Wie im BauNetz bereits vorab angekündigt, hat der britische Architekt Sir Norman Foster am Abend des 7. Juni 1999 in Berlin den diesjährigen Pritzker-Preis entgegengenommen.
Unter Anteilnahme einer erlauchten Großgesellschaft des Welt-, Geld- und Architektur-Adels bekam er die Medaille und den damit verbundenen Scheck über 100.000 Dollar von Thomas J. Pritzker, dem Sohn des verstorbenen Preis-Stifters, im Rotundensaal des von Schinkel errichteten Alten Museums überreicht. Dies fügt sich in die seit 1979 bestehende Tradition, den Preis jeweils an einem architektonisch bedeutsamen Ort zu verleihen.
In einer Grußansprache nannte Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen die Stadt „ein Mekka der Architektur“ und spielte dabei auf die rege Bautätigkeit in Berlin seit 1990 an. Er nannte als exemplarisch dafür die Namen mehrerer Architekten, darunter Foster und - als einzigen Deutschen - Hans Kollhoff. Den verstorbenen Architekten Aldo Rossi bezeichnete er versehentlich als „Aldo Rosso“. Erfahrene Beobachter der Berliner Architekturszene werteten dies als Fortschritt, da Diepgen zuvor häufig von „Aldi Rosso“ gesprochen habe. Im offiziellen Programmheft der preisstiftenden Hyatt-Foundation war Rossi, Preisträger des Jahres 1990, dagegen als „Also Rossi“ aufgeführt worden.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wies in einer Laudatio auf die Tatsache hin, daß die Architektur einst als „Mutter aller Künste“ gegolten habe und wünschte, daß dies auch heute wieder Gültigkeit bekommen würde. Schon die Anteilnahme der Bevölkerung an Fosters Reichstagskuppel beweise, daß die Architektur „populär“ und nicht mehr nur Gegenstand des Fachgesprächs sei.
Der Vorsitzende der Pritzker-Jury, J. Carter Brown, bedauerte in deutscher Sprache angesichts des Veranstaltungsorts, daß man Karl-Friedrich Schinkel nicht mehr für den Pritzker-Preis nominieren könne, da er bereits tot sei. Der Preis kann laut Statut nur an lebende Architekten verliehen werden.
Bei einem anschließenden Empfang in Mies' Neuer Nationalgalerie wurden neben ehemaligen Pritzker-Preisträgern auch solche Architekten gesehen, die sich noch Hoffnungen auf eine Berücksichtigung machen können, darunter Mario Botta, Zaha Hadid und Inken Baller.
Der Abend klang bei einem festlichen Dinner im Großen Ballsaal des von Rafael Moneo errichteten Grand Hyatt Hotels am Potsdamer Platz aus. Bei dieser Gelegenheit sah man unter anderem die beiden alten Weggefährten Richard Rogers und Renzo Piano in angeregter Unterhaltung - in italienischer Sprache.
Die Speisenfolge war erst nach Mitternacht abgeschlossen - zu diesem Zeitpunkt war Fosters kleine Tochter, die zuvor fotogen zurechtgemacht den Festakt verfolgt hatte, bereits längst in der Obhut ihrer Nanny.
Benedikt Hotze
Alle Fotos: -tze
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