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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Protest_gegen_Umbau_des_20er-Hauses_in_Wien_15377.html

27.11.2003

Hausbesetzer

Protest gegen Umbau des 20er-Hauses in Wien


Der Wiener „Standard“ meldet, dass das derzeit ungenutzte „20er-Haus“ in Wien, der ehemalige Österreich-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung von 1958, symbolisch „besetzt“ wird: Der Sohn und die Schwiegertochter des Pavillon-Architekten Karl Schwanzer (1918-1975) führen in dem Gebäude vom 27. bis 30. November 2003 öffentliche Veranstaltungen durch, um gegen die Nutzungs- und Umbaupläne des Pavillons zu protestieren.

Die Schwanzers haben das 20er-Haus für die Zeit ihrer Initiative gemietet. Im Rahmen der „ganz legalen Besetzung im geistigen Sinn“ werden künstlerische Aktionen organisiert, die zeigen sollen, welche Qualitäten und Möglichkeiten der Nutzung dieser Ort ohne große und substanzielle bauliche Eingriffe, Veränderungen und Kosten birgt.

Der nach der Weltausstellung an den Wiener Südbahnhof translozierte Pavillon war lange Zeit vom Museum Moderner Kunst genutzt worden. Der Wiener Architekt Adolf Krischanitz hat einen EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerb für den Umbau gewonnen, dessen Realisierung finanziell jedoch noch nicht gesichert ist.

Die Protest-Aktion richte sich nicht gegen das Krischanitz-Projekt. Hannah und Martin Schwanzer geht es vor allem um Kulturpolitik: Die Österreichische Galerie, die das 20er-Haus künftig mit ihrer Sammlung von Kunstwerken ab 1918 bespielen will und dafür ein neues Raum- und Funktionsprogramm formuliert hat, entferne sich von Absicht und Geschichte des Hauses. „Die Transparenz des Hauses hat sich in einer Offenheit für nichtmuseale Kunst und Kunstaktionen gespiegelt. Dauerausstellungen gehörten nie zum Charakter des Hauses“, so Martin Schwanzer, der selbst Architekt ist, im Standard. Er strebt eine Aufstellung des Gebäudes an einem anderen Ort an: „Wir würden den Pavillon kaufen. Wir haben eine große Gruppe von emotionalisierten Leuten hinter uns, die helfen wollen, eine Lösung zu finden.“

Krischanitz versichert dagegen: „Mein Projekt geht schonend mit der Substanz um. Schwanzer war mein Lehrer! Wir greifen nur im Untergeschoss ein und lassen das Haus in seiner Substanz unangetastet.“ Er bringt die erforderlichen neuen Funktionen in einem turmartigen Neubau unter, der jedoch nicht höher als das 20er-Haus sei und dessen Wirkung nicht beeinträchtige. Die Außenhaut bleibt unversehrt, und innen wird eine zweite Schicht errichtet, mit der Wärme und Licht gesteuert werden. Krischanitz: „Der Pavillon wird originaler denn je!“

Karl Schwanzer gilt als einer der wichtigsten Architekten Österreichs, der mit dem Münchner BMW-Verwaltungsgebäude, dem so genannten „Vierzylinder“, eine Inkunabel der Verwaltungsarchitektur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschaffen hat.


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