18.07.2018

Metallene Harmonie

Baustellenbesuch beim Kölner Feuerwehrzentrum von Knoche Architekten

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Einweisung in den Baustellenrundgang für die Studierenden aus Kaiserslautern. Foto: Sören Rathgeber

Auf einem Gewerbegrundstück im Gleisdreieck von Köln-Kalk entsteht derzeit ein Neubau für die Hauptrettungswache der Stadt. Neben Hallen für 18 Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge sind hier Werkstätten aller Kölner Feuerwachen und Räume für die freiwillige Feuerwehr untergebracht. Hinzu kommen Ruhebereiche, eine Küche samt Speiseraum sowie eine Sporthalle. Das Leipziger Architekturbüro Knoche Architekten hatte 2012 den Realisierungswettbewerb gewonnen, 2015 war der erste Spatenstich und nun – mit einem Jahr Verzögerung – befindet sich der Bau des Feuerwehrzentrums auf der Zielgeraden. Die Teilnehmer der Exkursion des Fachbereichs Architektur der TU Kaiserslautern (fatuk) besuchten die Baustelle.

Von Laura Ames, Fabienne Mirold, Ernst Markus Rauska und Felix Rollitz


Eine Sanierung der maroden Feuerwache Kalk aus der Vorkriegszeit war aus funktionalen Gründen nicht mehr in Frage gekommen. Anstatt das alte Gebäude durch eine neue Feuerwache zu ersetzen, nutzte die Stadt Köln die Gelegenheit, um verschiedene Abteilungen wie etwa die Kfz-Werkstatt, die Kleiderkammer und die Atemschutzwerkstatt, die zuvor über das Stadtgebiet verteilt waren, an einem einzigen Ort zusammenzufassen. Die kürzeren Wege sollen die Effizienz der Feuerwehr steigern.

Knoche Architekten waren mit dem Bau von Feuerwachen bereits durch zwei Projekte in Leipzig vertraut, die 2011 und 2013 entstanden sind. In Köln überzeugte ihr städtebaulicher Entwurf und die funktionale Anordnung der Bauteile die Jury. Das schwierige dreieckige Grundstück liegt innerhalb zweier zusammenlaufender Gleis-Trassen. Auf einer Nutzfläche von knapp 8.000 Quadratmeter entwarfen sie ein Ensemble aus vier verbundenen Bautrakten, die sich um einen Übungs- und Betriebshof gruppieren. Die Kubatur entwickelten sie aus der Umgebung und der Funktionalität des Gebäudekomplexes heraus. Die obere Gebäudekante mäandriert: Vom südlichen Hauptbaukörper zur Fahrzeughalle fällt sie ab, steigt im nördlichen Bereich, dem Werkstättenteil, wieder an und findet ihren Abschluss in dem 30 Meter hohen, markanten Schlauchturm.

Der fünfgeschossige Hauptbau ist leicht nach hinten versetzt und bildet eine klare Kante zur Straße. Durch das Zurücksetzen von der Straße entstand die Aufstellfläche für die Feuerwehrfahrzeuge. Um die Hallen im Erdgeschoss sind Umkleiden und Büroräume angeordnet. Ganz klassisch: Die Geschosse können schnell über die traditionellen Rutschstangen überwunden werden. Weitere Zimmer sind als Ruheräume, Küche, Cafeteria oder Duschen vorgesehen. In den zwei oberen Geschossen des vorderen ersten Bautrakts wartet die wirkliche Überraschung: Eine große Sporthalle mit anliegendem Kraft- und Geräteraum sowie einer Dachterrasse.

Die feuerverzinkte Stahlblechfassade wurde mit Alulisenen in variierenden Abständen gefasst und horizontal gegliedert. Sie ist in ihrer Grundstruktur und Betonung der Vertikalen immer gleich aufgebaut und zieht sich durch den ganzen Bau. Die verschiedenen Nutzungsbereiche sind dabei trotzdem gestalterisch elegant voneinander abgehoben. Durch die feingliedrig ausgeführte Fassadengestaltung wird der technischen Funktion des Gebäudes ein angemessener Ausdruck verliehen und sorgt für eine hochwertige Erscheinung.


Zum Thema:

Der Beitrag entstand in Kooperation mit dem Fachbereich Architektur der Technischen Universität Kaiserslautern (fatuk). Im Rahmen einer Exkursion im Mai 2018, die von Peter Spitzley und Ulrike Weber geleitet wurde, besuchten die Studierenden Großbaustellen im Rhein-Main-Gebiet.