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02.03.2007

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Kein Disneyland

Wettbewerb für Meisterhäuser Dessau angekündigt


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In einem Interview der Mitteldeutschen Zeitung hat der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Omar Akbar, einen internationalen Wettbewerb über die „städtebauliche Reparatur“ der Dessauer Meisterhaussiedlung angekündigt. Die Stadt Dessau, das Land Sachsen-Anhalt und und die Stiftung Bauhaus hätten am 23. Februar 2007 die Durchführung eines solchen Wettbewerbs beschlossen. Gegenstand des Wettbewerbs sei die „städtebauliche und architektonische Gestaltung des Gropius- und des Moholy-Nagy-Meisterhaus-Gründstücks“, so Akbar. Etwa zehn Architekten werden dafür von einer eigens gebildeten Jury eingeladen. Der Realisierungswettbewerb könne im Juni 2007 ausgeschrieben werden und bereits im Herbst 2007 entschieden sein.

Auf den beiden genannten Grundstücken fehlen seit den Kriegszerstörungen die originalen Meisterhäuser. Für das Gropius-Grundstück, auf dem nach dem Krieg ein traditionelles Satteldach-Einfamilienhaus errichtet worden war, hatte das Bauhaus einen Wettbewerb durchgeführt, den zwei Münsteraner Architekturstudenten mit einem spektakulären Vorschlag gewonnen hatten (siehe BauNetz-Meldung vom 27. März 2006 zum Ergebnis des „4. Bauhaus-Award“). Der Entwurf sieht die Freilegung des originalen, von Gropius errichteten Kellergeschosses sowie eine Verschiebung des Nachkriegshauses vor.
Inwieweit dieser Entwurf in den neuen Wettbwerb einfließt, ist unklar, weil die Auslobungsziele erst noch formuliert werden. Omar Akbar sagte dem BauNetz, „wir müssen ausloten, wie wir dieses Beispiel da rein bringen“. Den Entwurf der Münsteraner hält er für „eine der besten Ideen für diesen Ort“. Und: „Ich würde das Ding gern umsetzen“.

Klar ist, dass Akbar eine „originalähnliche“ Rekonstruktion der zerstörten Meisterhäuser ablehnt. Auf einen entsprechenden Vorschlag der Mitteldeutschen Zeitung sagte er: „Entschuldigen Sie, bitte, ich lebe in Europa und nicht in einem Disneyland! Europa hat die Großartigkeit, über sich selbst nachdenken zu können. Europa hat Geschichte. Auch das Gebäude, das auf dem Gropius-Sockel steht, hat seine eigene Geschichte. Da ziehen wir nicht los: Halleluja, wir reißen ab! Keiner kann das je rekonstruieren. Das wird immer die falsche Kopie einer Geschichte sein.“

Unterdessen hat sich das Bauhaus Dessau gegen Kritik in einem von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen und am 23. Februar 2007 veröffentlichten „Blaubuch 2006“ wehren müssen. In diesem „Leitfaden“ wird die Arbeit von „Kulturellen Leuchttürmen“ in den östlichen Bundesländern beurteilt, die Bundeszuschüsse bekommen.
Über die Stiftung Bauhaus Dessau heißt es dort, „internationale Erwartungen und lokale Wirklichkeit vor Ort entsprechen sich kaum“, die Tätigkeit der Stiftung sei „unzureichend“ und „provinziell“ und werde dem historischen und weltweit bekannten Ort nicht gerecht. Kriterien für diese Kritik nennt das Blaubuch allerdings nicht.
Bauhaus-Direktor Omar Akbar begreift das Urteil des Berichtes als „eine Kette von leichten Beschimpfungen“. Der Befund sei für ihn nicht nachvollziehbar.
Die Mitteldeutsche Zeitung kritisierte, dass das Blaubuch nahezu im Alleingang von einer einzigen Person, dem Bibliothekar und Kulturmanager Paul Raabe, und nicht etwa von einer Jury verfasst wird.

Benedikt Hotze

Ein verwandtes Thema: In der BAUNETZWOCHE#18 , dem Querformat für Architekten, geht es um den „Neubau der Moderne“ am Beispiel des Olympischen Dorfes in München, das abgerissen und „ähnlich, aber nicht gleich“ wieder aufgebaut wird.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

16

pan | 06.03.2007 09:27 Uhr

„Kulturelle Leuchttürme“ ...

