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12.12.2006

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Fishing for Collieston – mit Kommentar

Schottisches Dorf will schottische Architektur


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Das kleine schottische Fischerdorf Collieston hatte jüngst einen anonymen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, um den passenden Entwurf für ein Gemeindezentrum zu finden. Das meldet Building Design am 8. Dezember 2006.

Collieston liegt rund zehn Kilometer nördlich von Aberdeen in einer bemerkenswerten Landschaft, auf felsigen, begrünten Hügeln mit Blick auf einen Sandstrand. War Collieston einst ein prosperierendes Fischerdorf, ist es nun die Heimat von 200 kosmopolitisch zusammengewürfelten Bewohnern.

Sie denken, in der Provinz sei nichts los? Die Bewohner von Collieston haben kürzlich eine Reihe junger schottischer Architekten eingeladen, damit ihr Dorf schöner wird: Die Architekten sollten eine multifunktionale Halle mit 200 Sitzplätzen entwerfen, die auch Raum für gelegentliche sportliche Aktivitäten, ein Café, einen Besprechungsraum, eine Theatergruppe sowie für einen umzäunten Garten und zwei Doppelschlafzimmer bietet, die an Besucher vermietet werden können. Gewünscht ist eine Alltagsarchitektur, die den Bedürfnissen der Dorfgemeinschaft dient. Die eingeladenen Architekten Sarah Hare, Graeme Massie, Reiach & Hall, Studio Kap und Sutherland Hussey sind samt und sonders junge schottische Architekten. Zwei der vier bereits nominierten Entwürfe sollen ausgewählt und Anfang Januar der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Kommentar der Redaktion:

Während die Stadtväter mittel- bis großer Städte bei öffentlich finanzierten Projekten oft nach Architekten mit bekannten Namen fischen, um durch „Name-Dropping“ vor allem sich selbst interessant und bekannt zu machen, und nicht danach fragen, was ihre Bürger eigentlich wollen, für die es ja gebaut werden und von denen es finanziert werden soll, scheint in Collieston noch gesunder Menschenverstand zu herrschen: Hier hat man noch nicht vergessen, was ein Gemeinwesen ist und dass eine regionale Baukultur wichtig für die Identität der Menschen ist.
Viele Politiker und Architekten scheinen das vergessen zu haben. Könnte es daran liegen, dass sie den Kontakt mit dem Leben der Menschen verloren haben, denen sie ihre „Lösungen“ auferlegen?

Eine Architektur, die regionale Identität verkörpert, aber nicht pseudo-regionalisiert, spiegelt regionale Kultur wider. Eine Architektur, die nach den Bedürfnissen der Menschen fragt und aus diesen entsteht, erfüllt ihren Sinn und Zweck – dem Gemeinwohl der Menschen zu dienen.

Collieston sucht nach solcher Architektur.

Till Wöhler


Zum Thema:

Collieston


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

architekturkritik | 01.04.2007 09:42 Uhr

simpler populismus

und genau hier liegt das problem (simple populistische forderungen an die architektenschaft, gehen halt doch oft an der komplexitaet der realitaet vorbei) .... lokale architekten machen eben noch keine lokale architektur. schaut man sich die entwuerfe an, muss man feststellen, dass die fuer jede stadt in europa entworfen sein koennte ... was heisst das nun fuer den tollen kommentar der redaktion?

2

greg peikert, LICHT ADV7 | 12.12.2006 23:51 Uhr

fishing for collieston

lokale bedürfnisse - ob schottische 200 seelen oder oberbayerische 2000 einwohner - können und sollen durch lokale, sprich einheimische, planer/architekten bestens erfüllt werden. genau dort finden sich nämlich auch solche architekten, die sehr gut die wünsche der bevölkerung kennen und bereit sind, darauf einzugehen (um auf den vorhergehenden kommentar einzugehen) und auch entsprechend umsetzen können, ohne dabei ihr ego zu sehr ins spiel zu bringen. aber dabei sind da noch das profilierungs-ego der auftraggeber und deren lokalpolitische ambitionen zu überwinden. wenn das nicht gelingt, weiss jeder sofort, wohin das projekt führt: namhafte architekten, die sich hauptsächlich mit projekten in dubai oder china beschäftigen, erledigen so ganz nebenbei die lokalen bedürfnisse.
wie ausdrucksstark und 'schottisch' könnten die ergebnisse sein, wenn das einheimische architekten-bewusstsein eine chance erhielte und seine kreativität 'für die region' entfalten könnte? garantiert würden sich nur wenige an der grösse des projektes stören und vor allem auch individuelle und zukunftsweisende lösungen anbieten. lokale einbindung bedeutet nicht konservatismus sondern chancen für die gemeinde und die entwicklung der lokalen architektur . aber da müssen wohl noch die entscheidungsträger in den gemeinden diese zusammenhänge erlernen.
collieston scheint ein glücklicher fall zu sein.

1

Rainer Milzkott, urbanPR GmbH, Berlin | 12.12.2006 22:05 Uhr

Schottisches Dorf will schottische Architektur

Wir könnten täglich zehn solcher Aufgaben formulieren und als Anfrage in die Architektenschaft streuen. Als PR-Agentur, die sich mit baulich-räumlichen Standort-Problemen befasst, haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass es bei uns ganz schwierig ist, Architekten zu finden, die bereit sind, sich auf die Wünsche von „Bevölkerung” einzulassen und eine Antwort darauf zu formulieren. Für einen Wettbewerb ist die Aufgabe oft zu gering. Auch geht es meist nur um Anregungen, welche einen Diskussionsprozess in Ganmg bringen können. Für diesen Diskussionsprozess gibt es aber keinen HOAI-Rahmen. So rutscht man gleich in ein Feld von Freundschaftsdiensten bis Gefälligkeiten, für die möglicherweise Gegenleistungen erwartet werden. Doch eigentlich handelt es sich um stinknormale Akquisition und Teilnahme an der gesellschaftlichen Diskussion über die gebaute Umwelt. Müsste des Architekten tägliches -trockenes - Brot sein.

 
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