Interview
Woran arbeitet Ihr gerade?
Sven Fröhlich
Daran, dass es Frühling wird.
Martin Fröhlich
An der Vergrößerung der Familie
Könnt Ihr da einen Beitrag leisten?
(lachen)
Also – woran arbeiten AFF als Architekten?
Sven Fröhlich
Wir haben hier um die Ecke die vielleicht nächstliegende Baustelle, die man als Büro
haben kann. 200 Meter entfernt. Eine Schule. Beim Schloss Freudenstein haben wir
mit diesen Umbau- und Sanierungsgeschichten angefangen. Jetzt betreuen wir seit
drei Jahren Umbauten, Schulen, Schulerweiterungen.
Da macht Ihr tatsächlich auch die Bauleitung? Also nicht nur die künstlerische Oberleitung?
Martin Fröhlich
Ja, das gehört zum Bauen und zur Architektur dazu. Wir sind dem Handwerk sehr
nah, nicht nur weil einige selbst erst einen Beruf gelernt haben.
Nämlich welche?
Martin Fröhlich
Wir haben Maurer, Modellbauer oder Baufacharbeiter, wie das so schön hieß, an Bord.
Zur Schule: Das ist ein Erweiterungsbau, keine energetische Sanierung. Dann machen
wir noch ein Reihenhausprojekt. Ein echtes Baugruppenprojekt. Mit elf Bauherren.
Zieht Ihr selber mit ein?
Martin Fröhlich
Ja. Eigentlich wollte das ganze Büro einziehen, aber es sind dann nur drei Leute übriggeblieben.
Ansonsten tüfteln wir an Entwürfen zu Wettbewerben.
Der größte Wettbewerbserfolg in letzter Zeit war das Sprengelmuseum in Hannover?
Sven Fröhlich
Der größte war Freiberg, was ja dann auch gebaut wurde. Das Sprengelmuseum war ein
vierter Platz.
Vor kurzem war im Deutschen Architekturzentrum, dem DAZ, eine Ausstellung zu sehen, die Euch als Sammler zeigt. Wo verstaut Ihr die ganzen Dinge, die dort zu sehen sind, denn sonst so?
Martin Fröhlich
Hier im Büro.
Wie bitte?
Sven Fröhlich
Naja, es war noch ein bisschen voller hier. Ich weiß ja nicht, wie‘s bei Dir zuhause aussieht
... Aber bei uns daheim so ähnlich wie im Büro. Dabei haben wir unsere Dunkelkammer
sogar schon abgebaut und verkauft! (zum Fotografen Torsten Seidel:) Eine
Linhof könntest Du noch haben!
Ihr hattet eine Profi-Plattenkamera?
Martin Fröhlich
Sven hat mal Fotografie studiert. Ich war eher der Nikon-F3-Typ.
Die ganzen Fotos in Eurer Ausstellung habt Ihr nicht mit dem Handy gemacht?
Sven Fröhlich
Schon, aber... Also da gibt es noch analoge Bestände, die sind noch gar nicht aufgearbeitet.
Wir waren mal – da gibt es sogar ein Bauwelt-Heft dazu – im Pionierferienlager
Artek auf der Krim, davon gibt es noch 5000 Dias (es ist Heft Bauwelt 16.2000).
Warum ward Ihr dort?
Martin Fröhlich
Na, das war das größte Pionierferienlager! (lachen)
Natürlich unter dem Aspekt: Da im Osten gibt‘s auch ne Moderne! Bei uns hingegen,
in der Ex-DDR, guckten damals alle in den Westen. Das war ein Seminar, das wir als
Assistenten an der Uni gemacht haben. Aber auch Abenteuerlust.
Noch mal zu Eurer Sammelleidenschaft: Ihr häuft beide solche Mengen an Sachen an?
Sven Fröhlich
Nicht nur – das Material ist vom ganzen Büro. Das war uns wichtig: Dieses Team hier
zu schärfen.
Martin Fröhlich
Das ist so, wie Du als Schreiber bzw. Beschreibender zitierst. Du hast ganz viel gelesen
und könntest Dich auch in Zitaten unterhalten...
...das glaubt Ihr!
Martin Fröhlich
So‘n Bild haben wir davon! (zu Torsten Seidel) Du als Fotograf hast ein Bildgedächtnis,
als Schreibender hast Du ein Textgedächtnis.
Und als Architekt...
Martin Fröhlich
... biste irgendwo dazwischen: zwischen Text-, Bild- und Objektgedächtnis.
Und verwendet Ihr diese Objekte aus der Sammlung manchmal als Ready-Made, quasi 1:1 in die Architektur eingebaut?
Sven Fröhlich
Dazu gäbe es auch ein gewisses Lager. Aber solche konkreten Dinge haben wir bewusst
nicht in die Ausstellung getan. Wir haben sogar ein Verbot ausgesprochen:
Du darfst keine Bauteile hintragen. Ich könnte Dir sofort den Schrank aufmachen, Dir
‚ne Kiste mit irgendwelchen Kabelschellen rausholen ...
Aber Ihr verwendet nichts konkret so, wie es hier gesammelt ist?
Sven Fröhlich
Du würdest es entdecken, wenn Du Dir Freiberg anschaust oder jetzt die Schule. Da
gibt‘s so Details. Zum Beispiel einen Türanschlagstopper, der aus einem ganz anderen
Bereich stammt, aus dem Fahrzeugbau zum Beispiel.
Ihr fotografiert gerne verschneite Autos, richtig?
Martin Fröhlich
Die Frage klingt nach der Offenlegung eines Fetischs, so ist es nicht. Wir fotografieren
alles, was uns fasziniert. Das schönste an den verschneiten Autos war, dass
Du da dieses deutsche Wertbild hast, diese Edelkarosse, für die man ein Leben lang
spart. Die Leute geben mehr für Autos aus als für Architektur. Die pflegen ihre Autos
mehr als Architektur. Das sind so Gleichnisse, die wir gern benutzen, wenn wir mit
Bauherren reden.
Über Autos?
Martin Fröhlich
Nicht nur Autos. Wir sind in einer Zeit groß geworden, in der wir das Fernsehen und
andere neue Medien zur Verfügung hatten. Da kannst Du, wenn Du eine Schule baust,
auch über Teletubbies reden...
Teletubbies?
Sven Fröhlich
Meinetwegen auch Teletubbies, ja. Bei uns läuft viel über Beispiele. Als Metaphern
gesehen. So was kommt grundsätzlich auch bei Bauherren an. „Schauen Sie sich doch
mal Ihr Auto an, da haben Sie doch auch alles richtig gemacht“. Da kann man sich
den Bauherren einfacher verständlich machen, als immer nur über Architektur zu
reden.