In Brasilien herrscht Staatstrauer – der Architekt Lúcio Costa, Schöpfer des Rahmenplans von Brasilia und Vater der brasilianischen Moderne, ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Costa hatte 1957 den städtebaulichen Wettbewerb zur Stadtgründung „Brasilia“ gewonnen. Viel bekannter als Costa selbst wurde allerdings dessen Freund, Schüler und Kollege Oscar Niemeyer mit seinen Bauten innerhalb des Idealplans, der in der Grundfigur einem Vogel bzw. einem Flugzeug ähnelt.
Costa wurde 1902 in Toulon geboren, in Paris, England und zuletzt Rio de Janeiro ausgebildet, wo er selbst – bereits als 29jähriger – an der Kunstakademie unterrichtete. Erste frühe Anerkennung wurde ihm für den Neubau des Hochhauses für das Erziehungsministerium in Rio (gemeinsam mit Niemeyer, Reidy, beraten von Le Corbusier) zuteil. 1939 entwarf er den brasilianischen Pavillon für die Weltausstellung in New York. Es folgten die Wohnblöcke der Parque-Guinle-Siedlung in Rio (1948–54) – ganz der Moderne verpflichtete, auf „pilotis” gehobene Appartmenthäuser. Sein wichtigstes Werk bleibt aber der städtebauliche Rahmenplan für Brasilia, wo er die funktionsgetrennte Stadt in Reinkultur umsetzen konnte. Nicht nur die Moderne zählte zu seinem Arbeitsfeld, sondern auch das Bewahren historischer Bauten: Costa war als Leiter der Architekturabteilung des brasilianischen Denkmalschutzes tätig.
Mit seiner „Idee Brasilia“ hat er eines der wichtigsten Denkmäler der Moderne selbst geschaffen.