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02.05.2007

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His Master´s Voice

Zum Tode von Edgar Wisniewski


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Sein Name war untrennbar mit dem Hans Scharouns verbunden: Am 25. April 2007 verstarb der Berliner Architekt Edgar Wisniewski im Alter von 76 Jahren. Wisniewski galt als wichtigster Schüler Scharouns und war Partner im Büro des Meisters der organischen Architektur.

Zu den bekanntesten Gebäuden, an denen er maßgeblich beteiligt war, gehören die Bauten am Berliner Kulturforum: Philharmonie und Staatsbibliothek, die er nach dem Tod Scharouns vollendete (Wisniewski selbst war Projektleiter beim Wettbewerb der Stabi), sowie das Musikinstrumenten-Museum, das er nach dessen Plänen errichtete. In einem Interview mit der Berliner Tageszeitung taz im April 2005 sagte Wisniewski: „Es gibt ein eigentümliches Wort von Werner Düttmann, das er auf einer Veranstaltung in der Akademie der Künste einmal gesagt hat: ‚Scharoun hat noch nie so viel gebaut wie nach seinem Tod.‘“

Der 1985 eröffnete Kammermusiksaal geht auf Wisniewskis eigene Entwürfe zurück (hier gab es nur eine Skizze von Scharoun), ebenso wie der neue Eingang zum Musikinstrumenten-Museum, der 2006 fertig gestellt wurde. Man gelangt nun vom Sony-Gelände durch das Museum und die Foyers der Philharmonie bis zur Piazza vor der Matthäuskirche. Philharmonie, Kammermusiksaal und Museum bilden heute einen Gebäudekomplex, der im Inneren durch eine „Foyer-Landschaft“ verbunden ist. Wisniewski baute auch einen bemerkenswerten kleinen Reihenhauskomplex in Berlin-Schlachtensee, in dem er selbst wohnte und arbeitete. Die hohen räumlichen Qualitäten der öffentlichen Bauten – wie Split-Level, diagonale und vertikale Sichtbeziehungen sowie formale Zitate aus dem Schiffsbau – finden sich hier en Miniature wieder.

Vor allem in der Debatte um die Neugestaltung des Kulturforums (BauNetz-Meldung vom 8. 6. 2005) engagierte sich Wisniewski, der jede Änderung an Scharouns Konzept ablehnte und zeitlebens für die Errichtung des letzten Bausteins auf dem Forum kämpfte: das Gästehaus mit Übernachtungsmöglichkeit und Restaurant.

Cordula Vielhauer


Zum Thema:

zum Interview mit Edgar Wisnieski unter www.taz.de
www.scharoun-gesellschaft.de


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

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Sophie Lovell | 03.05.2007 17:59 Uhr

His Master's Voice

A sad loss indeed. He was a gifted and facinating man but with none of the haughty arrogance of quite a few 'big name ' architects I could mention. I had the great pleasure and privilege of interviewing Edgar Wisniewski a couple of years ago and as we sat together in the main auditorium of the philharmonie listening to a young violinist practising I felt that i was not only being treated to a private concert but also one of those rare moments where history comes alive from the mouth of someone who was not only there but was an active protagonist. He told me about how the building came about, how he as a young architect - who happened to sing in the choir - came to be a mediator and partner in the construction of what has to be one of the most successful examples of modern public architecture in Germany - if not the world. Because Wisniewski's talents lay as much in music as in architecture he was a vital link between Scharoun and Karajan. I have no doubt that the Philharmonie would not have been half the building it became without him. I also have no doubt that his part in the design process was far greater than his modesty allowed to tell - even all those years later. He told me of how they worked out the acoustics in the round - without the benefit of computers to calculate if it would work at all. He told me of how the Wall went up during building and how the workers came to work through the sewer pipes. He told me about when Scharoun and Mies first met ( he was there) and how they discussed Paul Klee to avoid having to talk about architecture. He told me about talks with Karajan and singing in the choir. And about how he became Scharoun's partner and continued the building of the kulturforum - and how his greatest wish was to see its completion and how local politics and fashion changes got in the way. He was one of Berlin's great treasures and it saddens me when I think that not many people really realised what he achieved and how much of 'Scharoun's' work should actually be credited to him. But on the other hand he was a gentleman and probably wouldn't have had it any other way.

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Dimitri Suchin | 02.05.2007 19:11 Uhr

Solche Größe und Aufrichtigkeit fehlt uns, den Heutigen

Ich bin dem Herrn Wisniewski einige (wenige) Male begegnet, und konnte nie den Eindruck vermeiden, mit jemanden von einer anderen Größenordnung zu tun. Nicht nur buchstäblich (meine Hand versank immer in seiner), sondern auch in seiner Aufrichtigkeit. Die Architektur lasse ich fürs Erste beiseite, darüber kann es verschiedene Auffassungen, auch die meinige - sie tuen nichts zum Thema. Denn: Traut sich jemand unsereins zu, seinem Meister, seiner Idee aus Pflicht und Überzeugung lange Dienstjahre und auch nach dem Tode zu folgen? Man mag dazu stehen wie man will (ich habe schon zu seinen Lebzeiten Stimmen hören, die "mehr Wisniewski" verlangt haben und weniger "zweit-Scharoun" - doch lassen wir sie sein), doch alleine für diese Aufrichtigkeit gehört er aufs Podest gehoben. Mein Wehmutstropfen ist ein anderes, sinngemäß wie beim Abschied Ruegenbergs (auch einer aus der Scharouns Riege). Damals hieß es "Bauen hätte er sollen". Hier - "Schüler hätte er verdient"...

 
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