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Kulturforum
Ort des Wettbewerbs | Berlin |
Wettbewerbstyp | Landschaftsarchitektonischer Realisierungs- und Ideenwettbewerb mit städtebaulichem Anteil |
Preise
1. Preis (48 000 DM) |
C. Valentien, D. Valentien, Weßling; Archit.: Hilmer & Sattler, München/Berlin Mitarbeiter: Stimmer, Liebald |
2. Preis (30 000 DM) |
Kossel; Archit.: S. Quick, Bäckmann, K. Quick, Berlin Mitarbeiter: Khomiakow, Mülling, Cenci, Hohenberg |
3. Preis (21 000 DM) |
Thomanek + Duquesnoy; Archit.: Brenner, Berlin Mitarbeiter: Liem, Puppel, Steffen |
4. Preis (14 000 DM) |
EXTERN - Vollmer, Protzmann, Klutz; Archit.: Tonon, Berlin Mitarbeiter: Rathscheck, Skogley, Jahn |
Ankauf (9000 DM) |
TOPOTEK 1 – Mettler; Archit.: Alsop & Störmer, Berlin/Hamburg Mitarbeiter: Rein-Cano, Schnell, Dexler, von Kutzschenbach, Hauser, Pfeifer |
Ankauf (9000 DM) |
Poly, Berlin; Archit.: Dörr / Ludolf / Wimmer, Berlin Mitarbeiter: Ballabriga, Laube Sonderfachleute: Beraterin: Schön |
Ankauf (9000 DM) |
Kiefer; Archit.: Wiechers, Beck, Berlin Mitarbeiter: Wittig, Sattler, Capatti, Sears, Papke |
Die Wettbewerbe im BauNetz sind ein Service der Bauwelt-Redaktion.
Kommentar
Kulturforum, Berlin
Wollte man in Berlin einen Ort benennen, der symptomatisch ist für das Auseinanderklaffen zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der wiedervereinigten Stadt, der stellvertretend für die gegenwärtige Unfähigkeit steht, auf veränderte Rahmenbedingungen anders als mit
dem Rückgriff auf die Bilder längst vergangener Epochen zu reagieren (wobei wahlweise Schinkel oder Scharoun als unantastbare Gottväter hochgehalten werden) – man
hätte die Qual der Wahl. Schloßplatz, Lustgarten, Alexanderplatz, Breitscheidplatz – die Liste ließe sich problemlos verlängern. Suchte man aber einen Ort, der darüber hinaus Generationen von Planern für immer neue und letztlich ergebnislose Planspiele gedient hat, da eine präzise inhaltliche und stadträumliche Vorgabe und/oder der Mut, diese durchzusetzen, fehlten, so muß man zwangsläufig vor allem an das sogenannte Kulturforum denken.
Im neunten Jahr nach der Wende, da die vermeintlich entscheidenden Planungsschlachten der neuen alten Hauptstadt geschlagen sind und das Bild der einsam am Himmel kreisenden Kräne von der Realität der ebenso einheitlichen wie leblosen neuen Stadträume abgelöst wird, gerät dieser in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geratene (Un-) Ort langsam wieder ins öffentliche Bewußtsein. Zum einen, weil mit der Eröffnung der Gemäldegalerie am 12. Juni der vorläufige Schlußstein des Kulturforums alter Prägung gesetzt wird, zum anderen, weil mit der sich bedrohlich nahe rückenden Instant City am Potsdamer Platz die Frage nach einer stadträumlichen Neuorientierung dieser zwischen den beiden Zentren Berlins verankerten „Kulturinsel“ gestellt werden muß.
