Am 23. August 1999 hat Bundeskanzler Gerhard Schröder offiziell seine Amtsgeschäfte in Berlin aufgenommen. Die Adresse des Kanzleramts lautet jetzt vorübergehend: „Am Schloßplatz 1, 10178 Berlin“, da der Regierungschef bis zur Fertigstellung des Schultes- Neubaus im Spreebogen (voraussichtlich Frühjahr 2001) das ehemalige Staatsratsgebäude bezogen hat. Die Entscheidung für diese „Zwischenlösung“ geht noch auf Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl zurück, der den Bau 1997 persönlich in Augenschein genommen und für geeignet befunden hatte.
Nachdem das Haus in der Nachwendezeit sogar kurzfristig vom Abriß bedroht war, wurde es als „Informationszentrum zur Hauptstadtplanung“ und Veranstaltungsort des Stadtforums eine wichtige Anlaufstelle für Architekturinteressierte. Der zwischen 1962 und 1964 als Sitz des DDR-Staatsrats errichtete Bau (Architekten: Roland Korn, Hans-Erich Bogatzky) wird von einem Portal des ehemaligen Berliner Stadtschlosses geprägt, das in die langgestreckte, strenge und rhythmisch gegliederte Fassade integriert ist. Im Inneren herrscht, was Farb- und Materialauswahl angeht, dezente Sachlichkeit und Zurückhaltung - allein das Glasbild an der Rückwand des Treppenhauses von Walter Womacka strahlt deutlich sozialistisches Pathos aus.
Ganz unpathetisch und eher niedlich scheint dagegen die Begrüßung des Regierungsoberhaupts in der Hauptstadt abzulaufen: Der Berliner Senat hat angekündigt, Eberhard Diepgen werde Schröder und seine Mitarbeiter im Garten des Kanzleramts mit einer Torte empfangen, die den Neu-Berlinern „den Anfang in Berlin versüßen soll“.

Foto: Philipp Meuser, Berlin

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