Das oberste Gericht von Bangladesch untersagt der Regierung die Verunstaltung des Regierungsviertels in Dhaka.
Am 20. Juni 2004 hat das Gericht den Weiterbau des Hauses des Regierungssprechers und Vizesprechers untersagt, weil diese eine „starke Verschandelung des Entwurfs von Louis Kahn“ von 1973 darstellen. Das Gericht hat das Kulturministerium zusätzlich angewiesen, den 800 Hektar großen Parlamentskomplex unter Denkmalschutz zu stellen und alle weiteren Bauten dort zu untersagen.
Die Richter prangerten das „arrogante Verhalten des Staates“ an. Ohne Schutz würde die „ästhetische Schönheit und Heiligkeit“ unterminiert werden. „Die Regierung muss auch den Abriss der illegalen Gebäude veranlassen“, so das Gericht.
Das „Institute of Architects Bangladesh (IAB)“ und die Gruppe „Bangladesh Paribesh Andolon“ (Bapa) hatten am 15. Mai 2003 Beschwerde gegen die Bauten eingelegt. Am 18. Mai 2003 hatte des Gericht den Weiterbau untersagt, wogegen die Regierung allerdings Widerspruch einlegte. Der Bau ging weiter und die Gebäude sind nun fast fertig gestellt.
„Das ist wie ein berühmtes Gemälde mit der Spraydose zu traktieren“, sagte der ehemalige Präsident des IAB, Samshul Wares: „Nicht nur die Symmetrie wäre gestört, sondern das ganze Werk verschandelt“. Schon zuvor waren fünf Gebäude auf Freiflächen errichtet worden.
Im Jahr 1959, als Bangladesch noch zu Pakistan gehörte, entschied das Parlament, die Regierungsbauten in Dhaka zu bauen. 1962 bekam Louis Kahn den Auftrag dafür. Während des Bürgerkriegs 1971 wurde der Bau unterbrochen und erst 1983, neun Jahre nach Kahns Tod, fertig gestellt. Das Parlamentsgebäude ist ein architektonisches Meisterwerk von weltweiter Bedeutung.