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10.04.2007

Die letzte Meldung

Wahlschlappe für Kurokawa in Tokio


Laut Architectural Record hat der japanische Architekt Kisho Kurokawa, der 1962 durch sein Kapselhotel-Projekt berühmt wurde, aber inzwischen mehr ob seiner umstrittenen Planungen in St. Petersburg für Gazprom (BauNetz-Meldung vom 25. August 2007) oder im kasachischen Astana für den Diktator Nasarbajew (BauNetz-Meldung vom 12. Dezember 2006 zu Fosters Mega-Zeltbau) berüchtigt ist, am 8. April 2007 in Tokio eine Wahlschlappe erlitten.

Kurokawa, der jüngst das innovative National Art Centre Tokyo (NACT) fertig gestellt hat (BauNetz-Meldung vom 23. Januar 2007), hatte sich als Kandidat für das Amt des Gouverneurs von Tokio, der in gleichrangig neben dem Bürgermeister steht, beworben. Bei einer unerwartet hohen Wahlbeteiligung von über 50 Prozent der 12,7 Millionen Wahlberechtigten bestätigten sich die Erwartungen der Tokioter: Der bisherige, parteilose, aber als rechtslastig geltende Amtsinhaber Shintaro Ishihara gewann mit deutlichem Vorsprung. Kurokawa wurde immerhin Vierter unter 14 aufgestellten Kandidaten.

Kurokawa, der 73-jährige frühere Metabolist, wollte als Kandidat der von ihm gegründeten „Symbiosis New Party“ die Wähler mit großen Visionen für Tokio zur Wahlurne locken: Er versprach, die Megalopole Tokio dramatisch neu zu organisieren, die administrativen Funktionen der japanischen Regierung zu dezentralisieren und auf kleinere Städte in ganz Japan zu verteilen. Mehr Parks und bezahlbarer Wohnraum standen ebenfalls auf seinem Programm. Des weiteren kündigte er an, er werde, falls er gewählt würde, bekannte öffentliche Gebäude veräußern, etwa Kenzo Tanges Tokyo City Hall oder Raphael Viñoly’s Tokyo International Forum, da sie, kommerziell vermarktet, einen viel größeren Wert darstellen würden denn als Infrastruktur, die der Öffentlichkeit gehört.

Seine Wahlkampagne hat offensichtlich die Neugier vieler Tokioter geweckt: Mit einem eigens für den Wahlkampf entworfenen Truck, etwas für Japan Unerhörtes, zog Kurokawa durch die Straßen, um seine Parolen zu verbreiten. Damit und mit für Japaner non-konformen Kommentaren, etwa, dass er „den Kommunismus bewundere“, versprach sich Kurokawa „ein frischeres Image“. Doch er scheiterte letztlich.

Offenbar hat Kurokawa die Tokioter Bürger unterschätzt. In einer Stadt wie Tokio, in der wenige Kaufhaus- und Immobilienkonzerne die Stadtentwicklung seit Jahrzehnten fest im Würgegriff haben, kann man mit der Aussicht auf die Kommerzialisierung der noch letzten öffentlichen Strukturen sicher keinen Blumentopf bei den Bürgern gewinnen.

Zwar prangert Kurokawa im Manifest seiner „Symbiosis New Party“, die er auf seiner Website veröffentlicht, wohl zu Recht den Protektionismus und die entfesselte Kommerzialisierung in Japan an und predigt Kooperation und Symbiose.
Beim Betrachten seiner urbanen Visionen für den kasachischen Alleinherrscher Nasarbajew ergibt sich jedoch ein wenig glaubwürdiges Bild: Der durch Direktbeauftragung ermächtigte Masterplaner Kurokawa spricht mit seiner zentralistisch organisierten Regierungshauptstadt Astana mit Parade-Magistrale und den üblichen daran aufgereihten architektonischen Machtgesten wohl kaum der Symbiose und der kulturellen Vielfalt das Wort. Die Verwirklichung des Projekts Astana war übrigens hauptsächlich durch die saudische Bin Laden Group zustande gekommen. Diese und Nasarbajew sind geschätzte Geschäftspartner von Mitgliedern der gegenwärtigen Bush-Administration.
Kurokawa hindert das alles nicht daran, seine Heilsbotschaft über ganz Japan zu bringen: Im Juli wird seine „Symbiosis New Party“ auch bei den nationalen Wahlen antreten.

Till Wöhler


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