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30.01.2019
Ja, das Bauhaus…
Christoph Ingenhoven über Salzstreuer, Ascona und Lilly Reich
Am Bauhaus-Jubiläumsjahr kommt niemand vorbei. Baunetz möchte wissen, wie Architekten, Designer und Kulturschaffende heute über die vor einhundert Jahren gegründete Schule und ihre Auswirkungen denken. Mit dem Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven sprachen wir über Salzstreuer, Ascona und Lilly Reich.
Herr Ingenhoven, welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Bauhaus? Können Sie sich noch erinnern, wie sie zum ersten Mal mit dem Bauhaus in Berührung gekommen sind?
Christoph Ingenhoven: Ja, das Bauhaus... Ich begegne ihm bereits morgens beim Salzen meines Frühstückseis mit Wagenfelds Salzstreuer, bin mit Mies’ wunderbaren Häusern für Esters und Lange in Krefeld sehr früh vertraut gemacht worden, habe im Hotel Monte Verità in Ascona die Sommer meiner Jugend verbracht, inmitten der Möbel und Bilder von Stam, Breuer, Wagenfeld, Klee, Feininger und allem anderen, was Baron von der Heydt besessen hatte. Ich kenne und verehre vieles und viele, die mit dem Bauhaus verbunden waren. Aber meine Liebe gilt den Härings, Scharouns, den Exilanten, Neutra, Schindler, Frey, Lautner, auch Eames, Ellwood, Fuller, Frei Otto und allen anderen, die es noch weiter, freier und, wie Tom Wolfe sagen würde, weniger humorlos wollten und dafür ihren jeweils eigenen Weg fanden und finden.
Wo ist Bauhaus für Sie heute?
Das Bauhaus und seine Mitglieder haben die richtigen Fragen gestellt, die heute aktuell sind wie in den 1920er Jahren: Debatten über die soziale Qualität von Architektur, menschenwürdiges, günstiges Wohnen, gutes Wohnklima. Architektur darf den Blick für die politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen nicht verlieren – das steht der Suche nach der schönen Form nicht im Wege. Architektur kann sich nicht auf sich allein beschränken, dies hat uns das Bauhaus mit seinen ganzheitlichen Ansätzen vorgelebt.
Gropius, Meyer oder Mies?
Mies. Ich lege meine Kleider auf Lilly Reichs und Mies Barcelona Hocker ab und sammle die Fotos und Montagen von Mies. Sie sind die Kulmination einer fast schon unverschämten Suche nach ewiger Schönheit.
Die Fragen stellte Uta Winterhager.