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06.07.2006

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Modetipp für Architekten: Fliege tragen!


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„Seit wann tragen Architekten keine Fliegen mehr?“ - dieser nur auf den ersten Blick irrelevanten Frage geht die Architekturkritikerin Elizabeth Farrelly nach: „Architekten tragen schwarze Hemden, Kordjacken und kragenlose Anzüge, aber keine Fliegen mehr. Ein Indiz dafür, dass Architekten keine Gentlemen mehr sind, sondern nur noch traurige, kompromisslerische Schatten ihrer selbst?“ fragt sie rhetorisch und zitiert den Soziologen „Dr. Garry“ Stevens von seiner exzentrischen Webseite: „Architekten kleiden sich eben gerne anders. Die Fliege war das Leitmotiv des sorglosen Architekten der Moderne. Architekten möchten als chice, radikale Künstler angesehen werden, tatsächlich sind sie jedoch nur Diener der Mächtigen. Keine andere Kunst ist abhängiger von den Guten und Großen als die Baukunst. Wie kann man also die Aura von Radikalität kreieren, wo man doch im Dienst von Geld und Macht steht? Einfach eine Fliege tragen!“

Für Stevens ist die Fliege also schlicht eine Verkleidung, die die Narben der Versklavung verdeckt. Zwischen Kleidung und öffentlicher Anschauung des Berufsstandes besteht zweifellos eine enge Korrelation.
Alain de Botton etwa fragt: Warum vertrauen wir unsere ungebauten Zukunft nicht mehr? Warum wehren wir uns reflexhaft gegen den Neubau nebenan? Die Antwort in seinem Buch „The Architecture of Happiness“ lautet: Weil Architektur die Schönheit nicht mehr zum Ziel hat, sondern nur noch das Geld. Traditionell war es die Rolle des Architekten, diverse Einflüsse zu einem visuell harmonischen Ganzen zu synthetisieren. Schönheit ist dabei der einzige genuine Beitrag der Architektur zum Bauen, denn Technik, Planung, Politik, Wirtschaftlichkeit und Tragwerk können andere Professionen besser planen. Architektur ist also Ästhetik - warum ist dann so wenig gebautes schön? Hat die Architektur ihre Kernkompetenz vergessen?
Die Antwort kam der Architekturkritikerin Farrelly in der Oper: In dem Stück „The Hanging Man“ hängt sich der Architekt Edward Braff selbst auf, aus Angst, dass sein neuestes halbfertiges Werk, eine Kathedrale, nur medioker werden könnte.

Ergo: Schönheit muss wieder zu einer Sache von Leben und Tod werden. Die wahre Bedeutung der Fliege ist: den Kopf des Architekten in die Schlinge legen.

Ulf Meyer


 
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