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30.01.2020
Manifest Nationalmuseum
Baustellenbesuch bei Kleihues + Schuwerk in Oslo
Vor zehn Jahren hatte der Berliner Architekt Klaus Schuwerk mit der Arbeitsgemeinschaft Kleihues+Schuwerk den internationalen Wettbewerb für das norwegische Nationalmuseum in Oslo unter 237 Einreichungen gewonnen. Im Frühjahr 2021 soll der Neubau eröffnen.
Von Friederike Meyer
Es war ein Paukenschlag, als 2009 ausgerechnet die deutschen Architekten Klaus Schuwerk und Jan Kleihues den international ausgeschriebenen Wettbewerb in Oslo gewannen. Seit mehreren Jahren arbeitet die Architektengemeinschaft Kleihues + Schuwerk (Berlin) nun gemeinsam mit dem Büro Dyrvik Arkitekter (Oslo), den Landschaftsarchitekten Østengen & Bergo (Oslo), der norwegischen Baubehörde Statsbygg und dem Baumanagementunternehmen Ramboll an der Umsetzung.
Wer heute über den Neubau des norwegischen Nationalmuseums in Oslo berichtet, hat es zunächst mit vollmundigen Ankündigungen des Kulturministeriums zu tun. Eines der führenden Häuser seiner Art in Europa will es werden, das größte Kulturzentrum in der nordischen Region. Es wird Platz für Kunstsammlungen bieten, die derzeit an drei Orten in der Osloer Innenstadt verteilt sind: die Nationalgalerie, das Museum für Zeitgenössische Kunst und das Kunstgewerbemuseum. Design, Handwerk und Kunst aus vielen Jahrhunderten – insgesamt 5.000 Werke will man gleichzeitig präsentieren. Zu den Ausstellungsräumen kommen noch Lager, Werkstätten und Büros, Restaurant, Bibliothek, Veranstaltungssaal und Dachterrasse. 54.600 Quadratmeter beträgt die Gesamtfläche dieses Mammutprojekts, dessen Eröffnungstermin gerade erst um mehrere Monate ins Frühjahr 2021 verschoben wurde.
Der gewaltige Neubau auf dem Gelände des alten Osloer Westbahnhofs gleicht einem Bollwerk. Seine Wände sind mit norwegischem Schiefer verkleidet, 22.000 Quadratmeter insgesamt, heißt es aus der Pressetelle von Statsbygg. Dieser zieht sich auch in die Innenräume, ins großzügige Foyer, in die Bibliothek, das Restaurant und die Garderoben. Schuwerk erzählt, er habe dafür kämpfen müssen, dass der Stein für das Norwegische Nationalmuseum aus Norwegen kommt. Denn der aus Indien und China sei billiger. Und als Schuwerk im Land keinen Steinbruch fand, der den Stein nach seinen Wünschen quer zu den Ablagerungsschichten schneiden würde, ließ er die Blöcke in ein Sägewerk nach Deutschland transportieren – und geschnitten wieder zurück.
Solide und langlebig sind die Eigenschaften, die Schuwerk mit dem Haus ausdrücken möchte. Beständige Materialien prägen denn auch alle Bereiche des Hauses. Der Boden zum Beispiel ist wie in der Berliner James-Simon-Galerie mit Craislheimer Muschelkalk belegt, edles Holz taucht hier und da an den Wänden auf. Und eine Lichthalle auf dem Dach, das Aushängeschild des Komplexes. Sie bietet auf 2.400 Quadratmetern Platz für Wechselausstellungen und ist nahezu fertig gestellt. Ursprünglich sollte sie mit Alabaster verkleidet werden, aus technischen Gründen kommen nun Glasplatten zum Einsatz, die eine dünne Schicht Marmor fassen und so das Licht des Nachts nach außen dringen lassen.
Schon die Materialien machen deutlich: Das Nationalmuseum ist ein letzter Riese des zu Ende gehenden fossilen Zeitalters. Denn während die jüngste Osloer Architekturtriennale unter dem Titel „Enough. The Architecture of Degrowth“ Ideen für das Ende des Wachstums und zur Weiternutzung ausgedienter Gebäude zum Thema machte, wird im Nationalmuseum an nichts gespart. Unklar ist zudem, was mit den teils wunderbaren Museumsbauten passieren soll, die nach dem Umzug der Institutionen in den Neubau leer stehen. Vielleicht ist die wichtigste Botschaft in diesem Zusammenhang, dass das Haus in seiner Massivität wirkt, als wolle es viele Jahrhunderte überdauern.
