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Industriemuseum
Ort des Wettbewerbs | Chemnitz |
Preise
1. Preis: (55 000 DM) |
Wermund und Pauli, Berlin Mitarbeiter: Martin Wurth, Benni Günther (!), Rosenow, Budniewski, Kaucky, Manarelli, Ewerhard Sonderfachleute: Modell: Anderson; Tragwerkspl.: Pelle; Müller-BBM Bauphysik-Energie |
2. Preis (44 000 DM) |
Mittmann c/o Planungs AG Neufert Mittmann Graf Partner, Köln Mitarbeiter: Boetzel (Entwurfsidee); Herbrand Piwowarsky Sonderfachleute: Landschaftspl.: Ing.-Büro Penker. |
3. Preis (33 000 DM) |
aff architektengemeinschaft fröhlich, Weimar Mitarbeiter: Frahn, Fröhlich, Musikowski |
4. Preis (26 400 DM) |
Bertsch, Berlin Mitarbeiter: Wangen Sonderfachleute: Statik: Reinecke; Energieber.: Weigerding |
Sonderpreis (13 600 DM) |
Heiler, Kempten Mitarbeiter: Heiler, Geiger Sonderfachleute: Statik: Bartel; Haus-/Energietechnik: Ing.-Büro Hausladen GmbH/Eckerl |
Ankauf (8000 DM) |
Meyer, Berlin Mitarbeiter: Bogdan, Hintze, Ulrich |
Ankauf (8000 DM) |
Spinner, Berlin Mitarbeiter: Irving Sonderfachleute: Statik: Moritz; Energie: Cody |
Ankauf (8000 DM) |
pool Architekten Studer, Zürich Mitarbeiter: Brändle, Schneider Sonderfachleute: Statik: Ritz, Zimmerli Sigrist Sigrist; Haustechnik:Waldhauser, Waldhauser |
Ankauf (8000 DM) |
Gaede, Bad Oldesloe Mitarbeiter: Baumgarten, Schmidt, Beheschti Sonderfachleute: Grafik: Fa. Archivision Apelt; Fachber. Haustechnik und Energiehaushalt: Pink Ingenieure |
Ankauf (8000 DM) |
H. und M. Körner, Weimar Mitarbeiter: Lamsfuss, Lühr, Blenk Sonderfachleute: Modellbau: Schmidt |
Ankauf (8000 DM) |
Böhning, Kellerer, Schüler, Berlin |
Die Wettbewerbe im BauNetz sind ein Service der Bauwelt-Redaktion.
Kommentar
Chemnitz ist ein Stadt, deren Charme sich dem Besucher erst auf den zweiten Blick erschließt. Wer den Schreck über die Leere im Zentrum überwunden hat, entdeckt entlang der Versorgungsachsen der Flüsse und Bahnlinien eine ganze Reihe wahrer Fabrikpaläste, die von der Zeit zeugen, als Chemnitz eine bedeutende Industriestadt war. Seit jedoch in den letzten Jahren zahlreiche Betriebe geschlossen wurden oder in neue Produktionsgebäude am Stadtrand umgezogen sind, werden die langsam verfallenden Fabriken mehr und mehr zum Problem für die Stadt. Eine Umnutzung der vielfach denkmalgeschützten Objekte scheint nur in wenigen Fällen möglich. Wenigstens für eine der Industriebrachen, für die ehemalige Harlaß-Gießerei an der „Kappler Drehe“, einen städtebaulich markanten Versprung der stark befahrenen Zwickauer Straße, scheint nun Rettung in Sicht. Von der Straße aus ist von der Fabrikanlage vor allem die fast neunzig Meter lange Klinkerfassade der Gießereihalle wahrnehmbar, die mit ihren markanten Bögen gleichzeitig zum Erkennungszeichen des Projektes geworden ist. Die Halle selbst, von einer filigranen Tragkonstruktion überspannt, ist per se bereits ein Ausstellungsstück. Etwas zurückgesetzt und von außen eher unscheinbar, schließt sich im Westen das im Inneren mit Wandmalereien ausgeschmückte Maschinenhaus an. Den Abschluß des Geländes und die städtebauliche Fassung der „Kappler Drehe“ bildet ein L-förmiges Werkstattgebäude.Auf dem insgesamt 24000 Quadratmeter großen Areal soll künftig das Industriemuseum Chemnitz (IMC) mit dazugehörigem Museumspark untergebracht werden, für dessen Bestände die bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichen. Obgleich für das Gebiet um die Kappler Drehe aufgrund