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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Zollverein-Designschule_in_Essen_uebergeben_mit_Kommentar_24570.html

01.08.2006

Zuckerwürfel

Zollverein-Designschule in Essen übergeben – mit Kommentar


Nach knapp vierjähriger Planungs- und Bauzeit ist am 31. Juli 2006 die neue Zollverein-Schule (School of Management and Design) in Essen übergeben worden. Es ist der erste Neubau seit 50 Jahren auf dem Gelände des UNESCO-Weltkulturerbes Zeche Zollverein.

Entworfen von Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa vom Büro SANAA aus Tokio, bietet der Würfel mit einer Kantenlänge von 35 Metern vier Geschosse mit unterschiedlichen Raumhöhen sowie einen Dachgarten. Einen Großteil der rund 5.000 Quadratmeter Nutzfläche bilden offene Räume. Die Fassade ist mit 134 Fenstern in vier unterschiedlichen Größen durchlöchert, die im Inneren verschiedene Lichtsituationen schaffen.

Bezogen wird das Gebäude im Herbst 2006. Die Schule versteht sich als Weiterbildungsinstitution an der Schnittstelle zwischen Management und Design und wurde 2004 gegründet. Sie nahm im Februar 2005 mit dem ersten berufsbegleitenden MBA-Studiengang ihren Lehrbetrieb auf. Derzeit sind 28 Studenten eingeschrieben. Bezogen wird das Gebäude im Herbst 2006. Ab dann soll auch ein Vollzeit-MBA-Studium eingerichtet werden. Die Schule steht auf dem Gelände einer ehemaligen Schraubenfabrik, die abgerissen wurde.

Kommentar der Redaktion:

Die neue Zollverein-School ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert: Es ist nicht nur der erste fertig gestellte Entwurf von SANAA in Europa und das größte Werk dieses vielversprechenden Büros, dessen Leiterin wohl die zweitberühmteste Architektin der Welt ist.

Auch wenn die Architekten es sich selbst nicht eingestehen: Das Gebäude verarbeitet die Essenz der japanischen Architektur zu einem feinen, sensiblen Neubau, dessen offene Raumqualitäten es mit Mies' Crown Hall aufnehmen können: Die Räume sind – wie in der traditionellen japanischen Baukunst – lediglich durch ihre Möblierung determiniert. Nur wo nötig, übernehmen leichte und schwere Vorhänge die Aufgaben des Sicht- oder Lichtschutzes – wie ehedem die japanischen Shojis. Dieser „Universal Space“ kommt dem Nutzer, dessen genaues Curriculum sich erst finden muss, sehr entgegen.

Selbst ihrer tragenden Betonfassade haben Sejima und Nishizawa Transparenz abgewonnen. Dass sie trotz strenger deutscher Energieeinsparverordnung so papierdünn (nämlich einschalig!) und damit elegant ausfallen konnte, verdanken sie einem Trick: Für die Beheizung des Gebäudes wird das 28 Grad warme Grubenwasser der Zeche genutzt, das aus einer Tiefe von rund einem Kilometer an die Oberfläche gepumpt wird und in einbetonierten Plastikschläuchen das Gebäude im Winter heizt.

Ulf Meyer


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