In der Hauptstadt der Vereinigten Staaten wird am 21. September 2004 das National Museum of the American Indian eingeweiht. Entsprechend der Bauaufgabe waren auch vorwiegend Architekten indianischer Abstammung beteiligt: Douglas Cardinal (Blackfeet), Johnpaul Jones (Cherokee) Ramona Sakiestewa (Hopi) und Donna House (Navajo/Oneida).
Das Museum gehört zur Smithsonian Institute und soll die Geschichte der Beziehungen zwischen den europäischen Siedlern und den nordamerikanischen Ureinwohnern dokumentieren.
Das Gebäude präsentiert sich als organische Großskulptur, das aus verschiedenen übereinander gestapelten Schichten errichtet scheint. Runde fließende Formen und die Verwendung von Naturstein lassen den Neubau wie eine Felslandschaft aussehen, um auf die Naturverbundenheit der indianischen Stämme zu verweisen.
In den vier Stockwerken des Museums werden vier Ökosysteme als Lebensräume der Ureinwohner thematisiert: Sumpf, Wälder, Wiesen und Weiden. Rund 8.000 Exponate werden hier ausgestellt, um die Vielfalt der Stämme - 562 sind offiziell registriert - darzustellen.
Auch im Außenraum spielt die Natur eine bestimmende Rolle: Der Eingang des Museums ist wie bei den indianischen Tipis nach Osten, nach der aufgehenden Sonne, ausgerichtet.
Neben aller organischen Metaphorik ist die Architektur zugleich zeichenhaft genug um, sich neben den anderen Museen nationaler Bedeutung an Washingtons Hauptachse zu behaupten. Das Einreihen in die Folge dieser Museen kann jedoch nicht darüber hinwegspielen, dass die exemplarischen Ereignisse der Indianerverfolgung im 19. Jahrhundert wie das Wounded-Knee-Massaker und der Trail of Tears in der Ausstellung völlig ausgeblendet werden.