der komplexen städtebaulichen und infrastrukturellen Situation sowie durch ungeklärte Eigentumsfragen bisher kein Bebauungsplan vorgelegt werden konnte, strebt die Stadt Chemnitz eine Aufwertung des Gebietes an.Für das Museum wurde im Frühsommer ein zweistufiger Wettbewerb ausgeschrieben, seit Ende Oktober stehen die Preisträger fest. Bis zum Frühjahr 1998 soll entschieden werden, welcher der Entwürfe realisiert wird.Leider reichte keines der zur Teilnahme aufgeforderten Büros von Peter Kulka, Daniel Libeskind und dem Office for Metropolitan Architecture (OMA) eine Arbeit ein; die Entwürfe anderer prominenter Teilnehmer schieden größtenteils nach der ersten Phase aus. Die Wettbewerbsaufgabe erforderte nicht nur einen Vorschlag für das Museumsgebäude selber, sondern beinhaltete auch eine Reihe städtebaulicher Fragestellungen; in jedem Fall sollte der historische Gebäudebestand in das Konzept einbezogen werden. So zahlreich wie die sich aus der baulichen Situation rund um das zukünftige Industriemuseum ergebenden Interpretationsmöglichkeiten fielen auch die Lösungsvorschläge der Preisträger aus.Peter Wermund und Charly Pauli, Berlin, (erster Preis) setzen durch eine dominante Neubebauung ein weithin sichtbares Zeichen. Der Haupteingang befindet sich zwischen der Gießereihalle und den ehemaligen Werkstattgebäuden, wobei das Maschinenhaus überbaut und so unmittelbar in die Museumskonzeption einbezogen ist, dadurch wird es selbst zum Ausstellungsstück. Die städtebauliche Achse aus der Ulmenstraße wird durch das analog zur großen Ausstellungshalle ausgebildete Depotgebäude aufgefangen, das direkt an der Zwickauer Straße plaziert ist, so daß sich insgesamt eine geschlossene Straßenfront ergibt, die zumindest ein kleines Stück der Zwickauer Straße neu fassen kann.Sehr viel funktionaler stellt sich der mit dem zweiten Preis bedachte Vorschlag von Peter Mittmann/Planungs AG Neufert Mittmann Graf Partner aus Köln dar. Der Neubau, der ebenfalls das Maschinenhaus überbaut, ist hier vollständig in den Hintergrund gerückt, lediglich in der Achse der Zwickauer Straße weist ein viergeschossiger Turm auf das Museum hin. Alt- und Neubau sind direkt miteinander verbunden, wobei der Neubau in seiner Architektursprache zugunsten des Bestandes stark zurückgenommen ist. Die Ulmenstraße mündet, zumindest verkehrstechnisch sinnvoll, in den geforderten Parkplatz. Einen ganz anderen Ansatz zeigt die Arbeit von aff architektengemeinschaft, Martin Fröhlich, aus Weimar (dritter Preis): Der Neubau hält sich vollständig im Hintergrund und knüpft mit seiner Konstruktion an die Industriearchitektur des Bestandes an, ohne jedoch in das räumliche Gefüge entlang der Zwickauer Straße direkt einzugreifen; vielmehr bildet er das Rückgrat für die vorhandene Bebauung. Der Haupteingang ist hinter die Gießereihalle verlegt und damit von den Parkplätzen, die auch hier gegenüber der Ulmenstraße liegen, wie auch vom Vorplatz um das Maschinenhaus zu erreichen, womit differenziertere Raumabfolgen geschaffen werden und gleichzeitig die Gießereihalle mit ihren Nebengebäuden begreifbar bleibt.In dem mit dem vierten Preis ausgezeichneten Entwurf von Alexander Bertsch, Berlin, schiebt sich zwischen Gießereihalle und Werkstätten eine dreigeschossige, größtenteils verglaste Halle selbstbewußt bis an die Zwickauer Straße und verleiht damit dem Ort eine neue, ganz eigene Identität. Ein Sonderpreis ging an Dieter Heiler, Kempten, der alle Gebäude mit einem Glaslamellendach überspannt und damit zwar den „Zwischenraum zwischen Alt und Neu“ gekonnt inszeniert, gleichzeitig aber den Bestand in seiner Eigenständigkeit beschneidet.Insgesamt wurden mit den ausgewählten Arbeiten (neben vier Preisen und einem Sonderpreis vergab die Jury unter dem Vorsitz von Peter Schweger, Hamburg, sechs Ankäufe) dem Wunsch der Auslober nach Realisierbarkeit Rechnung getragen. