von gegenseitigen Anschuldigungen mehrerer Interessengruppen begleitet wurde, ist bis in die deutsche Architekturpresse bekannt geworden. Nach all den verbalen Attacken liegt seit Ende 1997 das Wettbewerbsergebnis vor; eine Ausstellung der Arbeiten wird ab Ende Februar im Architekturforum Zürich gezeigt. Die Vorgeschichte dieser Museumsdebatte begann 1988, als der Wettbewerb zum „Trigon-Museum“ entschieden wurde. Es sollte dem grenzüberschreitenden kulturellen Austausch gewidmet sein. Als Standort war der „Pfauengarten“ vorgesehen, eine Freifläche mit einem Teil der Stadtmauer zwischen Altstadt und Grüngürtel. Das Wiener Siegerteam Schöffauer, Schrom, Tschapeller lieferte einen bewegten Entwurf, der das Gelände zu durchformen suchte. Im Text zum offenen Nutzungskonzept sprachen die Architekten davon, daß dieses Museum aufgrund unvorhersehbarer Kunstentwicklungen konsequenterweise nicht baubar wäre, „da die Planung für die Ausführung einen beliebigen Zustand festschreibt“. Daß sich dies so bewahrheiten würde, daß nämlich 1996 die laufende Planung, nachdem rechtlich abgeklärt, eingestellt werden würde, ahnte da noch niemand. Was war geschehen? Nach den Landtagswahlen 1995 waren das Bau- und das Kulturressort an verschiedene Parteien gefallen. Die Architektenschaft sah die politisch günstige Wetterlage, die einst die Architekturfreiheit um die „Grazer Schule“ und ihre Exponenten ermöglichte, dahinschwinden; denn die ungeliebte FPÖ hatte nun das Bauressort inne, daher war mit einem Ruck in die konservative Richtung zu rechnen.Doch das Land wollte an der Museumsidee weiterdenken. Eine Studie aus dem Jahr 1996 wies mehrere Standorte dazu aus, einer davon war erneut der Pfauengarten, ein anderer war der Schloßberg im Hinblick auf die touristische Breitenwirkung. Die Erschließung des denkmalgeschützten Tunnelsystems aus dem Zweiten Weltkrieg samt angegliedertem Kunsthaus und eine Verbindung zur nahen „Neuen Galerie“ im Palais Herberstein wurden erwogen.Um das Gutachterverfahren für diesen Standort abzuwickeln, den Auslober zu beraten und Medienarbeit zu leisten, wurde Nikolaus Hellmayr (Büro „Raum.Kunst·Graz“) beauftragt. Hellmayr, ehemaliger Leiter des Hauses der Architektur (HdA), das sich von ihm 1994 nach Prozessen trennte, stieß mit dem angestrebten Prozedere auf heftige Widerstände bei der Grazer Architektenschaft, der Kammer, dem HdA und dessen Geschäftsführer Wolfdieter Dreibholz, der das Vorhaben als zeitlich unrealistisch einschätzte. Von da an begleiteten gegenseitige Vorwürfe – Resultate alter Animositäten – den Wettbewerb. Anstoß von lokaler Seite wurde auch an der bewußt international zusammengesetzten, die Grazer Vertreter ausschließenden Jury genommen. Man fühlte sich übervorteilt und wertete es als deutliches Zeichen in Richtung der veränderten kulturpolitischen Landschaft. Hellmayr wiederum bezeichnete sein Vorgehen als Schlag gegen das „Lobbying“ in den Grazer Kreisen. Schließlich boykottierten viele österreichische Architekten das Gutachterverfahren; zwei angefragte Juroren zogen sich zurück, um Jurymitglied Luigi Snozzi gerieten Kammer und Auslober in Streit. Desweiteren wurde die in der Ausschreibung mißverständliche Klausel, der Wettbewerbssieger dürfe als künstlerische Oberleitung nur bis zur Einreichung planen und müsse die Detaillierung möglicherweise in andere Hände geben, in eine fakultative „Hilfeleistung“, z.B. für sehr junge Büros, festgeschrieben. Indessen wurde unter großem Aufwand das Gutachterverfahren vorangetrieben. Eine CD-ROM wurde produziert, die ursprünglich als einzige und rein digitale Vorlage ein interaktives Arbeiten am Entwurf ermöglichen sollte. Viele Teilnehmer lobten die aufwendige Betreuung. Schließlich gaben 77 Bewerber (die meisten aus Österreich, der Schweiz und Deutschland) ihre Unterlagen ab. Die Jury (Vorsitz: Max Bächer, Darmstadt) wählte in einer ersten Stufe sechs Projekte zur Weiterbearbeitung aus. In der zweiten Runde kürte sie dann die Zürcher Weber + Hofer AG zum Gewinner. Der Entwurf des relativ jungen Schweizer Büros, das derzeit u.a. am „City Civic Center“ in Taiwan arbeitet, schlägt den Ausbau einer der beiden vorhandenen Tunnelstränge im Schloßberg vor. Das langrechteckige Raumvolumen greift im letzten Obergeschoß tief in den Berg hinein. Der Hauptbaukörper des Kunsthauses befindet sich teils im Felsen, teils