Der Münchener Architekt und ehemalige Professor der TU München, Josef Wiedemann, ist tot. Er starb am 18. April im Alter von 90 Jahren.
Ähnlich wie Hans Döllgast hatte Wiedemann in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg das Stadtbild von München wesentlich mitgeprägt - anfänglich weniger mit Neubauten als mit der behutsamen Ergänzung, Sanierung und Wiederaufbau von historischen Gebäuden wie zum Beispiel der Alten Akademie in der Neuhauser Straße oder der Dresdner Bank am Promenadenplatz. Zwei zerstörte Bauten des wichtigsten bayerischen Baumeisters des Klassizismus, Leo von Klenze, konnte Wiedemann mit Umbauten für die Öffentlichkeit wieder zugänglich machen: die Glyptothek und das Odeon, das heutige Bayerische Staatsministerium des Inneren.
Seine Projekte trugen ihn den Ruf eines Nestors der bayerischen Denkmalpflege ein. Mit dieser Haltung meisterte er auch eine so schwierige Bauaufgabe wie den Neubau eines Karmeliterklosters neben dem ehemaligen Konzentrationslager Dachau.
Aber auch seine Bürobauten mit standardisierten Rasterfassaden galten als repräsentativ für den Funktionalismus der 50er und 60er Jahre.