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06.10.2006
I. M. Pei and who are u?
Museum in Peis Heimatstadt Suzhou eröffnet - mit Kommentar der Redaktion
Pünktlich zum chinesischen Mondfest am 6. Oktober 2006 wird in Suzhou ein neues Museum von Ieoh Ming Pei eröffnet. In dem Neubau mit einer Fläche von mehr als 15.000 Quadratmetern sind kostbare Bronzen, Tuschezeichungen und Jade zu sehen, die bis zu 4.500 Jahre alt sind. Neben der 5.000 Quadratmeter großen Ausstellungshalle gibt es ein Auditorium mit 200 Sitzen, eine Bibliothek und mehrere Höfe und chinesische Gärten mit Wasserbecken. Speziell in der Gartengestaltung spiegelt sich chinesische Tradition wider. Das Museum wurde direkt neben der Zhong Wang Fu, einem Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert und dem „Garten des bescheidenen Verwalters“ aus dem 16. Jahrhundert, heute UNESCO-Weltkulturerbe, im Nordosten der Altstadt gebaut.
Kommentar der Redaktion:
Mit der Eröffnung des Museum in seiner Heimatstadt Suzhou schließt sich der Kreis einer der größten spätmodernen Architekturkarrieren in Amerika. Pei kehrt nach Aufträgen in aller Welt in seine Heimat und damit den Ort seiner Kindheit zurück. Abgesehen von dem Museum in Doha/Katar wird dies vermutlich das letzte Werk von Pei sein, der zwar trotz seiner 89 Jahre ausgesprochen intelligent, witzig und charmant wirkt, wie ich bei zwei Interviewterminen mit ihm in New York und Luxemburg genießen durfte, aber Pei nimmt seit Jahren keine neue Aufträge mehr an.
Pei war einer der ersten „westlichen“ Architekten, die schon in den 70er Jahren in China gebaut haben. Das erste Werk in seiner chinesischen Heimat, das Xiang-Shan-Hotel auf dem Gelände des Sommerpalastes westlich von Beijing, wurde damals kritisiert, weil die weißen Putzwände und grauen Steine, die das Hotel in Peking ebenso prägen wie nun seinen Neubau des Museums westlich von Schanghai, als „typisch süd-chinesisch“ gelten. Nun passt also endlich Peis Version einer vernakulären chinesischen Architektur der Moderne an ihren Bauort.
Obwohl Peis Söhne Chien Chung und Li Chung an dem Entwurf für das Museum kräftig beteiligt waren, ist der Bau „ein echter Pei“. Seine Liebe zur Dreiecks-Geometrie, die spätestens seit dem Ostflügel der National Gallery in Washington zum Markenzeichen des New Yorker Architekten geworden ist, prägt einmal mehr den Bau in Grund- und Aufriss.
Suzhou ist nicht irgendeine chinesische Stadt. Die als „Venedig des Ostens“ titulierte Stadt, die früher von ihren niedrigen Klinkerhäusern, Teestuben und zahlreichen Kanälen geprägt war (viel ist davon leider nicht übrig geblieben), galt in der Ming-Dynatsie (1368-1644) als DAS Zentrum der chinesischen Poesie, Oper und Kalligraphie.
Die Fertigstellung des neuen Museums in seiner Heimat zu erleben, muss für Pei eine große Genugtuung sein - und nicht nur für ihn: Der Neubau wirkt nach den Verwüstungen, die der Kommunismus angerichtet hat und die nun von einer Welle von Verwüstungen des Kapitalismus noch übertrumpft werden, wie eines der allzu wenigen Leuchtturm-Projekte auf der Suche nach einer chinesischen Moderne.
Ulf Meyer
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