Am 25. Juni 2005 feierte der amerikanische Architekt und Architekturtheoretiker Robert Venturi seinen 80. Geburtstag.
Venturi wurde 1925 in Philadelphia geboren, studierte in Princeton Architektur und arbeitete anschließend bei Eliel Saarinen und Louis Kahn. Anfang der sechziger Jahre machte er sich mit seiner Frau Denise Scott Brown selbständig und realisierte seine ersten Projekte wie das Chestnut Hill House in Pennsylvania (1962) für seine Eltern. Dieses sehr frühe Werk stellt bereits das Paradigma seiner postmodernen Architektur dar. Keiner seiner nachfolgenden Bauten war so wirkungsmächtig für die Postmoderne wie dieses Wohnhaus.
Seine Bedeutung für den architektonischen Diskurs der sechziger und siebziger Jahre gründet sich jedoch auf seine beiden theoretischen Schriften „Complexity und Contradiction“ (1966) und „Learning from Las Vegas“ (1972), die er zusammen mit seiner Frau verfasste. In diesen Büchern breitete Venturi seine Theorie der Postmoderne aus, basierend auf den Scheinarchitekturen, Werbetafeln und Neonreklamen amerikanischer Bandstädte. Das Schlagwort vom „dekorierten Schuppen“ brachte die Trennung zwischen Zeichenfunktion und praktischer Funktion, Schmuck- und Nutzform auf eine prägnante Formel.
Das Spielen mit historischen Stilzitaten, mit Archetypen und Typologien im Entwurfsprozess trat in den Vordergrund und schuf mehrfach codierte Kompositionen, die mehr als Text denn als Gebäude zu lesen waren. Ein Beispiel hierfür war die Erweiterung der National Gallery in London (1988-91), wo er auf ironische Weise die klassizistische Architektur des Vorgängerbaus variierte und abwandelte. Dieser Bau wie auch der 1991 an ihn verliehene Pritzker-Preis markieren aber auch den Endpunkt des Postmoderne-Diskurses.