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09.05.2006
Die letzte Meldung
Nichts funktioniert im Irak - nur der Bau der US-Botschaft
Im chaotischen Nachkriegs-Irak läuft derzeit nur ein Projekt nach Plan: Der Bau der gigantischen neuen amerikanischen Botschaft. Trotz stundenlanger Stromausfälle jeden Tag gelingt es den Amerikanern, die größte Botschaft der Welt in Bagdad termingerecht zu bauen. Offiziell ist der Bau noch geheim.
Die irritierten Bewohner Bagdads, die noch drei Jahre nach dem Einmarsch der US-Army ohne Klimatisierung oder fließendes Wasser auskommen müssen, haben dem Neubau am Ufer des Tigris den Spitznamen „George W’s Palast“ gegeben. Der Neubau ist größer als jedes Gebäude, das Saddam Hussein jemals in der Stadt gebaut hat.
Die Architekten sagen, der Bau sei so groß, dass man ihn vom Weltall aus sehen kann und der Millenium Dome viermal darin Platz finden würde.
Die Bewohner Bagdads fragen sich derweil, ob das State Department das Grundstück überhaupt rechtmäßig erworben hat.
Im Juni soll das Gebäude eingeweiht werden und eine autarke Strom- und Wasserversorgung bekommen.
Die 21 Einzelgebäude sollen zusammen 592 Millionen US-Dollar kosten. Das Gelände wird von einer fünf Meter dicken Mauer umgeben. Die Baufirma aus Kuweit hat nur Nicht-Irakis als Bauarbeiter eingestellt.
Neben den Residenzen des Botschafters und seines Vertreters gehören sechs Wohnungen und zwei große Büroblöcke für 8.000 Mitarbeiter Platz, das angeblich größte Schwimmbad Iraks, Sportstudio, Kino, amerikanische Kettenrestaurants, Tennisplätze und ein American Club.
Irakische Oppositionelle sehen in der Größe des Bauprojekts ein Indiz für die langfristigen Ambitionen der USA im Irak und als Ausdruck der wahren Machthaberschaft.
Anmerkung: Die derzeitige amerikanische Botschaft wurde 1955 nach einem Entwurf von José Luis Sert gebaut.
Quelle: The Times vom 3. Mai 2006. Übersetzt und gekürzt von Ulf Meyer
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