außerhalb und soll dort als „Turm“ wahrgenommen werden. Er würde über das Palais Herberstein hinausragen – als Hinweis auf die versteckte „Bergwelt“. Vom Auslober wurde das versenkte Volumen als „Box im Berg“ bezeichnet; sie soll als „intelligenter Raum“ für multimediale Experimente auf einer Mindestfläche von 500 Quadratmetern realisierbar sein. Dazu ist keine natürliche Belichtung notwendig; für eine andersartige Nutzung aber würde man sich ein genaues Konzept überlegen müssen, das in diesen Räumen Platz finden könnte. Den drängenden Baubeginn vor Augen, sollte die Änderung des Flächenwidmungsplans für das Gelände am Fuß des Schloßbergs eigentlich noch im Dezember beschlossen werden, um den bevorstehenden Gemeinderatswahlen im Januar und möglichen parteipolitisch motivierten Ressortwechseln zuvorzukommen. Doch der Beschluß kam nicht zustande. Die Wahlen sind zwar vorüber, aber die Zusammensetzung des Gemeinderats ist noch offen, daher werden das Genehmigungsverfahren und der erste Spatenstich weiter hinausrücken, als vom Auslober versprochen. Die Planung ruht im Moment. Schon einmal hat das Hickhack politischer Fraktionen zum Fall eines Museumsprojekts geführt. Kann sich Graz das ein zweites Mal leisten?Ob nun dieses Kunsthaus gebaut und im Jahr 2000 zumindest teilweise genutzt werden kann, ob die Landesausstellung an ganz anderem Ort stattfindet, ob das Volk unter Druck von Bürgerinitiativen befragt oder letztendlich die aufwendige Planung in der Mur versenkt wird, scheint wieder einmal von der Kräfteverteilung im Grazer Gemeinderat abzuhängen. Wie eine finanziell vertretbare und termingerechte Lösung ohne die Peinlichkeit eines abermals zurückgestellten Museumsprojekts nun aussieht, ist im Moment schwer zu prognostizieren. Eva Maria Froschauer
Im Land der Berge sind Bauten im Felsen eher zum Scheitern verurteilt, als zur Realisierung bestimmt: so geschehen beim Projekt Guggenheim-Museum in Salzburg oder beim Musiktheater im Linzer Schloßberg. Denn trotz der geologischen Hürden und der hohen Kosten tauchen Planungen, Felsen auszuhöhlen und Räume darin zu versenken, immer wieder auf, da faszinierende Raumerlebnisse locken. Dem Auslober des Gutachterverfahrens zum „Kunsthaus Graz“, dem Land Steiermark, müßten die potentiellen Probleme bekannt gewesen sein, als er einen zeitlich gedrängten, zweistufigen, europaweiten Wettbewerb initiierte, mit der erklärten Absicht, das Gebäude bis zur Landesausstellung 2000 fertigzustellen. Dieses Verfahren, das vor einem weit zurückreichenden politischen Hintergrund zu sehen ist, und das von gegenseitigen Anschuldigungen mehrerer Interessengruppen begleitet wurde, ist bis in die deutsche Architekturpresse bekannt geworden. Nach all den verbalen Attacken liegt seit Ende 1997 das Wettbewerbsergebnis vor; eine Ausstellung der Arbeiten wird ab Ende Februar im Architekturforum Zürich gezeigt. Die Vorgeschichte dieser Museumsdebatte begann 1988, als der Wettbewerb zum „Trigon-Museum“ entschieden wurde. Es sollte dem grenzüberschreitenden kulturellen Austausch gewidmet sein. Als Standort war der „Pfauengarten“ vorgesehen, eine Freifläche mit einem Teil der Stadtmauer zwischen Altstadt und Grüngürtel. Das Wiener Siegerteam Schöffauer, Schrom, Tschapeller lieferte einen bewegten Entwurf, der das Gelände zu durchformen suchte. Im Text zum offenen Nutzungskonzept sprachen die Architekten davon, daß dieses Museum aufgrund unvorhersehbarer Kunstentwicklungen konsequenterweise nicht baubar wäre, „da die Planung für die Ausführung einen beliebigen Zustand festschreibt“. Daß sich dies so bewahrheiten würde, daß nämlich 1996 die laufende Planung, nachdem rechtlich abgeklärt, eingestellt werden würde, ahnte da noch niemand. Was war geschehen? Nach den Landtagswahlen 1995 waren das Bau- und das Kulturressort an verschiedene Parteien gefallen. Die Architektenschaft sah die politisch günstige Wetterlage, die einst die Architekturfreiheit um die „Grazer Schule“ und ihre Exponenten ermöglichte, dahinschwinden; denn die ungeliebte FPÖ hatte nun das Bauressort inne, daher war mit einem Ruck in die konservative Richtung zu rechnen.Doch das Land wollte an der Museumsidee weiterdenken. Eine Studie aus dem Jahr 1996 wies mehrere Standorte dazu aus, einer davon war erneut der Pfauengarten, ein anderer war der Schloßberg im Hinblick auf die touristische