Das Contemporary Jewish Museum in San Francisco hat am 1. Februar 2005 die überarbeiteten Pläne für Um- und Erweiterungsbauten der Öffentlichkeit vorgestellt. Daniel Libeskind musste seine Pläne, die im Frühjahr 2000 (BauNetz-Meldung vom 9. 3. 2000) bereits veröffentlicht wurden, noch einmal überarbeiten.
Die Pläne sehen den Umbau eines früheren Elektrizitätswerkes (Willis Polk, 1907) in der Jessie Street vor: Libeskind durchdringt mit einem expressiven, zackigen Bau den stark an die Bankgebäude Sullivans erinnernden Altbau. Insgesamt sollen ca. 5.700 Quadratmeter zusätzliche Veranstaltungs- und Ausstellungsflächen entstehen. Neben der ständigen Sammlung des Hauses sollen wechselnde Ausstellungen gezeigt werden; Büroräume, ein Vortragssaal mit 275 Sitzplätzen, Seminarräume, ein Media-Labor, Museums-Shop und ein Café gehören ebenfalls zum Raumprogramm.
Die Verbindung bzw. gegenseitige Durchdringung von Neu- und Altbau soll nach den Gedanken Libeskinds die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft symbolisieren. Seine bauliche Intervention ragt als silbern glänzender Kristall aus dem ehemaligen E-Werk hervor und steht mit seiner metallverkleideten Fassade im Kontrast zum verklinkerten Bau des E-Werks.
Auch diesmal basiert der Entwurf auf vielfältigen Bezugnahmen zur jüdischen Geisteswelt. So hat Libeskind den Grundriss des Neubaus aus dem hebräischen Wort „l’chaim“ („leben“) bzw. den Silben „chai“ und „yud“ abgeleitet, womit zum Ausdruck kommt, dass geistige Inhalte in der jüdischen Kultur fast ausschließlich durch Schrift und nicht durch Bilder transportiert werden. Buchstaben sind nicht nur Zeichen von Inhalten, sondern sind „substantielle Bestandteile der Geschichte, die sie erzählen,“ so Libeskind in einem Statement zum Entwurf. So erzählt das Gebäude vom jüdischen Leben und ist ein Symbol für Geschichte und Zukunft des Judentums.
Lebendig gestaltet sich auch der Innenraum, der durch schräge und schiefe Wände gebildet wird und der, ähnlich wie in Berlin, von vielen Linien durchdrungen wird, die alle möglichen Winkel und Muster bilden. Die Besucher werden wohl auch hier irritiert werden durch die ungewöhnlichen Raumfolgen und –bezüge, durch die suggestiven und befremdlichen Raumwirkungen. Jedoch dient dieses Raumkonzept weniger der Mahnung und Erinnerung, wie im Berliner Jüdischen Museum, sondern der Idee einer neuen amerikanisch-jüdischen Identität, deren „Vorstellungskraft, Kreativität und Vitalität“ damit zum Ausdruck kommen soll.
Arne Winkelmann
Zum Thema:
www.jewishmuseumsf.org