Das Kulturforum geht in seiner heutigen Form in wesentlichen Teilen auf einen Wettbewerbsentwurf des Stuttgarter Architekten Rolf Gutbrod aus dem Jahr 1966 zurück. Gutbrod erhielt 1967 (in dem Jahr, in dem mit der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe der „Grundstein“ des Kulturforums gesetzt wurde) den Auftrag, einen Vorentwurf für das Kunstgewerbemuseum, das Kupferstichkabinett, die Kunstbibliothek, die Skulpturengalerie und die Gemäldegalerie sowie die dazugehörigen Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auszuarbeiten. Es sollte allerdings elf Jahre dauern, ehe mit dem von Gutbrod entworfenen Kunstgewerbemuseum das erste Gebäude auch realisiert wurde.
Fehlende Finanzmittel, aber auch die Revision der planerischen Leitbilder waren die Hauptursachen für
die lange Verzögerung. Obwohl der Städtebau und die architektonische Formensprache der 60er Jahre, die den ursprünglichen Entwurf des Kulturforums charakterisierten, schon lange in Mißkredit geraten waren, wurde noch bis zu Beginn der 90er Jahre nach den – wenngleich mehrfach veränderten – Plänen des Stuttgarter Architekten weitergebaut: Dem Kunstgewerbemuseum folgten das Kupferstichkabinett, die Kunstbibliothek und zuletzt die zentrale Eingangshalle mit der davor angeordneten schrägen „Piazzetta“, die allesamt noch stark von der Formensprache der 60er Jahre geprägt sind – was heute, wo sich gleich nebenan, am Potsdamer Platz, die „Stadt des 21. Jahrhunderts“ immer deutlicher abzeichnet, anachronistisch wirkt.
Die Chance, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1984/87 ein neues Gesamtkonzept für das Kulturforum zu entwickeln, wurde nicht genutzt – zum Glück, muß man aus heutiger Sicht konstatieren, denn mit dem Mauerfall sechs Jahre nach dem zugunsten eines Entwurfs von Hans Hollein entschiedenen Gutachterverfahrens (Heft 46-47/1983) änderten sich quasi über Nacht die stadträumlichen Bezüge. Lag das Kulturforum bis dato an der östlichen Peripherie der westlichen Teilstadt, die sich in dem freigeräumten innerstädtischen Grenzstreifen fortsetzte, so fand es sich plötzlich in unmittelbarer Nachbarschaft eines sich abzeichnenden Subzentrums wieder.
Das inzwischen 15 Jahre zurückliegende Gutachterverfahren blieb bis zum heutigen Tag der letzte Versuch, ein neues städtebauliches Gesamtkonzept für das Kulturforum zu entwickeln. Erst im Zusammenhang mit dem umstrittenen „Planwerk Innenstadt Berlin“ (Heft 48/1996) wurde dieses Areal wieder in den Blickpunkt einer übergreifenden Planung genommen. Das ursprüngliche Konzept der von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder und dessen Staatssekretär Hans Stimmann beauftragten Gutachter Manfred Ortner und Fritz Neumeyer, die offene Mitte
des Kulturforums zu begrünen und mit dem angrenzenden Tiergarten zu
vernetzen, wurde inzwischen in einer Planungswerkstatt zum „Vertiefungsbereich Kulturforum“ konkretisiert. In ihrem strategischen Leitbild formulieren Neumeyer und Ortner das Ziel, „die eigentümliche Qualität einer Kulturinsel im Sinne ihrer geschichtlichen Identität klarer als bisher herauszuarbeiten und das Kulturforum als eine Art stadtlandschaftlich geprägtes Gegenstück zur historischen Museumsinsel in Berlin-Mitte zu betrachten … Parallel … muß aber auch die Einbindung dieser Stadtlandschaft autonomer Objekte in den größeren stadträumlichen Zusammenhang durch gezielte Gestaltungsmaßnahmen entwickelt werden … Der eigentümliche Charakter der Distanz, der dem Genius loci des Kulturforums eigentümlich ist, muß als Grundlage bewahrt bleiben. Der Freiraum ist der wesentliche, prägende Bestandteil der Idee von der Stadtlandschaft … Nachverdichtung scheidet hier also aus, um verlorene städtische Textur zurückzugewinnen … Die Vernetzung der „Insel“ Kulturforum mit dem umgebenden Stadtkontext muß im