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, daß nach der endgültigen Auswahl eines Entwurfes auch die Chemnitzer zufrieden sind und die Stadt ein Stück Selbstbewußtsein und Identität zurückerlangen kann – schließlich soll das IMC den Rang eines Landesmuseums erhalten und zu Chemnitz1 Selbstbehauptung gegenüber der sonst oft so übermächtig erscheinenden sächsischen Landeshauptstadt Dresden beitragen.Charlotte Friedrich
Chemnitz ist ein Stadt, deren Charme sich dem Besucher erst auf den zweiten Blick erschließt. Wer den Schreck über die Leere im Zentrum überwunden hat, entdeckt entlang der Versorgungsachsen der Flüsse und Bahnlinien eine ganze Reihe wahrer Fabrikpaläste, die von der Zeit zeugen, als Chemnitz eine bedeutende Industriestadt war. Seit jedoch in den letzten Jahren zahlreiche Betriebe geschlossen wurden oder in neue Produktionsgebäude am Stadtrand umgezogen sind, werden die langsam verfallenden Fabriken mehr und mehr zum Problem für die Stadt. Eine Umnutzung der vielfach denkmalgeschützten Objekte scheint nur in wenigen Fällen möglich. Wenigstens für eine der Industriebrachen, für die ehemalige Harlaß-Gießerei an der „Kappler Drehe“, einen städtebaulich markanten Versprung der stark befahrenen Zwickauer Straße, scheint nun Rettung in Sicht. Von der Straße aus ist von der Fabrikanlage vor allem die fast neunzig Meter lange Klinkerfassade der Gießereihalle wahrnehmbar, die mit ihren markanten Bögen gleichzeitig zum Erkennungszeichen des Projektes geworden ist. Die Halle selbst, von einer filigranen Tragkonstruktion überspannt, ist per se bereits ein Ausstellungsstück. Etwas zurückgesetzt und von außen eher unscheinbar, schließt sich im Westen das im Inneren mit Wandmalereien ausgeschmückte Maschinenhaus an. Den Abschluß des Geländes und die städtebauliche Fassung der „Kappler Drehe“ bildet ein L-förmiges Werkstattgebäude.Auf dem insgesamt 24000 Quadratmeter großen Areal soll künftig das Industriemuseum Chemnitz (IMC) mit dazugehörigem Museumspark untergebracht werden, für dessen Bestände die bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichen. Obgleich für das Gebiet um die Kappler Drehe aufgrund der komplexen städtebaulichen und infrastrukturellen Situation sowie durch ungeklärte Eigentumsfragen bisher kein Bebauungsplan vorgelegt werden konnte, strebt die Stadt Chemnitz eine Aufwertung des Gebietes an.Für das Museum wurde im Frühsommer ein zweistufiger Wettbewerb ausgeschrieben, seit Ende Oktober stehen die Preisträger fest. Bis zum Frühjahr 1998 soll entschieden werden, welcher der Entwürfe realisiert wird.Leider reichte keines der zur Teilnahme aufgeforderten Büros von Peter Kulka, Daniel Libeskind und dem Office for Metropolitan Architecture (OMA) eine Arbeit ein; die Entwürfe anderer prominenter Teilnehmer schieden größtenteils nach der ersten Phase aus. Die Wettbewerbsaufgabe erforderte nicht nur einen Vorschlag für das Museumsgebäude selber, sondern beinhaltete auch eine Reihe städtebaulicher Fragestellungen; in jedem Fall