... der kulturellen Armleuchter

15

echt | 05.03.2007 18:04 Uhr

und dann ...

... ist es strategisch sinnvoll die veranstaltung einen geladenen wettbewerbs zu fördern? ... wie wärs eine marketing agentur mit einem gutachten zu betrauen, die dann herausfindet, dass 90% der besucher architekten sind, bzw aus einem kreativen background kommen und nur entsetzt über die rekonstruierte farce den kopf schütteln ... die 3 male, die ich dort war, haben immer irgendwelche besucher über die tollen innenräume geschwärmt und sich über die stümperhafte aussenrekonstruktion (siehe Blechanschlussdetails) ausgekotzt ... was werden die erst über eine rekonstruktion sagen .... dann ist das gels echt besser investiert erst mal den bestand ins original zurückzuversetzen ... und eine bessere dauerausstellung zu kuratieren ... echt

14

Benedikt Hotze | Redaktion BauNetz | 05.03.2007 14:52 Uhr

Grundstück

Das Grundstück des Meisterhauses Gropius gehört der Stadt Dessau, und diese möchte aus touristischen Gründen eine Rekonstruktion. Akbar favorisiert hingegen den Entwurf der Münsteraner, kann aber nicht allein entscheiden, ob dieser gebaut wird. Der Wettbewerb dürfte die einzige Chance sein, die Stadt zu einer anderen Lösung als "Rekonstruktion" zu bewegen.

13

Sören Hörig | 05.03.2007 13:19 Uhr

Ich halte auch nichts...

...von dem geplanten Wettbewerb, der doch keiner ist. Eine bessere Idee wird man ohnehin nicht bekommen. Es sollte alles dafür getan werden, dass der Entwurf der Münsteraner Studenten konsequenterweise umgesetzt wird. Letztlich auch, um ein Zeichen zu setzen, dass hierzulande nicht allerorten die Geschichte um unliebsame Relikte beseitigt wird. Dem Blaubuch-Verfasser würde das Wort im Hals stecken bleiben. Nur der Stiftungs-Admiral Akbar ist nicht zu verstehen - wer, wenn nicht er, hätte es in der Hand, was auf dem Grundstück geschieht?

12

micky maus | 03.03.2007 19:07 Uhr

und ausserdem

könnte man dann gleich dem Blaubuch entgegenwirken. Disney würde sicher ein Konzept mitliefern, dass die Tätigkeit der Stiftung aus der „provinzialität" katapultieren würde.

11

micky maus | 03.03.2007 19:01 Uhr

moment mal

wieso kein Disneyland ... die sind echt qualifiziert #6: Walt Disney Imagineering ............... Walt Disney Imagineeringis the master planning, creative development, design, engineering, production, project management, and research and development arm of The Walt Disney Company and its affiliates. Representing more than 150 disciplines, its talented corps of Imagineers is responsible for the creation of Disney resorts, theme parks and attractions, hotels, water parks, real estate developments, regional entertainment venues, cruise ships and new media technology projects.
By blending creativity and innovative technological advancements, Walt Disney Imagineering has produced some of the world's most distinctive experiential storytelling, including using Audio-Animatronics® characters to tell the swashbuckling tales of Pirates of the Caribbean; developing a faster-than-gravity "freefall" through another dimension in The Twilight Zone Tower of Terror; and integrating high-speed, large-format film projection with a breakthrough ride system to take guests on a breathtaking hang glider flight in Soarin' Over California. http://corporate.disney.go.com/careers/who_imagineering.html

10

rainer | 03.03.2007 18:55 Uhr

wettbewerb

#5 unbedingt Daniel Liebeskind. Wenn das am Ende scheitert, dann bitte mit dem selben Spektakel und Schlammschlacht wie Ground Zero ... dann brauchen wir jemanden, der eine echt gute Show abziehen kann. Und als Nachrücker auf #11 möchte ich den "Geist der Moderne" nominieren, weil der eh nie zum Zuge kommt.

