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Design of the Gorée Memorial

Ort des Wettbewerbs Dakar/Senegal


Preise
1. Preis di Blasi, Mailand/I
Mitarbeiter: Simonetti, Grioni, Cardenas, Roncoroni, Perotti, Pin, Favero & Milan
2. Preis In-Bo Shim, Yamashita und Burden, Seoul/Korea
Mitarbeiter: Satch
3. Preis Brandi + Partner mit Krause architects, Zimbabwe, Göttingen
Mitarbeiter: J. Brandi, Ostmann, Krause, H. Brandi, Heidtkamp, Knorr, Kaufhold, Sprenger, Borm; Mubambi, Nyandoro, Kainga.
Lobende Erwähnung Souquet, Paris/F
Mitarbeiter: Souquet, Defrain.
Lobende Erwähnung Brecht Architekten, Weimar
Mitarbeiter: Brecht, Hultsch, Hahn, Bringt, Koch
Lobende Erwähnung Chidiac, Beirut/Libanon
Lobende Erwähnung Harden Macaux Mathiaut Rolland, Paris
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Kommentar
Mitte September wurde der international ausgelobte Wettbewerb für ein Mahnmal in der Hauptstadt des Senegals entschieden. Die Jury (Vorsitz Christian de Portzamparc, Paris) hatte unter 300 Entwürfen der Endrunde eine Auswahl zu treffen. Bei der ersten Wettbewerbsstufe waren beim Auslober, der senegalesischen Regierung, rund tausend Entwurfsideen eingegangen. Den 1. Preis erhielt Ottavio di Blasi, Mailand. Das geplante Memorial de Goree ist von weltweiter Bedeutung. Es soll am westlichsten Punkt des Kontinents an den Sklavenhandel erinnern, an das große Leid der vielen Afrikaner, die bis ins 19. Jahrhundert hinein nach Amerika verschleppt wurden, um in Plantagen zu arbeiten. Aufgabe war, neben einem weit sichtbaren Zeichen auch ein Museum mit Informationszentrum und Bibliothek zu planen. Das Grundstück liegt nahe des Präsidentenpalastes am Ende der Rue des Dardanelles direkt am Atlantischen Ozean. Hier befand sich früher ein Dorf. Vor der Küste befindet sich die Insel Goree mit einem ehemaligen Sklavenhaus. Wer dorthin kam, hatte keine Chance mehr, der meist qualvollen Überfahrt nach Amerika zu entrinnen.Der Preisträger di Blasi ließ sich bei den Grundformen seines Entwurfs von den Lehmbau-Minaretten der Moscheen in Agades und Kong sowie von symbolischen und figurativen Elementen der afrikanischen Kultur inspirieren. Das Raster der zwei Schalen, die aus Stahlbeton mit wabenförmigen Fertigteilen zusammengefügt werden, erinnern an Bienenhäuser und interpretieren nach ihm symbolhaft das Zusammenleben in Gleichberechtigkeit. Das Terrain des früheren Dorfes ist nur noch zur Hälfte vorhanden, da die Felsküste weggebrochen ist. Der Architekt will dies deutlich machen, indem er das Mahnmal auf eine kreisrunde Esplanade stellt, die durch ein offenes Band durchschnitten wird, das den Blick hinunter zu einer Anlegestelle freigibt. Von dort starten die Ausflugsboote zur Insel Goree, wo das Sklavenhaus mit düsteren Kammern und nobler Verwalterwohnung im Obergeschoß zu besichtigen sein wird. Die stehende Schale, die nach oben spitz zuläuft, erhebt sich über dem Küstenfelsen. Die kleinere Schale des Mahnmals mit der Ausstellungshalle des Museums, verschließt sich zum Meer und öffnet sich zur vertikalen Mahnmal-Figur. Unterhalb der Ausstellungshalle sind weitere Museumsräume, ein Planetarium und die Cafeteria vorgesehen. Innerhalb der Mahnmal-Schale sind die Bibliothek und die Verwaltung übereinander angeordnet. Die Aussichtssplattform wird per freistehendem Aufzug erreicht. Mit seinen 136 Metern Höhe wird die gekrümmte Wabenhaube zu einem neuen Wahrzeichen von Dakar. Es überragt die Hochhäuser und steht am Endpunkt von zwei wichtigen Straßenachsen der senegalesischen Hauptstadt.Beim zweiten Preisträger, In-Bo Shim aus Seoul, weist das Museum die Grundrißform eines Segments einer Spirale auf und wird von einer Plattform bedeckt. Im Gegensatz zu diesem Flachbau mit Schrägverglasung steht in der Mitte der Spirale als vertikales Element das Mahnmal, das ein wenig an einen abgestorbenen Baumstamm erinnert. Der Architekt will die Form aus einem in der Hand zusammengedrückten Lehmbatzen abgeleitet haben. Museum und Mahnmal sind zwei sehr unterschiedliche Baufiguren. Der Entwurf lebt nach Ansicht des Architekten von den Gegensätzen Horizontalität/Vertikalität, Statik/Dynamik, Funktionalität/Organische-symbolische Form sowie der Materialien Beton und Holz. Der größere der beiden „Äste“ des abstrahierten Baumes zeigt zur Insel Goree. Der Besucher kann im Inneren dieses Holzbaus mit einem schräg verlaufenden Aufzug bis zu einer Aussichtsplattform in 36 Meter Höhe gelangen. Die einzelnen Holzplatten von 50 cm Dicke sollen durch vorgespannte Stahltrossen zusammengehalten werden.Jochen Brandi mit Heiko Ostmann, Göttingen und Wolfgang Krause, Harare, erhielten den 3. Preis. Sie lösen sich vom Grundstück und sehen 300 Meter vom Strand entfernt ein 84 x 36 Meter großes Tor vor, das nur aus einem Rahmen besteht. Das Mahnmal ist damit auf „exterritorialem Gebiet“, da für die Architekten der Sklavenhandel ganz Schwarzafrika betraf. Außerdem würde ein Stück des grünen Küstenstreifens von Neubauten verschont bleiben. Für Brandi prägte sich bei einem Besuch des Sklavenhauses ein Bild unauslöschlich ein: Eine gleißend helle Öffnung durchbricht das kalte, feuchte Dunkel der Sklavenräume, das sogenannte Tor zur Reise ohne Widerkehr. Die Entwurfsidee beruht auf diesem Bild. Das Tor soll das Kommen und Gehen symbolisieren – die leidvolle Geschichte aber auch die Hoffnung eines Weges in eine bessere Zukunft. Eine „Stele des Gedenkens“, die dem Torausschnitt entstammt, symbolisiert das Gedenken an die Opfer des Sklavenhandels. Sie steht ca. 100 Meter jenseits des Sklavenhauses im Wasser. Von der Küste fällt der Blick auf eine kleine Felsinsel-Formation, der „Stätte des Ewigen Feuers“, die symbolisch als Grab bezeichnet wird. Die Feuerstätte, in der Größe des Tores im Sklavenhaus, soll mit ihrem Licht, dem Wasser, dem Himmel und der Erde den Rahmen der Naturgewalten bilden, der das Monument in den Rhytthmus der Zeit und in die Dimensionen des Raumes versetzt. Alle drei Elemente des Mahnmals werden durch das Museum, das vor dem Tor schwimmen soll, ergänzt. Ein Steg führt den Besucher, nachdem er noch vor der Küste in den Felsen hinabgestiegen ist, axial zu diesem Museum. SR

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