Marshall Purnell ist der erste afro-amerikanische Präsident in der Geschichte des American Institute of Architects (AIA). Als höchster Repräsentant der Architektenschaft in den Vereinigten Staaten möchte er erstmalig auf den immer noch verschwindend geringen Anteil (1,2 Prozent) von Architekten aus ethnischen Minderheiten im Berufsstand hinweisen.
Purnell: „Es gibt nicht mehr als zehn afro-amerikanische Büroleiter in den großen Architekturfirmen der Vereinigten Staaten; und diese gehören ausnahmslos Personen aus der ethnischen Mehrheit. Auch Latino-Amerikaner fehlen. Ein akademischer Abschluss öffnet diese Türen bis heute offensichtlich nicht. Man muss solche Jobs später auch bekommen können.“
Gefragt, ob er die amerikanische Architektur auch aufgrund mangelnder ethnischer Vielfalt in der Architektenschaft zu konservativ finde, antwortet Purnell unumwunden: „Schauen Sie sich an, was das für die Architektur bedeutet. Unsere Musik spiegelt ganz im Gegensatz dazu unsere gesamte Kultur wider, weil wir die ethnische Vielfalt als Vorteil begriffen haben. Wenn Architektur „in Zeit eingefrorene Musik ist“, dann produzieren wir Architekten immer noch ausschließlich klassische Musik. Es gibt keinen R&B, keinen Jazz und keinen HipHop. Was für eine Architektur würde uns Miles Davis geben? Oder Jay-Z? Das Problem ist, dass Architektur als einzige künstlerische Disziplin immer noch durch einen Patron sanktioniert wird. Ein Maler malt einfach. Was wäre denn unsere Musik, unser Tanz ohne ethnische Vielfalt? Wenn man anfängt, zu begrenzen, wer Architektur machen darf, ist das ein kulturelles Problem.“
BauNetz meint: auch Deutschland kann mehr Salsa, Jazz oder HipHop in der Architektur vertragen.