sollte der historische Gebäudebestand in das Konzept einbezogen werden. So zahlreich wie die sich aus der baulichen Situation rund um das zukünftige Industriemuseum ergebenden Interpretationsmöglichkeiten fielen auch die Lösungsvorschläge der Preisträger aus.Peter Wermund und Charly Pauli, Berlin, (erster Preis) setzen durch eine dominante Neubebauung ein weithin sichtbares Zeichen. Der Haupteingang befindet sich zwischen der Gießereihalle und den ehemaligen Werkstattgebäuden, wobei das Maschinenhaus überbaut und so unmittelbar in die Museumskonzeption einbezogen ist, dadurch wird es selbst zum Ausstellungsstück. Die städtebauliche Achse aus der Ulmenstraße wird durch das analog zur großen Ausstellungshalle ausgebildete Depotgebäude aufgefangen, das direkt an der Zwickauer Straße plaziert ist, so daß sich insgesamt eine geschlossene Straßenfront ergibt, die zumindest ein kleines Stück der Zwickauer Straße neu fassen kann.Sehr viel funktionaler stellt sich der mit dem zweiten Preis bedachte Vorschlag von Peter Mittmann/Planungs AG Neufert Mittmann Graf Partner aus Köln dar. Der Neubau, der ebenfalls das Maschinenhaus überbaut, ist hier vollständig in den Hintergrund gerückt, lediglich in der Achse der Zwickauer Straße weist ein viergeschossiger Turm auf das Museum hin. Alt- und Neubau sind direkt miteinander verbunden, wobei der Neubau in seiner Architektursprache zugunsten des Bestandes stark zurückgenommen ist. Die Ulmenstraße mündet, zumindest verkehrstechnisch sinnvoll, in den geforderten Parkplatz. Einen ganz anderen Ansatz zeigt die Arbeit von aff architektengemeinschaft, Martin Fröhlich, aus Weimar (dritter Preis): Der Neubau hält sich vollständig im Hintergrund und knüpft mit seiner Konstruktion an die Industriearchitektur des Bestandes an, ohne jedoch in das räumliche Gefüge entlang der Zwickauer Straße direkt einzugreifen; vielmehr bildet er das Rückgrat für die vorhandene Bebauung. Der Haupteingang ist hinter die Gießereihalle verlegt und damit von den Parkplätzen, die auch hier gegenüber der Ulmenstraße liegen, wie auch vom Vorplatz um das Maschinenhaus zu erreichen, womit differenziertere Raumabfolgen geschaffen werden und gleichzeitig die Gießereihalle mit ihren Nebengebäuden begreifbar bleibt.In dem mit dem vierten Preis ausgezeichneten Entwurf von Alexander Bertsch, Berlin, schiebt sich zwischen Gießereihalle und Werkstätten eine dreigeschossige, größtenteils verglaste Halle selbstbewußt bis an die Zwickauer Straße und verleiht damit dem Ort eine neue, ganz eigene Identität. Ein Sonderpreis ging an Dieter Heiler, Kempten, der alle Gebäude mit einem Glaslamellendach überspannt und damit zwar den „Zwischenraum zwischen Alt und Neu“ gekonnt inszeniert, gleichzeitig aber den Bestand in seiner Eigenständigkeit beschneidet.Insgesamt wurden mit den ausgewählten Arbeiten (neben vier Preisen und einem Sonderpreis vergab die Jury unter dem Vorsitz von Peter Schweger, Hamburg, sechs Ankäufe) dem Wunsch der Auslober nach Realisierbarkeit Rechnung getragen. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, daß nach der endgültigen Auswahl eines Entwurfes auch die Chemnitzer zufrieden sind und die Stadt ein Stück Selbstbewußtsein und Identität zurückerlangen kann – schließlich soll das IMC den Rang eines Landesmuseums erhalten und zu Chemnitz1 Selbstbehauptung gegenüber der sonst oft so übermächtig erscheinenden sächsischen Landeshauptstadt Dresden beitragen.Charlotte Friedrich