Der Altmeister der Moderne in Lateinamerika, Oscar Niemeyer, feiert seinen 95. Geburtstag. Er wurde am 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro als Sohn eines deutschstämmigen Kaufmanns geboren. Nach dem Studium in seiner Heimatstadt arbeitete Niemeyer im Büro von Lucio Costa (BauNetz-Meldung vom 15.6.1998) während der Errichtung des brasilianischen Erziehungsministeriums (1936). In den 40er Jahren entwickelte er wie bei einer Kirche bei Belo Horizonte (1942-43) mit parabolischen Dächern, geschwungenen Formen und schrägen Wänden einen eigenen Stil, mit dem er den rechten Winkel zu vermeiden suchte. Ende der 50er Jahre wurde Niemeyer mit dem Bau der neuen Hauptstadt Brasilia betraut, die ihn weltweit berühmt machte. Innerhalb von drei Jahren hatte Niemeyer mit seinem Team alle Verwaltungs- und Regierungsbauten realisiert. Der Platz der drei Gewalten mit dem Kongressgebäude, der Kuppel des Senats und der Schüssel der Abgeordnetenkammer wurde zum bekanntesten Architekturensemble Südamerikas. Als überzeugter Kommunist hatte Niemeyer dabei versucht, die Idee der Gleichheit nicht nur in seinen Entwürfen umzusetzen, sondern auch mit seinem Architektenkollektiv praktisch vorzuleben.
Neben diesem Meilenstein der Architekturgeschichte konnte Niemeyer allerdings kein Gebäude mit vergleichbarer internationaler Resonanz mehr vorlegen. Beachtlich ist allerdings, dass Niemeyer bis heute ein Büro unterhält und dort täglich im Penthaus eines Apartmenthauses an der Copacabana arbeitet. Erst im letzten Jahr hat Niemeyer das Museum für zeitgenössische Kunst in der Bucht von Guanabara in Brasilien fertiggestellt.