In der Southside von Chicago ist am 6. Januar 2006 ein wichtiger Sakralbau von Louis Sullivan abgebrannt.
Die Pilgrim Baptist Church war 1891 als Syngagoge der Kehilath Anshe Ma'ariv-Gemeinde gebaut woren, der Sullivans Partner, Dankmar Adler, angehörte.
In den 1920er Jahren wurde das Stadtviertel zum schwarzen Ghetto. 1922 kaufte eine schwarze Gemeinde das Gotteshaus und machte es zur Gospel-Kirche. Auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung hatte auch Martin Luther King in der Kirche gepredigt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden acht Blöcke des benachbarten Viertels für den Bau des IIT-Campus abgerissen, und die Gemeinde schrumpfte auf ein Siebtel (zur städtebaulichen Vergangenheit der IIT-Gebäude von Ludwig Mies van der Rohe siehe auch die BauNetz-Meldung zur Crown Hall).
Die Gemeinde hatte gerade Geld für eine 500.000 Dollar teure Renovierung gesammelt. Das Feuer könnte bei Dachrenovierungsarbeiten ausgebrochen sein.
Die Kirche hatte eine Rundbogenfassade und ein steiles Walmdach, was eher an die Neo-Romanik als an typische Synagogenarchitektur erinnert.
Aus Kostengründen waren nur die beiden Schaufassaden entlang der Indiana Avenue und der 33rd Street mit Kalkstein verkleidet worden, die anderen blieben Sichtmauerwerksfassaden.
Die Innenräume mit dekorativen Putz- und Terracottabändern zeugten von Sullivans meisterhafter Synthese von Architektur und Ingenieurskunst, die eine gute Raumakustik garantierte.
Die 1.500 Sitzplätze verteilen sich auf zwei Geschosse. Das bunt geschmückte Tonnendach war innen mit Eiche verkleidet.
Kurz zuvor war Sullivans Cottage in Ocean Springs, Missouri, vom Hurrikan Katrina zerstört worden. Sullivans Schiller-Building und die Chicagoer Börse waren in den 60er und 70er Jahren abgerissen worden.
Die Restaurierung von Sullivans berühmten Carson Pirie Scott-Kaufhaus in Chicago steht hingegen steht kurz vor ihrem Abschluss.