wesentlichen durch stadträumliche Brückenschläge erfolgen, die in der Lage sind, räumliche Strukturzusammenhänge ohne Hochbaumaßnahmen zu erzeugen.“
Konkret schlagen die Gutachter vor, den zentralen Bereich zu einem „Kunstgarten“ umzugestalten, eine Grünachse von der Matthäikirche („der historische Mittelpunkt des Kulturforums“) in den Tiergarten zu führen und die Potsdamer Straße
in diesem Bereich als „Parkway“ zu
gestalten. Die Piazzetta sollte zu einer Freitreppe mit Café umgebaut werden. Als einzige Neubaumaßnahmen sehen Neumeyer und Ortner ein „kleines Gästehaus“ neben der Matthäikirche, ein Hotel (mit kulturellen und gastronomischen Einrichtungen im Sockelbereich) als „städtebauliches Gelenk zwischen der blockhaften Struktur des Potsdamer Platzes und der stadtlandschaftlichen Komposition des Kulturforums“ und – als langfristige Optionen – „städtebauliche Platzhalter“ für ergänzende kulturelle Nutzungen im westlichen Bereich des Kulturforums vor. Das von Scharoun 1964 vorgeschlagene „Haus der Mitte“ findet in der Studie ebensowenig Berücksichtigung wie die von Hollein 1983 entworfene Rahmung der östlichen Flanke entlang der Potsdamer Straße.
Erste Erkenntnisse der „Planungswerkstatt Kulturforum“ wurden dem im November 1997 ausgelobten und Ende Februar entschiedenen „landschaftsarchitektonischen Realisierungs- und Ideenwettbewerb mit städtebaulichem Anteil“ zugrunde gelegt. Mehr als ein Schnellschuß war von diesem Wettbewerb von vornherein nicht zu erwarten. Offenkundig sollte er in erster Linie dazu dienen, kurz- und mittelfristig
die desolate Freiraumsituation im Zentrum des Kulturforums zu verbessern, um zunächst einmal den Gästen der Gemäldegalerie-Eröffnung eine „würdige Plattform“ zu bieten. In der Auslobung hieß es, „die abschließende bauliche Entwicklung des Kulturforums soll offengehalten werden, bis aus der raumwirksamen Realität [sic!] der Bebauung am Potsdamer Platz und dem Verhalten der Benutzer Rückschlüsse auf weitere Ansprüche an das Kulturforum gezogen werden können. Um so mehr ist es jedoch erforderlich, die zur Zeit brachliegenden und durch Zwischennutzungen belasteten Freiflächen des Kulturforums kurzfristig gestalterisch aufzuwerten.“ Kosmetik eben, nicht etwa der Versuch,
das Kulturforum inhaltlich und stadträumlich neu zu verankern und zumindest gedankliche Brückenschläge zum Potsdamer Platz zu wagen.
Entsprechend fiel dann auch das Ergebnis aus: Der mit dem 1.Preis ausgezeichnete Entwurf von Valentien + Valentien, Weßling, mit Hilmer & Sattler, München (von denen, wir erinnern uns, nicht nur die Gemäldegalerie, sondern auch das städtebauliche Konzept für den Potsdamer Platz stammt), nimmt nicht explizit Bezug auf das benachbarte neue Stadtquartier, hält sich aber alle Optionen offen. Die Jury (Vorsitz: Holger Haag, Heidelberg) lobte „die übergeordnete Leitidee, alle … Solitärbauten in ihren architektonischen Eigenarten zu belassen“. Folgerichtig werden die Freiräume um diese Solitäre individuell gestaltet und nicht etwa in ein Gesamtkonzept eingebunden. Ein quadratischer Baumhain soll die neue Mitte des Kulturforums und eine Bühne für vielfältige Aktivitäten bilden. Er wird östlich von einer „Kulturpromenade Nationalgalerie –Philharmonie“ begrenzt, westlich von einem schmalen Gebäuderiegel, der der Piazzetta Halt geben und den Zugang zum Eingangsgebäude klar formulieren soll.
