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23.03.2007

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Villa Tugendhat

Streit um Mies-Ikone in Brünn


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Die Brünner Stadtverwaltung hat sich am 20. März gegen eine Rückgabe der Tugendhat-Villa ausgesprochen. Das von Mies van der Rohe errichtete Haus soll nach dem Willen der Stadtväter nicht an die Erben der früheren jüdischen Besitzer der Villa zurückgegeben werden. Die Tugendhats waren 1938 vor den in die damalige Tschechoslowakei einmarschierten Nazis geflohen.

Hintergrund ist die dringend anstehende Renovierung des Gebäudes und der Streit der jüngsten Tochter der Bauherren Fritz und Grete Tugendhat, Daniela Hammer-Tugendhat, mit der Stadt. Die 60-jährige Kunstgeschichtsprofessorin an der Universität für Angewandte Kunst in Wien hatte gemeinsam mit ihrem Mann Ivo Hammer schon zu Zeiten des sozialistischen Regimes für die Zugänglichkeit des Hauses für die Öffentlichkeit und seine Renovierung gekämpft. In den 90er Jahren hatte sie mit Unterstützung der lokalen Architektenschaft einen Teilerfolg erzielt. Seit letztem Jahr waren weitere Restaurierungsschritte in Arbeit, kamen aber im Dezember 2006 zum Stillstand.

Hammer-Tugendhat bat daraufhin die Stadt um die Rückgabe des Hauses, da sie mit Hilfe von Familiengeldern und einer zu gründenden Stiftung die Wiederherstellung des Hauses selbst in die Hand nehmen wollte. Ivo Hammer ist als Professor am Fachbereich Konservierung und Restaurierung ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet. Da laut Gesetzeslage Rückgabeansprüche aus Zeiten des zweiten Weltkriegs im Jahr 1995 erloschen, wurde die Villa in der Argumentation als „von der Regierung gestohlenes Kunstwerk“ gewertet.

Zwei Faktoren haben wohl die Entscheidung der Stadt gegen die Tugendhats begünstigt: Im Februar 2007 ließ Hammer-Tugendhat die Wilhelm-Lehmbruck-Statue „Torso einer Gehenden“, die ursprünglich in der Villa Tugendhat gestanden hatte, bei Sotheby's versteigern. Diese war ihr zuvor von der Mährischen Kunstgalerie zurückgegeben worden. Seither – und mit dem nun vollzogenen Verkauf wohl auch in Zukunft – steht hier eine Replik: Die Statue ging für rund eineinhalb Millionen Euro an einen privaten Besitzer.
Weiterhin zweifelt die Stadt Bünn daran, dass die Familie das Geld für die mit 5,6 Millionen Euro veranschlagte Restaurierung der Villa aufbringen kann. Die Stadtväter selbst haben nach eigenen Angaben bereits eineinhalb Millionen Euro für die Wiederherstellung zurückgelegt – genauso viel also, wie die Tugendhats jetzt nach der Versteigerung übrig haben müssten.

Die oben abgebildete Nachtaufnahme des Eingangsbauwerks der Tugendhat-Villa stammt von der Fotografin Kay Fingerle, deren spektakulären Mies-Fotos wir die Ausgabe #21 der BAUNETZWOCHE widmen. Die Nachtaufnahme ist in einer BauNetz-Sonderedition, mit 60 Stück limitiert, aufgelegt und wird in einer Größe von 40 x 60 cm als fotografischer Handabzug gefertigt. Das Bild ist zu einem Preis von 380 Euro (brutto) über woche@baunetz.de erhältlich. Vergleichbare Formate mit ähnlicher Auflage verkauft die Künstlerin sonst nicht unter 500 Euro.


 
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