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15.01.2018
Schlussstein für die Museumsinsel
Baustellenbesuch der James-Simon-Galerie in Berlin
Eine Baustelle weniger in der Mitte Berlins: Ende dieses Jahres wird sie fertig, die James-Simon-Galerie, wie das neue Eingangsgebäude zur Museumsinsel von David Chipperfield Architects heißt. Es bleibt bei den geplanten Baukosten von 134 Millionen Euro, bestätigte das Bundesamt für Bauordnung und Raumwesen als Bauherrnvertreter vergangene Woche beim Rundgang durch den Neubau.
Von Jasmin Jouhar
Eines steht jetzt schon fest: Das neue Eingangsgebäude der Museumsinsel von David Chipperfield Architects (Berlin) ist eine ganz ungewöhnliche, wenn nicht sogar vorbildlose Architektur. Denn das Haus ist vor allem Erschließung. Oder wie es Alexander Schwarz, Partner im Berliner Büro Chipperfields, beim Rundgang weniger profan formulierte: „Das Gebäude feiert die Museumsinsel. Es feiert den erhabenen öffentlichen Raum in der Stadt.“ Die Treppen, Kolonnaden, Terrassen, Foyers und Höfe dienen vor allem einem Zweck: die Museen auf der Insel besser miteinander und dem Stadtraum zu vernetzen. Dass dabei kein Zweckbau herausgekommen ist, sondern ein passender Schlussstein für das Unesco-Weltkulturerbe Museumsinsel, verdankt sich zum einen dem Geschick, mit dem David Chipperfield Architects architektonische und städtebauliche Bezüge zur Umgebung herstellen. Zum anderen einem Materialkonzept, das viel (hochwertigen) Beton mit einigen noblen Akzenten veredelt.
Auch wenn der wichtigste und zugleich theatralischste Eingang über die große Freitreppe vom Alten Museum her noch nicht fertig ist: Es ist dennoch zu spüren, wie das Haus mit den 110 überlangen, dünnen Stützen den Stadtraum inszeniert. Es eröffnet neue Perspektiven auf die wohlbekannte „Bildungslandschaft“ (Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz), indem es Aus- und Durchblicke rahmt und die Besucher auf neue Blickpunkte hebt. Plötzlich rücken die Baumassen der Nachbarhäuser eng zusammen, wie durch ein Teleobjektiv betrachtet. Am Kupfergraben schiebt sich die James-Simon-Galerie allerdings selbst ziemlich prominent ins Bild: Die Fassade des Sockels türmt sich als massive, zweifach geknickte Wand über dem Wasser auf und streckt sich zugleich ziemlich lang aus. Seltsam ungelöst erscheint das Zusammentreffen von Neubau und Pergamonmuseum auf der Rückseite – mehr Berliner Hinterhof als Weltkulturerbe.
Ende dieses Jahres übergibt das Bundesamt für Bauordnung und Raumwesen das Haus dem Nutzer, den Staatlichen Museen zu Berlin, die Eröffnung ist für 2019 geplant. Dann bietet das Eingangsgebäude auf rund 10.900 Quadratmetern Gesamtfläche neben viel Raum zum Flanieren und Schauen vor allem Service für die Besucher – erwartet werden rund 8.000 pro Tag. Sie können Eintrittskarten erwerben, einen Kaffee trinken oder im Museumshop einkaufen. Im Sockel gibt es außerdem einen circa 700 Quadratmeter großen Raum für Wechselausstellungen. Von der James-Simon-Galerie gelangen die Besucher direkt in das Pergamonmuseum und das Neue Museum. Und wenn eines Tages die unterirdische Verbindung, die Archäologische Promenade, fertig ist, auch noch in das Bodemuseum und das Alte Museum. Der Name des Neubaus erinnert übrigens an einen der wichtigsten Mäzene Berlins: James Simon schenkte den Museen Anfang des 20. Jahrhunderts mehr als 10.000 Objekte, darunter auch die Nofretete. Späte Ehre erfährt er nun mit einem Haus, das selbst an einem regnerischen Berliner Wintertag einladend wirkt.