Das Staatsbauamt Erfurt hat am 9. November 2001 den Neubau der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek an die Friedrich-Schiller-Universität übergeben. Der Entwurf des 65 Millionen Mark teuren Neubaus im Fürstengraben stammt von dem Stuttgarter Büro Heckmann Kristel Jung, die 1995 aus dem international ausgeschriebenen Wettbewerb als Sieger hervorgingen.
Der Neubau beendet die Diaspora der alten Universitätsbibliothek, die nach ihrer Zerstörung 1945 in mehreren Haupt- und Zweigstellen über die ganze Stadt verteilt war. Auf über 13.000 Quadratmetern werden hier 1,58 Millionen Bände, überwiegend geisteswissenschaftliche Werke untergebracht. Neben ca. 550 Lese- und Arbeitsplätzen sowie Einzelkabinen und Gruppenarbeitsräumen sind auch eine Cafeteria, Ausstellungsbereiche und zwei Vortragsräume vorhanden. Der Beginn der Bauarbeiten hatte sich über Jahre verzögert, da auf dem Baugrund zwei historische Tonnengewölbe aus dem 16. Jahrhundert gesichert und in den Entwurf integriert werden mussten.
Die Fassaden des siebengeschossigen Neubaus sind sehr unterschiedlich gestaltet, so dass der Eindruck einer Agglomeration mehrerer Gebäudeteile entsteht, was dem historischen Kontext der gegenüberliegenden Universitätsbauten Rechnung trägt. Dunkelgraue Flächen mit Fensterbändern werden von vollverglasten Fassaden oder weiß geputzten Wänden in verschiedenen Winkeln gegenübergestellt. An der Ecke Fürstengraben/Am Bibliotheksplatz befindet sich der Eingang, der sich als gläserner Keil durch das Gebäude nach oben schiebt und den Baukörper in zwei Dreiecke unterteilt. Der einladende Eingang ist eine deutliche Geste, der das Grundverständnis einer offenen und transparenten Bibliothek bzw. eines interdisziplinären Kultur- und Kommunikationszentrums wiedergibt.