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15.03.2006

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Russischer Architekturkrimi

Wieder Ärger um Melnikow-Haus in Moskau


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Das Melnikow-Haus in Moskau von 1929 wird vermutlich komplett an einen Abgeordneten des russischen Parlaments verkauft -und damit zu einem Privatmuseum- oder gar ganz abgerissen. Beides geschähe gegen den Willen des am 5. Februar 2006 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Sohnes von Konstantin Melnikow, Viktor, der die ihm gehörende Hälfte des Hauses dem russischen Staat schenken und der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Das Melnikow-Haus steht auf einem wertvollen, 800 Quadratmeter großen Grundstück im Arbat-Viertel. Um das Haus hatte es schon zuvor mehrmals Streit gegeben (siehe BauNetz-Meldung und BauNetz-Meldung).

Der Hintergrund des bevorstehenden Verkaufs liest sich wie eine russische Seifenoper. Viktor Melnikow, der trotz Armut kein einziges Erbstück seines berühmten Vaters verkaufte und sich im Gegenteil die Pflege dieses Schatzes zur Lebensaufgabe gemacht hatte, würde sich im Grab umdrehen, wenn er erführe, was nun mit dem Haus geschehen soll:

Der Senator der autonomen Region Ust-Ordyn Buryat und Gründer der Firma Rosbuilding, Sergey Gordeyev, hatte bereits zuvor eine Hälfte des konstruktivistischen Meisterwerks von Viktors Nichte gekauft und will dort angeblich ein Museum der russischen Avantgarde einrichten. Die zweite Hälfte des Hauses will der 34jährige Politiker durch ein Rechtsverfahren bekommen. Denn schon eine Woche nach Viktors Tod stellte ein Gericht dessen Erbe in Frage. Elena, Viktors Nichte, besitzt ein Dokument, in dem sie als Eignerin von Viktors Haushälfte ausgewiesen ist und das von Viktor eigenhändig unterschrieben ist. Viktor warf ihr vor, dieses Dokument unrechtmäßig erlangt zu haben: Weil er nahezu blind sei, habe sie ihm einfach ein anderes Dokument zur Unterschrift vorgelegt. Gordeyev möchte nach dem Urteil auch Elenas Anteil kaufen und dann aus dem ganzen Haus ein Privatmuseum machen.

Der Moskauer Chefarchitekt, Alexander Kuzmin, sieht jdeoch noch eine andere mögliche Wendung der Geschichte: „Die Gebäude der Moderne sind meist in schlechtem Bauzustand. Oft kaufen Privatleute eine Wohnung von einer alten Dame zu einem Bruchteil des Grundstückswerts und beginnen Prozesse gegen die anderen Besitzer. Dann bricht plötzlich ein Feuer aus, das Haus wird zerstört, und schließlich wird hinter einer Replik der alten Fassade ein achtgeschossiges Wohnhaus gebaut. Vielleicht endet das Melnikov-Haus also als Betonmodell im Atrium eines großen neuen Geschäftshauses?“.

Den Prozess kritisch begleitet der Architekturkritiker der Tageszeitung Kommersant, Grigory Revzin. Zusammen mit anderen Architekturliebhabern versucht er nun, mit einem
offenen Brief an Präsident Putin, Aufmerksamkeit auf den Vorfall zu lenken. Angeblich hat der Architekturjournalist schon Todesdrohungen wegen seiner „unbequemen Recherchen“ bekommen.

Ulf Meyer


Zum Thema:

www.kommersant.ru/doc.html?DocID=656518&IssueId=30039
www.maps-moscow.com/index.php?chapter_id=149&data_id=169&do=view_single
www.compromat.ru/main/mix/rosbldngmeln.htm
www.timesonline.co.uk/article/0,,13509-2027836,00.html


 
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