Am Berliner Hausvogteiplatz wurde am 17. September 2004 ein Ensemble von vier Wohn- und Geschäftshäusern, das Memhard-Ensemble, eingeweiht. Jeweils zwei der Gebäude stammen von der Berliner Architektin Gesine Weinmiller und den Brüdern Patzschke, gleichfalls aus Berlin.
Um dem Hausvogteiplatz sind für Berliner Verhältnisse überdurchschnittlich viele historische Gebäude erhalten geblieben. Daraus lässt sich auch das Ansinnen rechtfertigen, dass ergänzende Bauten sich der Ensemblewirkung unterordnen sollen. Wie die vier Projekte zeigen, kann man das auf zweierlei Art tun.
Während Patzschke und Partner mit historisierenden Elementen wie Gesimsen, Pilastern und Rundbögen Authentizität simulieren, variiert Gesine Weinmiller die vorgegebene Typologie mit einer modernen Formensprache. Statt eines Kupferdachs mit Gauben wird bei ihr der Rücksprung des Dachgeschosses mit einer rechtwinkligen Staffelung bewerkstelligt, die das Rastersystem der grauen Natursteinfassade fortführt.
Durch eine alternierende Verschiebung der Fenster macht Weinmiller auch die früher so streng durchzuhaltenden Fensterachsen zum Thema: Die mit Metallelementen unterteilten Fenster entwickeln eine eigene Logik, so dass deren Anordnung optisch eine sehr lebendige, oszillierende Wirkung erzielt.
Der dem Ensemble geschuldete Eleganz der Innenausstattung wird mit einer auf wenige Materialien und Farben beschränkten, formal reduzierten Innenraumgestaltung nachgekommen.
Eindrucksvoll wird damit gezeigt, dass eine zeitgenössische Interpretation des Berliner Wohn- und Geschäfthauses historisierende Reminiszenzen und direkte Stilzitate nicht unbedingt erforderlich macht.
Zum Thema:
BauNetz-Melung vom 1. 7. 2002 zum Baubeginn