Die Wettbewerbssieger verzichten (anders als der 3. Preisträger) darauf, zwischen Nationalgalerie und Kammermusiksaal einen neuen Solitär zu errichten. Die – bauliche und freiraumplanerische – Entwicklung des zentralen Kulturforum-Bereichs wird hier nicht unrevidierbar festgeschrieben; darin liegt der größte Vorzug des Entwurfs. Kurzfristig umsetzbar ist er dennoch nicht. Die Gäste der Gemäldegalerie-Eröffnung werden sich also doch mit Rollrasen begnügen müssen … Oliver Hamm
Kulturforum, Berlin
Wollte man in Berlin einen Ort benennen, der symptomatisch ist für das Auseinanderklaffen zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der wiedervereinigten Stadt, der stellvertretend für die gegenwärtige Unfähigkeit steht, auf veränderte Rahmenbedingungen anders als mit
dem Rückgriff auf die Bilder längst vergangener Epochen zu reagieren (wobei wahlweise Schinkel oder Scharoun als unantastbare Gottväter hochgehalten werden) – man
hätte die Qual der Wahl. Schloßplatz, Lustgarten, Alexanderplatz, Breitscheidplatz – die Liste ließe sich problemlos verlängern. Suchte man aber einen Ort, der darüber hinaus Generationen von Planern für immer neue und letztlich ergebnislose Planspiele gedient hat, da eine präzise inhaltliche und stadträumliche Vorgabe und/oder der Mut, diese durchzusetzen, fehlten, so muß man zwangsläufig vor allem an das sogenannte Kulturforum denken.
Im neunten Jahr nach der Wende, da die vermeintlich entscheidenden Planungsschlachten der neuen alten Hauptstadt geschlagen sind und das Bild der einsam am Himmel kreisenden Kräne von der Realität der ebenso einheitlichen wie leblosen neuen Stadträume abgelöst wird, gerät dieser in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geratene (Un-) Ort langsam wieder ins öffentliche Bewußtsein. Zum einen, weil mit der Eröffnung der Gemäldegalerie am 12. Juni der vorläufige Schlußstein des Kulturforums alter Prägung gesetzt wird, zum anderen, weil mit der sich bedrohlich nahe rückenden Instant City am Potsdamer Platz die Frage nach einer stadträumlichen Neuorientierung dieser zwischen den beiden Zentren Berlins verankerten „Kulturinsel“ gestellt werden muß.
Das Kulturforum geht in seiner heutigen Form in wesentlichen Teilen auf einen Wettbewerbsentwurf des Stuttgarter Architekten Rolf Gutbrod aus dem Jahr 1966 zurück. Gutbrod erhielt 1967 (in dem Jahr, in dem mit der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe der „Grundstein“ des Kulturforums gesetzt wurde) den Auftrag, einen Vorentwurf für das Kunstgewerbemuseum, das Kupferstichkabinett, die Kunstbibliothek, die Skulpturengalerie und die Gemäldegalerie sowie die dazugehörigen Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auszuarbeiten. Es sollte allerdings elf Jahre dauern, ehe mit dem von Gutbrod entworfenen Kunstgewerbemuseum das erste Gebäude auch realisiert wurde.