Breitenwirkung. Die Erschließung des denkmalgeschützten Tunnelsystems aus dem Zweiten Weltkrieg samt angegliedertem Kunsthaus und eine Verbindung zur nahen „Neuen Galerie“ im Palais Herberstein wurden erwogen.Um das Gutachterverfahren für diesen Standort abzuwickeln, den Auslober zu beraten und Medienarbeit zu leisten, wurde Nikolaus Hellmayr (Büro „Raum.Kunst·Graz“) beauftragt. Hellmayr, ehemaliger Leiter des Hauses der Architektur (HdA), das sich von ihm 1994 nach Prozessen trennte, stieß mit dem angestrebten Prozedere auf heftige Widerstände bei der Grazer Architektenschaft, der Kammer, dem HdA und dessen Geschäftsführer Wolfdieter Dreibholz, der das Vorhaben als zeitlich unrealistisch einschätzte. Von da an begleiteten gegenseitige Vorwürfe – Resultate alter Animositäten – den Wettbewerb. Anstoß von lokaler Seite wurde auch an der bewußt international zusammengesetzten, die Grazer Vertreter ausschließenden Jury genommen. Man fühlte sich übervorteilt und wertete es als deutliches Zeichen in Richtung der veränderten kulturpolitischen Landschaft. Hellmayr wiederum bezeichnete sein Vorgehen als Schlag gegen das „Lobbying“ in den Grazer Kreisen. Schließlich boykottierten viele österreichische Architekten das Gutachterverfahren; zwei angefragte Juroren zogen sich zurück, um Jurymitglied Luigi Snozzi gerieten Kammer und Auslober in Streit. Desweiteren wurde die in der Ausschreibung mißverständliche Klausel, der Wettbewerbssieger dürfe als künstlerische Oberleitung nur bis zur Einreichung planen und müsse die Detaillierung möglicherweise in andere Hände geben, in eine fakultative „Hilfeleistung“, z.B. für sehr junge Büros, festgeschrieben. Indessen wurde unter großem Aufwand das Gutachterverfahren vorangetrieben. Eine CD-ROM wurde produziert, die ursprünglich als einzige und rein digitale Vorlage ein interaktives Arbeiten am Entwurf ermöglichen sollte. Viele Teilnehmer lobten die aufwendige Betreuung. Schließlich gaben 77 Bewerber (die meisten aus Österreich, der Schweiz und Deutschland) ihre Unterlagen ab. Die Jury (Vorsitz: Max Bächer, Darmstadt) wählte in einer ersten Stufe sechs Projekte zur Weiterbearbeitung aus. In der zweiten Runde kürte sie dann die Zürcher Weber + Hofer AG zum Gewinner. Der Entwurf des relativ jungen Schweizer Büros, das derzeit u.a. am „City Civic Center“ in Taiwan arbeitet, schlägt den Ausbau einer der beiden vorhandenen Tunnelstränge im Schloßberg vor. Das langrechteckige Raumvolumen greift im letzten Obergeschoß tief in den Berg hinein. Der Hauptbaukörper des Kunsthauses befindet sich teils im Felsen, teils außerhalb und soll dort als „Turm“ wahrgenommen werden. Er würde über das Palais Herberstein hinausragen – als Hinweis auf die versteckte „Bergwelt“. Vom Auslober wurde das versenkte Volumen als „Box im Berg“ bezeichnet; sie soll als „intelligenter Raum“ für multimediale Experimente auf einer Mindestfläche von 500 Quadratmetern realisierbar sein. Dazu ist keine natürliche Belichtung notwendig; für eine andersartige Nutzung aber würde man sich ein genaues Konzept überlegen müssen, das in diesen Räumen Platz finden könnte. Den drängenden Baubeginn vor Augen, sollte die Änderung des Flächenwidmungsplans für das Gelände am Fuß des Schloßbergs eigentlich noch im Dezember beschlossen werden, um den bevorstehenden Gemeinderatswahlen im Januar und möglichen parteipolitisch motivierten Ressortwechseln zuvorzukommen. Doch der Beschluß kam nicht zustande. Die Wahlen sind zwar vorüber, aber die Zusammensetzung des Gemeinderats ist noch offen, daher werden das Genehmigungsverfahren und der erste Spatenstich weiter hinausrücken, als vom Auslober versprochen. Die Planung ruht im Moment. Schon einmal hat das Hickhack politischer Fraktionen zum Fall eines Museumsprojekts geführt. Kann sich Graz das ein zweites Mal leisten?Ob nun dieses Kunsthaus gebaut und im Jahr 2000 zumindest teilweise genutzt werden kann, ob die Landesausstellung an ganz anderem Ort stattfindet, ob das Volk unter Druck von Bürgerinitiativen befragt oder letztendlich die aufwendige Planung in der Mur versenkt wird, scheint wieder einmal von der Kräfteverteilung im Grazer Gemeinderat abzuhängen. Wie eine finanziell vertretbare und termingerechte Lösung ohne die Peinlichkeit eines abermals zurückgestellten Museumsprojekts nun aussieht, ist im Moment schwer zu prognostizieren. Eva Maria Froschauer