Am 7. März 2002 wurden in Dessau die Meisterhäuser Muche/Schlemmer (Architekt: Walter Gropius, 1925/26) nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder eröffnet. Sie dienen jetzt dem Designzentrum Sachsen-Anhalt und der Stiftung Bauhaus Dessau zu Ausstellungszwecken. Architekt der Renovierungsarbeiten war Winfried Brenne aus Berlin; als Bauherr trat die Wüstenrot-Stiftung auf.
Mit der Renovierung des Doppelhauses Muche/Schlemmer an der Ebertallee 65/67 befinden sich alle heute noch erhaltenen Meisterhäuser in einem perfekt renovierten Zustand. In den voran gegangenen Jahren waren bereits die allein stehende Doppelhaushälfte Feininger und das Doppelhaus Klee/Kandinsky durch andere Architekten und Sponsoren saniert worden. Die Direktorenvilla Gropius und die Doppelhaushälfte Moholy-Nagy sind 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut worden.
Die Denkmalpflege, der Architekt sowie die Wüstenrot-Stiftung und ihr wissenschaftlicher Beirat wiesen anlässlich einer umfangreichen Pressevorbesichtigung am 6. März 2002 darauf hin, dass der denkmaltheoretische Ansatz für die Sanierung der Häuser Musche/Schlemmer sich von den Leitbildern bei der Renovierung der anderen Häuser unterschieden habe. Man habe grundsätzlich auch die Spuren der Nutzungsgeschichte, namentlich also Veränderungen aus der Nazi- und der DDR-Zeit, erhalten wollen. Während die äußere Gestalt der Meisterhäuser - auch als Zugeständnis an die Weltkulturerbe-Eigenschaft - wieder in den Zustand der Erbauungszeit versetzt worden ist, habe man im Inneren die Spuren der Geschichte ablesbar gehalten. So seien zum Beispiel auch Heizkörper aus der DDR-Zeit erhalten worden. Man habe insgesamt eine nicht-rekonstruierende Sanierung angestrebt. So sei zum Beispiel etwa 75 Prozent des bauzeitlichen Außenputzes in situ erhalten worden; bei den Häusern Klee/Kandinsky sei dagegen fast nichts mehr davon vorhanden.
Eine Besichtigung der benachbarten Häuser Klee/Kandinsky ergab allerdings einen sehr ähnlichen Gesamteindruck der Innenrenovierung, so dass viele Teilnehmer die genannten Unterschiede als eher akademisch einstuften.
Die Häuser Muche/Schlemmer waren, wie die anderen Meisterhäuser auch, zwei Mal im Laufe der Geschichte einschneidend umgestaltet worden. Zum ersten Mal geschah dies aus ideologischen Gründen Ende der dreißiger Jahre, als man die großen Atelierverglasungen zerstörte, die Volumina veränderte und die Häuser zu Wohnzwecken für Beschäftigte der Dessauer Rüstungsindustrie umbaute. Zu Beginn der DDR-Zeit wurden die Gebäude dann mit Schornsteinen an den Außenwänden ausgestattet, um Einzelöfen betreiben zu können. Außerdem ist ein bräunlicher Spritzputz aufgetragen worden. In diesem entstellenden Kleid und überdies inzwischen stark verrottet, retteten sich die Häuser über die „Wende“ (Ansicht vor der Renovierung als Zoombild hinterlegt).
Im Besitz der Stadt Dessau sind die Meisterhäuser nun alle öffentlich zugänglich gemacht worden. Am Rande der Pressebesichtigung in Dessau wurde immer wieder gemutmaßt, die Stadt wolle aus touristischen Gründen die kriegszerstörten beiden Gebäude aus dem Nichts rekonstruieren. Die Wüstenrot-Stiftung erteilte solchen Plänen eine klare Abfuhr: „Nicht mit uns!“, sagte Geschäftsführer Adlbert gegenüber dem BauNetz.
Nebenstehende Abbildung: Gartenansicht von Südosten
Als Zoombilder sind hinterlegt:
- Seitenansicht von Westen
- Treppenhaus innen mit rekonstruierter Verglasung
- farbige Fassung der Erbauungszeit im Inneren
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Fotos: Wüstenrot-Stiftung / Thomas Wolf (Gotha)