„Das Auswärtige Amt freut sich auf Berlin“, hieß es am 6. November 1998 anläßlich des Richtfests für den Erweiterungsbau in der Hauptstadt. Zwei „Neue“ der Regierung - Bundesbauminister Franz Müntefering und Außenminister Joschka Fischer - gaben sich die Ehre in „Kinkels Teehaus“, wie der Neubau neben der ehemaligen Reichsbank vom Ex- Außenminister bei der Grundsteinlegung im April 1998 launig benannt worden war.
Im Neubauteil sollen auf etwa 20.000 Quadratmetern 770 der insgesamt 2.000 Arbeitsplätze untergebracht sein. Weniger als 20 Prozent der Mitarbeiter des Auswärtigen Amts verbleiben in Bonn, womit das Ministerium als größtes der nach Berlin ziehenden Ressorts gilt. Im Bewußtsein des Erbes, den das Reichsbankgebäude in sich trägt, betonte Minister Müntefering, man werde nicht vergessen, daß die Nationalsozialisten diesen Bau errichtet haben. Doch demokratische Strukturen hätten schließlich gesiegt und mit den neuen Erweiterungsbau und der neuen Nutzung wäre heute ein positives Kapitel aufgeschlagen worden.
Der Neubauteil des Amts, der durch die Berliner Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann errichtet wird, ergänzt den bestehenden Baublock von 1934, der von den Architekten Kollhoff und Timmermann revitalisiert wird. Der geschlossenen Baumasse des Altbaus setzten Müller und Reimann ein von Lichthöfen durchsetztes Gebäude entgegen. Am Werderschen Markt wird der Haupteingang von der Stadtmitte her erfolgen; ein überdachter, städtischer Platz empfängt dort den Besucher. Zur Spreeinsel hin steht den Nutzern des Hauses eine Stadtloggia zur Verfügung, im Empfangshof - der Kontaktstelle zum Altbau - werden die Gäste des Bundesaußenministers ankommen. Für die Bibliothek entwarfen die Architekten eine „offene Leselandschaft, die sich um einen zentralen, von oben belichteten Lesehof“ entwickelt. Die Innen- und Außenräume des Gebäudes nehmen zu den umgebenden „Stadtfragmenten“, den Geistern des verschwundenen Stadtschlosses und der Bauakademie, ganz unterschiedliche Beziehungen auf.
Das Auswärtige Amt kann voraussichtlich Mitte November 1999 seinen Berliner Sitz vollständig beziehen, doch bereits in Kürze nach diesem Richtfest werden die ersten 70 Räume im ehemaligen Reichsbankgäude ihren Nutzern übergeben. Für die Gesamtmaßnahme wird mit einer Bausumme von 545 Millionen Mark gerechnet, wovon ca. 170 Millionen Mark auf den Erweiterungsbau entfallen.
Meldung vom 7. 4. 1998
Weitere Informationen über dieses und andere Projekte finden Sie in den Informationen des Bundesbauministeriums zum Regierungsumzug im BauNetz.