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16.05.2006
Radikale Revision
Mahnmal am Ground Zero wird zusammengekürzt - mit Kommentar
Die schwache Finanzierung, die starken Sicherheitsbedenken und lustlose Unterstützung durch die Politik führen zu immer neuen Schwierigkeiten beim Bau des Mahnmals am Ground Zero in New York. Der Entwurf von Michael Arad und Peter Walker soll einer radikalen Revision unterzogen werden. Gouverneur George Pataki, die Lower Manhattan Development Corporation und die World Trade Center Memorial Foundation drohen den Entwurf so zu überarbeiten, dass nicht viel davon übrig bleibt. Das meldet die New York Times am 11. Mai 2006. Schon zuvor hatte es wiederholt Streit um die Finanzierung des Entwurfs gegeben (BauNetz-Meldung). Vor fast genau einem Jahr war ein 1:1-Modell des Entwurfs in Kanada gebaut worden (BauNetz-Meldung).
Einer der wichtigsten Aspekte von Arads preisgekröntem Entwurf sind die unterirdischen Galerien, die seitlich von einem Vorhang aus Wasser bedeckt werden sollen und ein Becken umgeben, das die Stelle markiert, an der ehemals die beiden Superhochhäuser des World Trade Centers standen. Die Namen der Todesopfer des Terroranschlags vom 11. September 2001 sollten in die Brüstungen eingraviert werden, so dass Besucher von den Namen aufschauen und durch den Wasservorhang sehen.
„Die schiere Größe der Anlage und die Länge der Namensbänder hätten rein physisch die enorme Zerstörung ausgedrückt“, so Arad.
Diese Galerien sollen nun eingespart werden und die Gedenksteine stattdessen auf der oberirdischen Plaza ausgestellt werden. Arad und Walker können nicht öffentlich sagen, was sie über diesen dramatischen Eingriff in ihr Werk denken, wegen ihres Vertrages mit der LMDC. Aber es ist klar, dass Arad schon mit der vorherigen Entscheidung, zwei der geplanten vier Rampen, die zu den Galerien führen sollen, einzusparen, sehr unglücklich war. Denn der langsame Weg hinab zu einem friedlichen, umgreifenden Ort der Reflektion, an dem man alles andere vergisst, war ein wichtiges Element seines Entwurfs.
Doch die Gestaltung ist nicht das einzige Problem: James Kallstrom, der Sicherheitsberater des Governeurs, hat Arad nun gebeten, den Entwurf so zu reduzieren, dass die Möglichkeiten für Rucksackbombenattentate und Selbstmordversuche reduziert werden. Auch soll verhindert werden, dass jemand eine Kofferbombe oder Nervengas in das Becken werfen kann.
Das Mahnmal soll 672 Millionen Dollar kosten, budgetiert sind aber nur 500 Millionen.
Kommentar der Redaktion:
Die quälenden Streitereien um scheinbar jeden Aspekt des Wiederaufbaus in Lower Manhattan sind symptomatisch: Die Eitelkeit der Politiker und die Gier der Immobilienmagnaten sind jedoch nur ein Teil des Problems: Die Sicherheitshysterie, die derzeit von den USA auf weite Teile der Welt ausgeht, basiert auf dem Missverständnis, dass allein mit technischen Mitteln Terrorismus zu verhindern sei. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Auch wenn die Welt flächendeckend zu einem teuren, inhumanen Hochsicherheitstrakt umgebaut werden könnte, gäbe es keine Sicherheit. Terrorismus ist eine Reaktion auf eine bestimmte Politik und nicht auf Sicherheitslücken.
Ulf Meyer
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