Fehlende Finanzmittel, aber auch die Revision der planerischen Leitbilder waren die Hauptursachen für
die lange Verzögerung. Obwohl der Städtebau und die architektonische Formensprache der 60er Jahre, die den ursprünglichen Entwurf des Kulturforums charakterisierten, schon lange in Mißkredit geraten waren, wurde noch bis zu Beginn der 90er Jahre nach den – wenngleich mehrfach veränderten – Plänen des Stuttgarter Architekten weitergebaut: Dem Kunstgewerbemuseum folgten das Kupferstichkabinett, die Kunstbibliothek und zuletzt die zentrale Eingangshalle mit der davor angeordneten schrägen „Piazzetta“, die allesamt noch stark von der Formensprache der 60er Jahre geprägt sind – was heute, wo sich gleich nebenan, am Potsdamer Platz, die „Stadt des 21. Jahrhunderts“ immer deutlicher abzeichnet, anachronistisch wirkt.
Die Chance, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1984/87 ein neues Gesamtkonzept für das Kulturforum zu entwickeln, wurde nicht genutzt – zum Glück, muß man aus heutiger Sicht konstatieren, denn mit dem Mauerfall sechs Jahre nach dem zugunsten eines Entwurfs von Hans Hollein entschiedenen Gutachterverfahrens (Heft 46-47/1983) änderten sich quasi über Nacht die stadträumlichen Bezüge. Lag das Kulturforum bis dato an der östlichen Peripherie der westlichen Teilstadt, die sich in dem freigeräumten innerstädtischen Grenzstreifen fortsetzte, so fand es sich plötzlich in unmittelbarer Nachbarschaft eines sich abzeichnenden Subzentrums wieder.
Das inzwischen 15 Jahre zurückliegende Gutachterverfahren blieb bis zum heutigen Tag der letzte Versuch, ein neues städtebauliches Gesamtkonzept für das Kulturforum zu entwickeln. Erst im Zusammenhang mit dem umstrittenen „Planwerk Innenstadt Berlin“ (Heft 48/1996) wurde dieses Areal wieder in den Blickpunkt einer übergreifenden Planung genommen. Das ursprüngliche Konzept der von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder und dessen Staatssekretär Hans Stimmann beauftragten Gutachter Manfred Ortner und Fritz Neumeyer, die offene Mitte
des Kulturforums zu begrünen und mit dem angrenzenden Tiergarten zu
vernetzen, wurde inzwischen in einer Planungswerkstatt zum „Vertiefungsbereich Kulturforum“ konkretisiert. In ihrem strategischen Leitbild formulieren Neumeyer und Ortner das Ziel, „die eigentümliche Qualität einer Kulturinsel im Sinne ihrer geschichtlichen Identität klarer als bisher herauszuarbeiten und das Kulturforum als eine Art stadtlandschaftlich geprägtes Gegenstück zur historischen Museumsinsel in Berlin-Mitte zu betrachten … Parallel … muß aber auch die Einbindung dieser Stadtlandschaft autonomer Objekte in den größeren stadträumlichen Zusammenhang durch gezielte Gestaltungsmaßnahmen entwickelt werden … Der eigentümliche Charakter der Distanz, der dem Genius loci des Kulturforums eigentümlich ist, muß als Grundlage bewahrt bleiben. Der Freiraum ist der wesentliche, prägende Bestandteil der Idee von der Stadtlandschaft … Nachverdichtung scheidet hier also aus, um verlorene städtische Textur zurückzugewinnen … Die Vernetzung der „Insel“ Kulturforum mit dem umgebenden Stadtkontext muß im
wesentlichen durch stadträumliche Brückenschläge erfolgen, die in der Lage sind, räumliche Strukturzusammenhänge ohne Hochbaumaßnahmen zu erzeugen.“
Konkret schlagen die Gutachter vor, den zentralen Bereich zu einem „Kunstgarten“ umzugestalten, eine Grünachse von der Matthäikirche („der historische Mittelpunkt des Kulturforums“) in den Tiergarten zu führen und die Potsdamer Straße
in diesem Bereich als „Parkway“ zu
gestalten. Die Piazzetta sollte zu einer Freitreppe mit Café umgebaut werden. Als einzige Neubaumaßnahmen sehen Neumeyer und Ortner ein „kleines Gästehaus“ neben der Matthäikirche, ein Hotel (mit kulturellen und gastronomischen Einrichtungen im Sockelbereich) als „städtebauliches Gelenk zwischen der blockhaften Struktur des Potsdamer Platzes und der stadtlandschaftlichen Komposition des Kulturforums“ und – als langfristige Optionen – „städtebauliche Platzhalter“ für ergänzende kulturelle Nutzungen im westlichen Bereich des Kulturforums vor. Das von Scharoun 1964 vorgeschlagene „Haus der Mitte“ findet in der Studie ebensowenig Berücksichtigung wie die von Hollein 1983 entworfene Rahmung der östlichen Flanke entlang der Potsdamer Straße.
