Der Präsident der Bundesarchitektenkammer Peter Conradi äußerte sich in einer Erklärung vom 20. Dezember 2001 zu der Empfehlung der Internationalen Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ (siehe BauNetz-Meldung vom 20.12.2001) zur Neugestaltung des Berliner Schlossplatzes.
Die Empfehlung zum Wiederaufbau des Stadtschlosses mit weitgehend historischen Fassaden nennt Conradi „eine rückwärtsgerichtete, ängstliche Entscheidung“. Zwar sei das vorgeschlagene Nutzungskonzept des „Humboldt-Forums“ interessant, doch sei es absurd, „dieses einzigartige und zukunftsweisende Konzept in das bauliche Kostüm einer Schloss-Imitation zu pressen, zumal weder die Flächen des ehemaligen Schlosses, noch seine Raumhöhen und -zuschnitte den räumlichen und technischen Bedürfnissen eines modernen Kulturzentrums genügen“. Unter dem Motto „Las Vegas lässt grüßen!“ vergleicht Conradi den Vorschlag der Kommission mit dem in Las Vegas realisierten perfekten Nachbau eines venezianischen Dogenpalasts in eine Spielbank.
Insgesamt zieht Conradi ein niederschmetterndes Fazit aus der einjährigen Arbeit der Kommission: Man habe die Chance eines breiten Diskurses vertan und sich statt dessen „vor der Öffentlichkeit gefürchtet und hinter verschlossenen Türen verschanzt“. Die Kommission habe von Anfang an nur das Bild des ehemaligen Stadtschlosses vor Augen gehabt und sich nicht ernsthaft mit zeitgenössischen architektonischen Lösungen beschäftigt.
Anstatt des von der Kommission vorgeschlagenen „beschränkten Wettbewerbs mit beschränkter Aufgabenstellung“ fordert Conradi einen offenen internationalen Wettbewerb für das empfohlene Nutzungsprogramm eines Humboldt-Forums, in dem alle Gestaltungsoptionen zugelassen sind, von dem weitgehenden Nachbau des Schlosses bis hin zu einem neuen Gebäude in einer zeitgenössischen Architektursprache.
Am Schluss der Erklärung appelliert Conradi an die Bundesregierung und den Bundestag mit dem Berliner Senat und Abgeordnetenhaus, man möge „die nationale Bedeutung dieser Bauaufgabe erkennen und dafür mehr Gedanken - und Ideenfreiheit geben als die Mehrheit der Expertenkommission zu geben bereit war“.