Am 18. August 2003 begleiten rund 30 Berliner Theater- und Filmemacher, bildende Künstler und Musiker den Abriss eines Neubaublocks in Hoyerswerda mit künstlerischen Aktionen. „Superumbau“ heißt das Projekt. Der Verein „Spirit of Zuse“ hat es angeschoben, benannt nach dem Hoyerswerdaer Computererfinder Konrad Zuse. Das Projekt will danach fragen, wie mit dem Verlust umgegangen wird und welche Perspektiven Hoyerswerda entwickeln kann.
Zu DDR-Zeiten hatte es Hoyerswerda 70.000 Einwohner - 2015 sollen es nur noch 29.000 sein, trotz der vielen Gemeinden, die eingegliedert wurden. „Superumbau“ will sich mit den Folgeproblemen beschäftigen: Was passiert mit einer Stadt, wenn vor allem junge Menschen wegziehen? Wie fühlt man sich als einer der letzten Bewohner eines Hauses, wenn davor ein Block nach dem anderen abgerissen wird?
Bis zum 27. September zieht wieder Leben in das Wohngebiet ein. Die Künstler lassen sich in einer ehemaligen Kindertagesstätte nieder. 75.000 Euro gibt die Kulturstiftung des Bundes für das Projekt.
Regisseurin Andrea Moses inszeniert das Stück „Kap der Unruhe“. Es spielt in einer Baubaracke und handelt vom Aufbau, während nebenan der Abriss läuft. Jan Pappelbaum, Bühnenbildner und Ausstattungsleiter der Berliner Schaubühne, gestaltet dazu einen Raum wie in der DDR der 60er und 70er Jahre. Für einen Dokumentarfilm von Dirk Lienig erzählen die Hoyerswerdaer, wie sie ihre Stadt erlebten. Lienig, der 1970 in Hoyerswerda geboren wurde und jetzt als freier Filmemacher in Berlin lebt, entdeckte auch längst vergessenes Filmmaterial, hat die Filmrollen restauriert und präsentiert sie nun.
Auch ein Café soll es im ehemaligen Kindergarten geben. Christoph Schlingensief zeigt seinen Film „Chance 2000“ und will mit dem Publikum darüber diskutieren. Andere Künstler wollen ein leer stehendes Geschäft gestalten. An einem Haus im Zentrum der Stadt soll bald ein Riesenplakat hängen, an der Lausitzhalle eine Textarbeit des Luxemburger Künstlers Luc Wolff. Im Einkaufszentrum werden plötzlich Straßenmusiker auftreten und merkwürdige Lieder singen. Auch ein Open-Air-Kino auf den Wiesen soll es geben.
Die Eröffnung findet am 15. August in der Buchwalder Straße 35 um 20 Uhr mit Konzert der Top-Dog-Brass-Band statt.
Zum Thema:
www.spiritofzuse.de