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02.06.2006
Berurin
Toyo Ito gestaltet Ausstellung in Berlin - mit Kommentar
Am 7. Juni 2006 wird in der Neuen Nationalgalerie in Berlin die Ausstellung „Berlin-Tokyo / Tokyo-Berlin. Die Kunst zweier Städte“ eröffnet. Sie beleuchtet die seit über 100 Jahren bestehenden Verbindungen zwischen Berlin und Tokio. Beginnend mit dem Japonismus führen die Beziehungen über Der Sturm, DADA, die Fotografie der 1920er Jahre und das Bauhaus bis zum Austausch während des Dritten Reichs.
Die obere Halle der Neuen Nationalgalerie ist der jüngsten Kunst − Interventionen, die sich auf den urbanen Raum beziehen − gewidmet.
Für die architektonische Gestaltung der oberen Halle konnte Toyo Ito gewonnen werden, der den gläsernen Tempel von Ludwig Mies van der Rohe mit einer Wellenlandschaft aus Holz zu einem neu erfahrbaren Raum gemacht hat, in dem Kunst und Architektur eine ungewöhnliche Verbindung eingehen.
Am 7. Juni 2006 um 18 Uhr spricht Toyo Ito über seine Ausstellungsarchitektur für die obere Halle der Neuen Nationalgalerie unter dem Titel „Emerging Grid“.
Bis 3. Oktober 2006 in der Neuen Nationalgalerie, Berlin
Kommentar der Redaktion:
Der Austausch unter Künstlern zwischen Berlin und Tokio war und ist fruchtbar. Der unter den Architekten leider nicht. Zwar gibt es in Berlin je ein größeres Gebäude von zwei der wichtigsten 80er-Jahre-Architekten in Japan, Arata Isozaki und Shin Takamatsu, aber obwohl japanische Architekten weltweit erfolgreich sind, gibt es kein einziges Gebäude in Berlin von einem japanischen Baukünstler der jüngeren Generation: Weder Shigeru Ban noch Jun Aoki, weder Kengo Kuma noch Hiroshi Hara sind in dieser Stadt, die so stolz auf ihre architektonische Offenheit ist, mit Bauten präsent. Die Erweiterungen der japanischen Botschaft von Kisho Kurokawa und Ryohel Amemiya galten weithin als Flop (siehe BauNetz-Meldung).
In der Gegenrichtung gibt es noch viel weniger zu bewundern: Kein einziger Berliner Architekt hat jemals in Japan auch nur ein einziges nennenswertes Projekt gebaut. Der Architekturteil der grandiosen Tokyo-Berlin-Ausstellung beschränkt sich deshalb auf die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, als das Bauhaus noch stark auf Nippon ausstrahlte und Tauts weidlich bekannte Begeisterung für die Katsura-Villa des Tennos in Kioto.
Die mangelnde Präsenz japanischer Architkten in Berlin liegt zu allererst an der Engstirnigkeit der Stimmann-Ära, die Berlin in Wahrheit von vielen Trends abgekoppelt hat, anstatt die Stadt international zu öffnen, wie sie es oft für sich reklamiert. Das Ende der Stimmann-Ära fällt nun mit dem ersten Bauentscheid für eine jüngere japanischen Architektin zusammen: Kazuo Sejima erweitert Gropius‘ Bauhaus-Archiv (BauNetz-Meldung). Es ist Andres Lepik von den Staatlichen Museen Berlin zu verdanken, Toyo Ito für die Ausstellungsgestaltung gewonnen zu haben und damit Lust auf mehr frische japanische Architektur in Deutschland zu machen.
Ulf Meyer
Der Autor war 2001/2002 als Stipendiat der Nippon-Carl-Duisberg-Gesellschaft bei Shigeru Ban in Tokio tätig
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