Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin hat sich in ungewöhnlicher Eindeutigkeit gegen einen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses ausgesprochen. Eine originalgetreue Rekonstruktion sei das falsche Signal, sagte Nida-Rümelin in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“, das in der Ausgabe vom 8. März 2001 veröffentlicht wird.
Der Wiederaufbau großer Teile der ehemaligen Hohenzollernresidenz sei technisch nicht möglich. Die Alternative, nur Kulissen zu errichten, komme für ihn nicht in Frage, sagte er. Er plädierte für einen Architektenwettbewerb, um auch zeitgenössische Lösungen zu prüfen. Nida-Rümelin liegt damit in etwa auf der Linie des Bundesarchitektenkammer-Präsidenten Peter Conradi (siehe BauNetz-Meldung vom 26. Januar 2001).
Die Wiederbebauung des Schlossplatzes sei im übrigen keine „Großvorhaben der Nation“, sondern eine Angelegenheit der Stadt Berlin, die auch dort entschieden werden müsse.
Auch das neue Bundeskanzleramt im Berliner Spreebogen von Axel Schultes und Charlotte Frank, das im April bezogen wird, kritisierte Nida-Rümelin in dem Interview. Er bezeichnete den Neubau als „kolossal“ und sagte: „Es gibt Architektur, die auch große Volumina filigraner nach außen darstellt, als es das neue Kanzleramt tut.“ Im Inneren hingegen sei das Gebäude so eng, dass der Kanzler noch nicht einmal mit seinen Mitarbeitern zusammen in einem Stockwerk sitzen könne.
Zahlreiche BauNetz-Meldungen zum Thema, unter anderem auch den aktuellen Aufruf der Architektur-Galerie Aedes zu einem Moratorium in der Schlossplatz-Debatte, finden Sie in der News-Datenbank unter dem Suchbegriff .