Fotos: Ken Opprann
Von Friederike Meyer
Es war ein Paukenschlag, als 2009 ausgerechnet die deutschen Architekten Klaus Schuwerk und Jan Kleihues den international ausgeschriebenen Wettbewerb in Oslo gewannen. Seit mehreren Jahren arbeitet die Architektengemeinschaft Kleihues + Schuwerk (Berlin) nun gemeinsam mit dem Büro Dyrvik Arkitekter (Oslo), den Landschaftsarchitekten Østengen & Bergo (Oslo), der norwegischen Baubehörde Statsbygg und dem Baumanagementunternehmen Ramboll an der Umsetzung.
Wer heute über den Neubau des norwegischen Nationalmuseums in Oslo berichtet, hat es zunächst mit vollmundigen Ankündigungen des Kulturministeriums zu tun. Eines der führenden Häuser seiner Art in Europa will es werden, das größte Kulturzentrum in der nordischen Region. Es wird Platz für Kunstsammlungen bieten, die derzeit an drei Orten in der Osloer Innenstadt verteilt sind: die Nationalgalerie, das Museum für Zeitgenössische Kunst und das Kunstgewerbemuseum. Design, Handwerk und Kunst aus vielen Jahrhunderten – insgesamt 5.000 Werke will man gleichzeitig präsentieren. Zu den Ausstellungsräumen kommen noch Lager, Werkstätten und Büros, Restaurant, Bibliothek, Veranstaltungssaal und Dachterrasse. 54.600 Quadratmeter beträgt die Gesamtfläche dieses Mammutprojekts, dessen Eröffnungstermin gerade erst um mehrere Monate ins Frühjahr 2021 verschoben wurde.
Der gewaltige Neubau auf dem Gelände des alten Osloer Westbahnhofs gleicht einem Bollwerk. Seine Wände sind mit norwegischem Schiefer verkleidet, 22.000 Quadratmeter insgesamt, heißt es aus der Pressetelle von Statsbygg. Dieser zieht sich auch in die Innenräume, ins großzügige Foyer, in die Bibliothek, das Restaurant und die Garderoben. Schuwerk erzählt, er habe dafür kämpfen müssen, dass der Stein für das Norwegische Nationalmuseum aus Norwegen kommt. Denn der aus Indien und China sei billiger. Und als Schuwerk im Land keinen Steinbruch fand, der den Stein nach seinen Wünschen quer zu den Ablagerungsschichten schneiden würde, ließ er die Blöcke in ein Sägewerk nach Deutschland transportieren – und geschnitten wieder zurück.
Solide und langlebig sind die Eigenschaften, die Schuwerk mit dem Haus ausdrücken möchte. Beständige Materialien prägen denn auch alle Bereiche des Hauses. Der Boden zum Beispiel ist wie in der Berliner James-Simon-Galerie mit Craislheimer Muschelkalk belegt, edles Holz taucht hier und da an den Wänden auf. Und eine Lichthalle auf dem Dach, das Aushängeschild des Komplexes. Sie bietet auf 2.400 Quadratmetern Platz für Wechselausstellungen und ist nahezu fertig gestellt. Ursprünglich sollte sie mit Alabaster verkleidet werden, aus technischen Gründen kommen nun Glasplatten zum Einsatz, die eine dünne Schicht Marmor fassen und so das Licht des Nachts nach außen dringen lassen.
Schon die Materialien machen deutlich: Das Nationalmuseum ist ein letzter Riese des zu Ende gehenden fossilen Zeitalters. Denn während die jüngste Osloer Architekturtriennale unter dem Titel „Enough. The Architecture of Degrowth“ Ideen für das Ende des Wachstums und zur Weiternutzung ausgedienter Gebäude zum Thema machte, wird im Nationalmuseum an nichts gespart. Unklar ist zudem, was mit den teils wunderbaren Museumsbauten passieren soll, die nach dem Umzug der Institutionen in den Neubau leer stehen. Vielleicht ist die wichtigste Botschaft in diesem Zusammenhang, dass das Haus in seiner Massivität wirkt, als wolle es viele Jahrhunderte überdauern.
Fotos: Ken Opprann