Am 26. September 2005 wird in Madrid das Königin-Sofia-Museum eröffnet. Der Erweiterungsbau für ein Hospital aus dem 18. Jahrhundert, in dem das Nationalmuseum untergebracht ist, stammt von Jean Nouvel (Paris).
Jean Nouvels Erweiterungsbau wollte sich nach den Worten des Architekten dem Altbau des Königin-Sofia-Museums unterordnen und ihn respektieren. Mit seiner grellroten Farbgebung, den glänzenden Fassadenelementen und spektakulären Dachkonstruktion über einem dreieckigen Grundriss stiehlt er dem schlichten Hospitalsbau des Architekten Francisco Sabatini allerdings die Schau.
Wie beim Kongresszentrum in Luzern versammelt Nouvel die unterschiedlichen Räume, Treppenhäuser, Hallen und Säle unter einem Dach. Verschiedene Volumen und Körper wurden übereinandergestapelt und arrangiert. Sie werden von dem flachen, tragflächenartigen Dach überragt, das die Linie des obersten Simses des Altbaus fortführt: Vorher standen hier drei Gebäude, die abgerissen und in einem vergleichbaren Volumen an anderer Stelle wieder aufgebaut wurden. Zwei Mauern dieser alten Bauten blieben erhalten, um die Mutation des Ortes zu verdeutlichen. Auch die bestehenden Bäume wurden in der Planung berücksichtigt.
Die drei neuen Gebäude haben unterschiedliche Funktionen und bilden einen Winkel, der einen dreieckigen Innenhof einfasst. Im südlichen Bau ist eine Bibliothek untergebracht, im westlichen Trakt, der als eine Rotunde das Gelenk zwischen den beiden Flügeln bildet, befinden sich ein Auditorium, eine Bar und ein Restaurant, und im nördlichen Teil die Ausstellungsräume.
Die Ausstellungsräume sind direkt mit dem Altbau verbunden. Im Gegensatz zum historischen Museum mit seiner abweisenden Lochfassade wirkt diese Gebäudeorganisation einladend und offen. Die großen Fensterflächen und die sich in der Fassade abbildenden Treppenläufe kehren das Innere nach außen, lassen das Museum in das enge städtebauliche Umfeld hineinwirken. Trotz der angekündigten Bescheidenheit gegenüber dem historischen Gebäude hat Nouvel einen extrovertierten, fast schrillen Bau geschaffen, der neben den Kunstexponaten für Besucher eine weitere Attraktion darstellen wird.
Der Bau wurde bereits 1999 begonnen und hat 30 Millionen Euro gekostet.
Arne Winkelmann
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