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27.06.2002

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Schönes Desaster

Schlüsselübergabe für „Schürmann-Bau“ in Bonn


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Nach beinahe 20-jähriger Planungs- und Bauzeit wurde am 27. Juni 2002 in Bonn der so genannte „Schürmann-Bau“ an den Fernsehsender „Deutsche Welle“ übergeben. Bundesminister Kurt Bodewig sprach bei der Festrede von dem „schwierigsten und spektakulärsten Bauvorhaben des Bundes der letzten Jahrzehnte“. Der Neubau, der von den Kölner Architekten Joachim und Margot Schürmann ursprünglich als Erweiterung des Bundestages geplant worden war, geriet im Lauf der Jahre als „Millionengrab“ immer wieder negativ in die Schlagzeilen.

Die Geschichte des Hauses war von Anfang an von Widersprüchen geprägt: Mit dem Entwurf eines viergeschossigen horizontalen Bandes hatten die Architekten im Jahr 1983 einen offenen Wettbewerb gewonnen - „kein neues Hochhaus neben dem langen Eugen“, so hieß die städtebauliche Devise der 80er Jahre, die die Fachingenieure zu einer aufwändigen Konstruktion am Rheinufer zwang, um das drückende Grundwasser zu beherrschen. Nach dem Umzugsbeschluss des Deutschen Bundestages vom 20. Juni 1991 nach Berlin wechselte die Hausherrin, die Architekten mussten nunmehr die Bürostruktur den Bedürfnissen eines modernen Funkhauses anpassen. Während des Jahrhunderthochwassers 1993 fluteten 300.000 Kubikmeter Rheinwasser in den Rohbau, der sich dadurch hob und verkantete. Es folgte eine lange Reihe von Untersuchungen, Gerichtsurteilen und wechselnden Plänen wie der der damaligen Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer, die den feuchten Rohbau abreißen und das Areal an einen privaten Investor verkaufen wollte. Erst im April 1997 begannen die ersten Sanierungsarbeiten, im Herbst dann der Abriss eines Gebäudeteils und der Tiefgarage. Alles in allem kostete der Bau den Bund mehr als eine halbe Milliarde Euro. Die 1997 vom Bund eingereichte Schadensersatzklage von 200 Millionen Euro gegen die Architekten und Ingenieure ist bis heute nicht entschieden.

Finanziell ein Desaster, steht der Bau architektonisch in bester moderner Tradition: Die langen, weiß verputzten Kuben mit ihren an das Bauhaus erinnernden Fensterbändern, Treppen und Balkonen bilden einen eleganten Hintergrund für den „Langen Eugen“, dem ehemaligen Abgeordnetenhaus, auf den auch die Eingangshalle ausgerichtet ist. Die Mitarbeiter der Deutschen Welle werden nun mit dem Umzug aus dem 140 Meter hohen Asbest verseuchten Funkhaus in Köln in den flachen Gebäudekomplex an der Kurt-Schumacher-Straße beginnen. Auf 135.000 Quadratmetern finden sie neun Einzelgebäude in drei ineinander verschobenen Riegeln vor, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Der angrenzende Freizeitpark Rheinaue, 1979 vom Landschaftsarchitekten Gottfried Hansjakob entworfen, wird nach Norden hin erweitert.


 
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