9

alter | 03.03.2007 18:40 Uhr

an brille

ich wäre für einen direkt auftrag an brt

8

wettbewebpolizei | 03.03.2007 13:33 Uhr

saver architecture

wir sollten anfangen, eine shortlist zusammen zustellen, damit wir nachher keine überarschungen erlegen: #1: definitiv Hans Stimmann (vorher zum architekten honoris causa ernannt) ... wenn jemand was rekonstruieren kann, dann er. #2: OMUngers, der einzige deutsche architekt, der im ausland bekannt ist (dem areal fehlt sowieso etwas stringenz) #3: projektgemeinschaft gerkan, ingenhoven, speer ... wir haben eh zu wenig asiatische bauten in europa. #4: walter gropius, es würde eh keiner merken, dass der schon tot ist. #9: Stefan Forster, wie sein büro gestern bekannt gab, deutschlands ausgewiesenster experte im wohnungsbau. #10: und last but least max dudler, berlin, zürich, für das internationale flair ... das beste was deutschland aufweisen kann ! #5 bis #8 binn ich mir noch nicht sicher.

7

sven | 03.03.2007 11:05 Uhr

@4 frank hat recht

Stephan Weber und Michél Flaßkamp sollen ihr ding realisieren, das wäre ein zeichen, das dem geiste des bauhauses würdig ist.

6

scenario | 03.03.2007 10:59 Uhr

wettbeweb

eigentlich gibt es nur eine lösung für dieses dilemma: HIGH NOON ... ein geladener wettbewerb zwischen den beiden münsteraner architekturstudenten (die für den bearbeitungszeitraum alle bauhausstudenten zur verfügung gestellt bekommen) und koolhaas' oma .... der gewinner wird über eine onlineabstimmung auf sämtlichen internationalen architekturforen bestimmt. alles andere wird der bedeutung des ereignisses nicht gerecht.

5

jojo | 03.03.2007 10:37 Uhr

traurig

so pathetisch es klingen mag, aber an diesem ort hat die architekturgeschichte eine ihrer höhepunkte, von hier aus hat sie sich internationalisiert und den stararchitekten geboren ... (mit der betonung auf "geboren", nicht zu einem wettbewerb "eingeladen"). ... mir ist bewusst, wie schwirig diese situation ist, jedoch hätten wir architekten den vorteil, dass wir in dieser sache unter uns sind (und uns nicht wie bei der berliner schlossrekonstruktion mit allen 88 millionen experten auseinandersetzten müssen) ... und was kommt raus? eine provinzposse mit 10 eingeladenen architekten.

4

frank | 02.03.2007 19:19 Uhr

saver architecture

form follows fear - der angst, keine tolle namen der presse nennen zu können, der angst vor schwierigkeiten in der realisierungsphase, der angst sich wirklich entscheiden zu müssen, der angst charakter zu zeigen.daraus entsteht keine architektur, die begeistert, überrascht oder provoziert - und dann fragt man sich, warum innovative architektur immer importiert werden muss. wo angsthasen entscheiden, findet sich auch kein held!

3

brille | 02.03.2007 17:14 Uhr

armes bauhaus

was heist hier wettbewerb?
die immer gleiche jury,
findet die immer gleichen teilnehmer,
mit den immer gleichen ergebnissen,
ach dann lasst doch den zinnober.

oder wie wärs mit einem direktauftrag an richard meier? solange er noch unter uns weilt?

vielleicht bringt er auch nen sponsor mit
yuchhu!

2

Peter | 02.03.2007 16:38 Uhr

Wettbewerb

Wieso wird hier schon wieder ein Wettbewerb im kleinen Kreise durchgeführt, obwohl der vorangegangene Studentenwettbewerb gezeigt hat, dass hervorragende Lösungen kein beschränktes Verfahren benötigen? Demokratisch handeln bedeutet, einen Meinungspluralismus tatsächlich anzustreben und diesen nicht zu einem Lippenbekenntnis verblassen zu lassen. Wenn die Studenten aus Münster einen sehr interessanten Ansatz aufgezeigt haben, dann sollten sie auch am Wettbewerb teilnehmen dürfen. Bei einer evt. Realisierung könnten sie dann trotzdem noch mit einem ausführenden Büro kooperieren. Will man die beste Lösung oder den bekanntesten Architekten - im Sinne des Bauhauses.

1

bob gatzdorf | 02.03.2007 16:28 Uhr

moholy goes holy!

wenn das wort bauhaus fällt, zuckt der gemeine architekt wie bei einem "sesam-öffne-dich"-spiel zusammen und kommt erst dann aus seiner igeligen "zusammenroll"-kugel zum vorschein, wenn die schlacht schon geschlagen wurde. das heisst für alle anderen aber nicht, dass sie baufachleute mit ham und schäme überhäufen sollen, was eine professionelle zusammenarbeit verunmöglicht. gestalterische ideen sind immer auch "gestaltsideen".

 
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