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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Vorentscheidung_fuer_Meisterhaeuser_in_Dessau__248874.html

10.07.2008

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Eklat bei Preisvergabe

Vorentscheidung für Meisterhäuser in Dessau?


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Am 9. Juli 2008 wurden in Dessau nach zweimaliger Terminverschiebung die Preise für den Wettbwerb zur Neugestaltung der Meisterhäuser vergeben (siehe BauNetz-Meldung vom 23. Mai 2008 zum Wettbewerbsergebnis und zum Hintergrund).

Ein erster Preis war nicht vergeben worden. Der Träger eines der beiden zweiten Preise, das Büro gnadler.meyn.woitassek (GMW) aus Stralsund, moniert gegenüber der Presse, dass offenbar eine Vorentscheidung für die Realisierung des anderen zweiten Preises von nijo architekten, Zürich,  gefallen sei. Das würde, so die Architekten, die Beseitigung des „Geschichtszeugnisses Haus Emmer“ bedeuten,  das seit der Nachkriegszeit auf den Fundamenten des kriegszerstörten Meisterhauses Gropius steht.

Die Jury hatte zwei gegensätzlich positionierte Entwürfe gleichwertig gekürt und damit Ratlosigkeit gegenüber dem Ansinnen der Stadt bekundet, die beiden kriegszerstörten und bis heute im Ensemble fehlenden Meisterhäuser wieder aufzubauen. Im Entwurf von GMW wird das bestehende Haus Emmer erhalten; im Entwurf von nijo architekten wird dagegen das Haus Emmer entfernt und die Kubatur der verlorenen Meisterhäuser abstrakt nachgezeichnet.

GMW schildern ihre Eindrücke von der Preisverleihung, die wir hier dokumentieren: „Während der Preisverleihung, bei der nur drei der sechs Preisträger überhaupt anwesend waren, wurde durch die Vorsitzende des Preisgerichts bzw. durch den Oberbürgermeister der Stadt Dessau lapidar erklärt, dass nach Bildung eines Arbeitskreises zwischenzeitlich die Entscheidung getroffen wurde, auf Basis des Entwurfes von nijo architekten eth aus Zürich weiter zu arbeiten.
Wurde damit gegen die ausdrückliche Empfehlung des Preisgerichtes und gegen das Bekenntnis der Stadt Dessau zum Diskurs mit den Preisträgern ohne jede Kommunikation mit den Preisträgern das Schicksal des Hauses Emmer schon mal vorab besiegelt? 

Konsequent umgesetzt wurde diese Haltung bereits bei der Präsentation der Wettbewerbsarbeiten. Im Modell der Preisträgerarbeit gnadler.meyn.woitassek aus Stralsund fehlte das als integraler Entwurfsbestandteil erhaltene Haus Emmer unter der gläsernen Vitrine. Erst nach ausdrücklicher Aufforderung der Architekten wurde das Gebäudemodell hastig durch die Ausstellungsgestalter montiert.

Eindeutiger kann das Bekenntnis eines Auslobers nicht sein. Was schert uns eine Preisgerichtsempfehlung – und unsere Absichtserklärungen von gestern. Was zählt, ist der Bürgerwille! Ob der Beseitigung des Geschichtszeugnisses Haus Emmer jetzt noch was im Wege steht? Geübt wurde schon mal, hat sich gut angefühlt. Es lebe das Welterbe!
Im Lichte solcher „prozesshaften“ Taktiken kann ein Preisgeld schon mal zur Entschädigungszahlung werden.“


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

howard roark | 11.07.2008 22:44 Uhr

haus emmer

Das Bessere ist der Feind des Guten.
Ich hoffe, dass das ungeschickte Vorgehen der Stadt und des Preisgerichtes nicht dazu führt, dass das Ensemble nicht wiederhergestellt wird. Das Bauhauserbe ist m.E. wichtiger als der alles reflektierende Umgang mit der Geschichte. Oder soll im Berliner Haus von MvdR auch wieder eine Wäscherei entstehen, nur weil´s zur Historie gehört...?

3

freude aufs ensemble | 11.07.2008 14:20 Uhr

qualität

die meinung meines vorredners teilend, denke ich es gibt bedeutenderes, als den erhalt eines nüchternen einfamilienhauses mit satteldach. laßt das ensemble wiederentstehen und freut euch an der (vielleicht zufälligen) richtigen entscheidung der stadt, die zuvor schon so viele chancen verstreichen ließ!
jeder der bewußt räumliche qualität wahrnimmt erkennt die einfache und geniale lösung der nijo-architekten im krassen kontrast zu einem schüchternen, nicht wahrnehmbaren mauerschuppen von gmw.
laßt qualität entstehen!

2

Bernhard Wendel | 11.07.2008 12:47 Uhr

Sta(d)tt Reparatur ...

Die an Schizophrenie grenzende Problemlage des Wettbewerbs durch die einerseits nicht gewollte, aber von der Stadt wohl gewünschte und somit auch ausgeschriebene städtebauliche Reparatur hat die Jury zu einem fragwürdigen Ergebnis geführt. Wäre dieses Verfahren in einem ehrlichen Dialog geführt worden, hätte es ein besseres geben können. Die Stadt sollte verantwortungsvoll mit der schöpferischen Leistung der Beteiligten umgehen und die Öffentlichkeit in eine Bewertung aller Entwürfe der 2. Phase einbeziehen. Die Ausstellung ist der geeignete Rahmen, um mit der Bürgerschaft einen durch Fachleute begleiteten Diskurs zu führen. Nur scheint es dafür noch keinen geeigneten Moderator zu geben. Ich hoffe, die Stadt findet noch ihren Weg zur Lösung dieses vor allem städtebaulichen Problems oder sollte es lassen wie es ist - ein ramponiertes Denkmal.

Mit freundlichem Gruß

Dipl.-Ing. Bernhard Wendel
Architekt + Stadtplaner • Teilnehmer der 2. Phase des Wettbewerbs

1

uv, berlin | 11.07.2008 11:28 Uhr

geschichtszeugnis

es gibt beklagenswertere geschichtszeugnisse (palast der republik) als ausgerechnet emmers kuchenhütte.
wohin solche verkopften denkmalphilosophien führen, kann man bald an berlins neuem museum ansehen. mit dieser schrott-ästhetik entfernt sich der moderne "denkmalphilosoph" vom menschen, der das ganze nie verstehen kann und zu recht nicht will.

 
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