Der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Staatsminister Michael Naumann, ist mit seinen Plänen für eine völlig neue Holocaust-Gedenkstätte in Berlin in die Kritik geraten. In einem am 14. Dezember 1998 veröffentlichten Zeitungsinterview erklärte Naumann, daß er anstelle des von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl favorisierten Entwurfs von Peter Eisenman ein Holocaust-Museum bevorzuge.
Ein Regierungssprecher bestätigte, Naumann sei dabei, einen neuen Vorschlag zu entwickeln, der ein Gebäude als Gedenkstätte mit wechselnden Ausstellungen vorsehe. Das Gebäude solle „drei konzeptionelle Ebenen“ enthalten: In der ersten soll eine Dauerausstellung zum Gedenken der Ermordung von Millionen Juden und wechselnde Nebenausstellung zu sehen sein, in der zweiten soll neben einer Holocaust-Bibliothek das Leo-Baeck-Institut, daß sich der Geschichte des Judentums widmet, einziehen, und in der dritten Ebene sei die Einrichtung eines Instituts für die Erforschung des Völkermords vorgesehen.
Naumann bestätigte, daß er das neue Konzept dem Bundestag als Alternative zu den bestehenden Planungen vorlegen wolle. Er könne sich vorstellen, daß Peter Eisenman den Auftrag für das Gebäude erhält. Die Idee, Steven Spielbergs Shoah-Foundation zu integrieren, scheint indes vom Tisch zu sein.
Heftige Kritik zu Naumanns Vorschlag äußerte neben dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, auch die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung des Mahnmals, Lea Rosh; sie bezeichnete Naumanns Pläne als „abenteuerlich“.
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