Erste Erkenntnisse der „Planungswerkstatt Kulturforum“ wurden dem im November 1997 ausgelobten und Ende Februar entschiedenen „landschaftsarchitektonischen Realisierungs- und Ideenwettbewerb mit städtebaulichem Anteil“ zugrunde gelegt. Mehr als ein Schnellschuß war von diesem Wettbewerb von vornherein nicht zu erwarten. Offenkundig sollte er in erster Linie dazu dienen, kurz- und mittelfristig
die desolate Freiraumsituation im Zentrum des Kulturforums zu verbessern, um zunächst einmal den Gästen der Gemäldegalerie-Eröffnung eine „würdige Plattform“ zu bieten. In der Auslobung hieß es, „die abschließende bauliche Entwicklung des Kulturforums soll offengehalten werden, bis aus der raumwirksamen Realität [sic!] der Bebauung am Potsdamer Platz und dem Verhalten der Benutzer Rückschlüsse auf weitere Ansprüche an das Kulturforum gezogen werden können. Um so mehr ist es jedoch erforderlich, die zur Zeit brachliegenden und durch Zwischennutzungen belasteten Freiflächen des Kulturforums kurzfristig gestalterisch aufzuwerten.“ Kosmetik eben, nicht etwa der Versuch,
das Kulturforum inhaltlich und stadträumlich neu zu verankern und zumindest gedankliche Brückenschläge zum Potsdamer Platz zu wagen.
Entsprechend fiel dann auch das Ergebnis aus: Der mit dem 1.Preis ausgezeichnete Entwurf von Valentien + Valentien, Weßling, mit Hilmer & Sattler, München (von denen, wir erinnern uns, nicht nur die Gemäldegalerie, sondern auch das städtebauliche Konzept für den Potsdamer Platz stammt), nimmt nicht explizit Bezug auf das benachbarte neue Stadtquartier, hält sich aber alle Optionen offen. Die Jury (Vorsitz: Holger Haag, Heidelberg) lobte „die übergeordnete Leitidee, alle … Solitärbauten in ihren architektonischen Eigenarten zu belassen“. Folgerichtig werden die Freiräume um diese Solitäre individuell gestaltet und nicht etwa in ein Gesamtkonzept eingebunden. Ein quadratischer Baumhain soll die neue Mitte des Kulturforums und eine Bühne für vielfältige Aktivitäten bilden. Er wird östlich von einer „Kulturpromenade Nationalgalerie –Philharmonie“ begrenzt, westlich von einem schmalen Gebäuderiegel, der der Piazzetta Halt geben und den Zugang zum Eingangsgebäude klar formulieren soll.
Die Wettbewerbssieger verzichten (anders als der 3. Preisträger) darauf, zwischen Nationalgalerie und Kammermusiksaal einen neuen Solitär zu errichten. Die – bauliche und freiraumplanerische – Entwicklung des zentralen Kulturforum-Bereichs wird hier nicht unrevidierbar festgeschrieben; darin liegt der größte Vorzug des Entwurfs. Kurzfristig umsetzbar ist er dennoch nicht. Die Gäste der Gemäldegalerie-Eröffnung werden sich also doch mit Rollrasen begnügen müssen … Oliver Hamm