Kaum ein halbes Jahr nach der Zerstörung der Zwillingstürme des World Trade Centers sind in New York die architektonischen Visionen internationaler Architekten für das Areal zu sehen. Der Galerist Max Protetch hatte Ende letzten Jahres Architekten eingeladen, Vorschläge für eine mögliche Neugestaltung von „Ground Zero“ zu entwickeln. Mehr als 50 Architekten sind der Aufforderung gefolgt - darunter Namen wie Bernhard Tschumi, Wolfgang D. Prix, Zaha Hadid und Steven Holl. Die Planer hatten einen Monat Zeit ihre Ideen auszuarbeiten; die Ergebnisse sind noch bis zum 17. Februar 2002 in der New Yorker Max Protetch Gallery zu sehen.
Die Mehrzahl der Entwürfe schlagen eine Hochhausbebaung des Areals vor, die Bandbreite reicht von polypenartig verschlungenen Türmen bei Nox Architekten, bis hin zu den expressiven Scheiben im Entwurf des Berliner Architekten Daniel Libeskind oder den beiden hoch aufragenden Wolkenbügeln, die der Wiener Architekt Hans Hollein entwarf. Der einzige Planer, der völlig von einer Bebauung absieht ist Frei Otto, der vorschlägt, das zerstörte Areal zum Gedenken an die Katastrophe vom 11. September zu einem Park umzuformen. Eine im Maßstab eher bescheidene Lösung entwickelte der japanische Architekt Shigeru Ban: sein Entwurf sieht an der Stelle des ehemaligen WTC einen lichten Pavillon vor.
Weitere Zoom-Bilder zeigen die Entwürfe von Hariri & Hariri, Fox & Fowle, Steven Holl, Samuel Mockbee, Office dA, Ocean North, RoTo Architects, Site, Tom Kovack, Oosterhuis Associates und Foreign Office Architects.
Auf eine andere Art und Weise hat sich fast zeitgleich die Gruppe „New York New Visions“ mit dem Thema auseinander gesetzt. Rund 20 amerikanische Architekten-, Ingenieurs- und Planungsvereinigungen, darunter das American Institute of Architects (AIA) und das Van Alen Institute, haben sich zusammen geschlossen, um Richtlinien für eine Neubebauung des WTC-Areals auszuarbeiten. Die Lücke in Lower Manhattan sei eine beispiellose Chance, die Zukunft des Viertels zu gestalten. Der 52-seitige Leitfaden schlägt vor allem eine Verbesserung der Infrastruktur und eine gemischte Nutzung mit Büros, Wohnungen und Geschäften vor. Es müsse eine „lebendige Umgebung zum Nutzen der Überlebenden“ entstehen, heißt es in der Erklärung der Gruppe.
Den vollständigen „New York New Visions Report“ finden Sie auf der Website des AIA.
Abbildungen: Max Protetch Gallery