Eines der prominentesten neuen Gebäude in London, der zigarrenförmige Swiss-Re-Turm von Norman Foster, der im Volksmund auch „erotische Essiggurke“ genannt wird, dominiert mit seinem gekrümmten, außen liegenden Stahlgitterskelett bereits im Bauzustand die Skyline der britischen Hauptstadt.
Am 15. Dezember 2003 sollen die ersten Angestellten ihre Büros in dem Neubau-Turm beziehen. Doch einige der Glaspaneele im 40stöckigen Turm sind nun vor der Fertigstellung gesprungen. Die beteiligten Ingenieure müsen nun in einem Wettlauf gegen die Zeit die beschädigten Fassadenteile ersetzen.
Mindestens 15 riesige getönte Gläser sind defekt. Der Bauherr, die Schweizer Rückversicherung aus Zürich, und die Baufirma Skanska, die den Turm für 130 Millionen Britische Pfund baut, behaupten, die Risse hätten nichts mit der Stabilität des Hauses zu tun. Die Schäden seien vielmehr vermutlich schon bei der Herstellung oder dem Transport der Scheiben aufgetreten. Warum die lädierten Scheiben dann allerdings eingebaut wurden, kann Skanska nicht erklären. „Die Schäden wurden bei der Qualitätskontrolle festgestellt. Keine Scheibe ist erst nach dem Einbau zerbrochen“, so Skanska weiter.
Die Firma hofft nun, dass die Glasflächen zusammen mit acht anderen, die aus unerklärlichen Gründen die falsche Glasqualität aufwiesen, rechtzeitig vor dem Einzug ersetzt werden können.
Der Turm, an dem schon seit drei Jahren gebaut wird, hat insgesamt 5.700 Glasflächen. Die Firma Swiss Re wird 14 Stockwerke selbst nutzen und will den Rest vermieten. Bisher hat sich allerdings noch kein Mietinteressent gefunden.
Probleme mit Glasfassdaden haben in London eine eigene Tradition: An der „Waterloo International Station“ von Nicholas Grimshaw mussten Gläser ersetzt werden, nachdem Experten herausgefunden hatten, dass einige davon „explodieren“ könnten. Am „Portcullis House“ von Michael Hopkins, in dem die britischen Members of Parliament ihre Büros haben, gab es ebenfalls zerberstende Glasscheiben. Auch bei Richard Rogers „Montevetro-Projekt“ (ital. für „gläserner Berg“) mussten rund tausend Gläser ausgewechselt und neu verfugt werden, weil sie undicht waren.
Foster selbst hat schon Erfahrung mit Problemfassaden aus Glas: Am Flughafen Chek Lap Kok in Hongkong beispielsweise wurden in einigen 23 Meter hohen Glaswänden „mysteriöse Blasen“ entdeckt. Die Scheiben mussten ebenfalls ausgetauscht werden.
Fosters Büro gab zu dem Fall Swiss Re keinen Kommentar ab.